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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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III. 3. Chronologie der Pentekontaetie.
zug des Perikles, und das nächste nachher, der zug Kimons nach Kypros,
den er ausdrücklich unmittelbar auf den abschluss des fünfjährigen friedens
folgen lässt, 449 statt fand. so datirt ihn Diodor, und da er mit ihm
ein buch beginnt, so darf man ihm zutrauen, dass er sich über dieses
datum vergewissert hat. dass er dem zuge zwei jahre gibt, ist für die
attischen zutreffend, nur für seine chronologie verwirrend. das ganze
renkt sich gut ein, und so darf man auch über die nächsten ereignisse bis zu
dem festen punkte des dreissigjährigen friedens unter Kallimachos, winter
446/513), urteilen, hinter dem dann wieder der samische krieg vom herbst
441 bis zum sommer 440 auf die archonten Timokles und Morychides
durch die chronik (schol. Wesp. 283) in übereinstimmung mit der jahr-
zählung des Thukydides (115) fixirt ist.14)

Tabelle.Ich lasse nun eine tabelle folgen, die zwar nichts neues mehr liefert,
aber durch die anordnung nach den attischen beamten das verständnis
stark erleichtern wird; wer in attischer geschichte arbeiten will, muss
mit attischer zeit rechnen. so verkehrt der gänzlich unberechtigte pedan-
tismus der olympiadenzählung ist, die den attischen quellen fremd ist,
so abscheulich ist die beliebte fiction, die ein archontenjahr mit einem
unserer zeitrechnung gleich setzt: der forscher muss die chronik recon-
struiren. ich habe alle archontennamen mit griechischen lettern ge-
schrieben, die urkundlich oder sonst durch genügende zeugnisse ge-

13) Vgl. Herm. 20, 481. den namen des archons Kallimachos nennt Diodor
noch innerhalb seines wertvollen berichtes über die gründung von Thurii XII 10.
das war eigentlich für ihn überflüssig, aber es ist sehr verkehrt, den namen zu
streichen. denn seine vorlage für diese dinge des westens rechnete natürlich nicht
nach attischen jahren, handelte aber sehr recht und in einklang mit der weise selbst
des Thukydides, wenn sie bei wichtigen ereignissen auch eine fremde datirung
beifügte.
14) Die bekannte liste der zehn feldherren, die Androtion erhalten hat, gilt
den zehn, die nach Thukydides 116 alle gegen Samos aufgebrochen sind. da die
drei 117 genannten zu ihnen nicht gehören, ist dazwischen jahreswechsel, beginnt
also das jahr des Morychides. folglich waren jene 10 und unter ihnen Sophokles
unter Timokles strategen. folglich müsste Sophokles unter Diphilos, frühjahr 441
mit der Antigone gesiegt haben, wenn sie unmittelbar den anlass zu seiner wahl
gab. das hat er nicht: für jenes jahr steht durch die parische chronik der sieg des
Euripides fest. die zahlenangaben in der Sophoklesvita sind verdorben oder ver-
wirrt. im jahre vor Diphilos, unter Lysanias 443/2, war Sophokles Ellenotamias
und hatte viel zu tun, da eine neue schätzung stattfand. so muss man leider zu-
geben, dass ein festes datum für die Antigone nicht vorhanden ist -- wenn er über-
haupt mit ihr gesiegt hat. aber dass wir das post hoc als die veranlassung zu dem
propter hoc der biographen festhalten dürfen, scheint mir immer noch richtig.

III. 3. Chronologie der Pentekontaetie.
zug des Perikles, und das nächste nachher, der zug Kimons nach Kypros,
den er ausdrücklich unmittelbar auf den abschluſs des fünfjährigen friedens
folgen läſst, 449 statt fand. so datirt ihn Diodor, und da er mit ihm
ein buch beginnt, so darf man ihm zutrauen, daſs er sich über dieses
datum vergewissert hat. daſs er dem zuge zwei jahre gibt, ist für die
attischen zutreffend, nur für seine chronologie verwirrend. das ganze
renkt sich gut ein, und so darf man auch über die nächsten ereignisse bis zu
dem festen punkte des dreiſsigjährigen friedens unter Kallimachos, winter
446/513), urteilen, hinter dem dann wieder der samische krieg vom herbst
441 bis zum sommer 440 auf die archonten Timokles und Morychides
durch die chronik (schol. Wesp. 283) in übereinstimmung mit der jahr-
zählung des Thukydides (115) fixirt ist.14)

Tabelle.Ich lasse nun eine tabelle folgen, die zwar nichts neues mehr liefert,
aber durch die anordnung nach den attischen beamten das verständnis
stark erleichtern wird; wer in attischer geschichte arbeiten will, muſs
mit attischer zeit rechnen. so verkehrt der gänzlich unberechtigte pedan-
tismus der olympiadenzählung ist, die den attischen quellen fremd ist,
so abscheulich ist die beliebte fiction, die ein archontenjahr mit einem
unserer zeitrechnung gleich setzt: der forscher muſs die chronik recon-
struiren. ich habe alle archontennamen mit griechischen lettern ge-
schrieben, die urkundlich oder sonst durch genügende zeugnisse ge-

13) Vgl. Herm. 20, 481. den namen des archons Kallimachos nennt Diodor
noch innerhalb seines wertvollen berichtes über die gründung von Thurii XII 10.
das war eigentlich für ihn überflüssig, aber es ist sehr verkehrt, den namen zu
streichen. denn seine vorlage für diese dinge des westens rechnete natürlich nicht
nach attischen jahren, handelte aber sehr recht und in einklang mit der weise selbst
des Thukydides, wenn sie bei wichtigen ereignissen auch eine fremde datirung
beifügte.
14) Die bekannte liste der zehn feldherren, die Androtion erhalten hat, gilt
den zehn, die nach Thukydides 116 alle gegen Samos aufgebrochen sind. da die
drei 117 genannten zu ihnen nicht gehören, ist dazwischen jahreswechsel, beginnt
also das jahr des Morychides. folglich waren jene 10 und unter ihnen Sophokles
unter Timokles strategen. folglich müſste Sophokles unter Diphilos, frühjahr 441
mit der Antigone gesiegt haben, wenn sie unmittelbar den anlaſs zu seiner wahl
gab. das hat er nicht: für jenes jahr steht durch die parische chronik der sieg des
Euripides fest. die zahlenangaben in der Sophoklesvita sind verdorben oder ver-
wirrt. im jahre vor Diphilos, unter Lysanias 443/2, war Sophokles Ἑλληνοταμίας
und hatte viel zu tun, da eine neue schätzung stattfand. so muſs man leider zu-
geben, daſs ein festes datum für die Antigone nicht vorhanden ist — wenn er über-
haupt mit ihr gesiegt hat. aber daſs wir das post hoc als die veranlassung zu dem
propter hoc der biographen festhalten dürfen, scheint mir immer noch richtig.
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[298/0308] III. 3. Chronologie der Pentekontaetie. zug des Perikles, und das nächste nachher, der zug Kimons nach Kypros, den er ausdrücklich unmittelbar auf den abschluſs des fünfjährigen friedens folgen läſst, 449 statt fand. so datirt ihn Diodor, und da er mit ihm ein buch beginnt, so darf man ihm zutrauen, daſs er sich über dieses datum vergewissert hat. daſs er dem zuge zwei jahre gibt, ist für die attischen zutreffend, nur für seine chronologie verwirrend. das ganze renkt sich gut ein, und so darf man auch über die nächsten ereignisse bis zu dem festen punkte des dreiſsigjährigen friedens unter Kallimachos, winter 446/5 13), urteilen, hinter dem dann wieder der samische krieg vom herbst 441 bis zum sommer 440 auf die archonten Timokles und Morychides durch die chronik (schol. Wesp. 283) in übereinstimmung mit der jahr- zählung des Thukydides (115) fixirt ist. 14) Ich lasse nun eine tabelle folgen, die zwar nichts neues mehr liefert, aber durch die anordnung nach den attischen beamten das verständnis stark erleichtern wird; wer in attischer geschichte arbeiten will, muſs mit attischer zeit rechnen. so verkehrt der gänzlich unberechtigte pedan- tismus der olympiadenzählung ist, die den attischen quellen fremd ist, so abscheulich ist die beliebte fiction, die ein archontenjahr mit einem unserer zeitrechnung gleich setzt: der forscher muſs die chronik recon- struiren. ich habe alle archontennamen mit griechischen lettern ge- schrieben, die urkundlich oder sonst durch genügende zeugnisse ge- Tabelle. 13) Vgl. Herm. 20, 481. den namen des archons Kallimachos nennt Diodor noch innerhalb seines wertvollen berichtes über die gründung von Thurii XII 10. das war eigentlich für ihn überflüssig, aber es ist sehr verkehrt, den namen zu streichen. denn seine vorlage für diese dinge des westens rechnete natürlich nicht nach attischen jahren, handelte aber sehr recht und in einklang mit der weise selbst des Thukydides, wenn sie bei wichtigen ereignissen auch eine fremde datirung beifügte. 14) Die bekannte liste der zehn feldherren, die Androtion erhalten hat, gilt den zehn, die nach Thukydides 116 alle gegen Samos aufgebrochen sind. da die drei 117 genannten zu ihnen nicht gehören, ist dazwischen jahreswechsel, beginnt also das jahr des Morychides. folglich waren jene 10 und unter ihnen Sophokles unter Timokles strategen. folglich müſste Sophokles unter Diphilos, frühjahr 441 mit der Antigone gesiegt haben, wenn sie unmittelbar den anlaſs zu seiner wahl gab. das hat er nicht: für jenes jahr steht durch die parische chronik der sieg des Euripides fest. die zahlenangaben in der Sophoklesvita sind verdorben oder ver- wirrt. im jahre vor Diphilos, unter Lysanias 443/2, war Sophokles Ἑλληνοταμίας und hatte viel zu tun, da eine neue schätzung stattfand. so muſs man leider zu- geben, daſs ein festes datum für die Antigone nicht vorhanden ist — wenn er über- haupt mit ihr gesiegt hat. aber daſs wir das post hoc als die veranlassung zu dem propter hoc der biographen festhalten dürfen, scheint mir immer noch richtig.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/308>, abgerufen am 24.11.2024.