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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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Die jahre 466--55.
gerade da tritt als urkundliche bestätigung die verlustliste der Erechtheis
I 433 ein. diese vier schlachten sind tatsächlich in demselben kriegsjahr,
458 bis zum Pyanopsion, unter Philokles und in den ersten drei monaten
des Habron geschlagen.

Derselbe stein führt eine anzahl krieger auf, die in Kypros und
Aegypten gefallen sind. das harmonirt mit Thukydides, der den beginn
der aegyptischen expedition zwischen den anschluss von Megara und
die schlacht bei Halieis stellt, ohne eine nähere zeitliche relation zu
geben. da jedoch die attische flotte schon auf Kypros war, als Athen
sich für das bündnis mit Inaros entschied, so wird man den anfang der
expedition noch in das jahr 459 rücken. das gestattet der stein sehr
gut: denn dass die gebeine der auf Kypros im sommer 459 gefallenen
alle schon 459 anfang october zum totenfeste heimgeführt gewesen
wären, ist wirklich nicht zu verlangen. der krieg dauerte sechs jahre,
das sind nach Thukydides sechs sommer; da der erste 459 fest steht,
so ist der letzte 454. der bericht über die letzten ereignisse auf dem
aegyptischen kriegsschauplatze steht zwischen dem zuge des Tolmides
um den Peloponnes, unter Kallias 456/5 fixirt, und dem zuge der Athener
nach Thessalien12) unter hilfleistung der Amphiktionen; eine folge davon,
ein bündnis mit den Phokern, ist urkundlich (IV p. 8) für das jahr des
Ariston 454/3 gesichert. es bleibt einiger spielraum noch, aber da die
neuordnung der mittelgriechischen verhältnisse nach Oinophyta, das in
den spätsommer 457 fällt, ein jahr reichlich ausfüllen dürfte, so scheint
es geratener den zug des Tolmides in die erste hälfte 455 zu rücken.
im nächsten frühjahr, 454, gieng dann die entsatzflotte nach Memphis,
die zu spät kam und in den untergang hineingezogen ward. gleichzeitig
ward zu lande der zug nach Thessalien unternommen. 454 folgen passend
die züge des Perikles gegen Sikyon und Akarnanien und dann, in dem
nächsten attischen jahre, nach der Chersones. dass die jahre 452. 451.
450 die drei von Thukydides als ereignislos bezeichneten sind, ist sicher,
wenn das letzte von ihm vorher erwähnte ereignis 453 fiel, das ist der

12) Myronides wird als feldherr von Diodor XI 83 genannt, wol glaublich.
XI 85 unter Sosistratos, also in dem jahre, wo der zug wirklich stattfand, com-
mandirt Tolmides in Boeotien. allein das hängt wol damit zusammen, dass dieser
nachher in Euboia auftritt und landlose verteilt, 88. allerdings ist mittlerweile der
archon Lysikrates geworden, 453/2, aber Diodor hat hier den zug des Perikles, zu
dem der des Tolmides eine parallele action ist, auf drei seiner jahre verteilt. im ein-
zelnen ist also sehr wenig verlass auf diese daten. übrigens scheint es fast, als
hätte Perikles erst durch das scheitern der aegyptischen expedition die zügel wieder
fest in die hände bekommen.

Die jahre 466—55.
gerade da tritt als urkundliche bestätigung die verlustliste der Erechtheis
I 433 ein. diese vier schlachten sind tatsächlich in demselben kriegsjahr,
458 bis zum Pyanopsion, unter Philokles und in den ersten drei monaten
des Habron geschlagen.

Derselbe stein führt eine anzahl krieger auf, die in Kypros und
Aegypten gefallen sind. das harmonirt mit Thukydides, der den beginn
der aegyptischen expedition zwischen den anschluſs von Megara und
die schlacht bei Halieis stellt, ohne eine nähere zeitliche relation zu
geben. da jedoch die attische flotte schon auf Kypros war, als Athen
sich für das bündnis mit Inaros entschied, so wird man den anfang der
expedition noch in das jahr 459 rücken. das gestattet der stein sehr
gut: denn daſs die gebeine der auf Kypros im sommer 459 gefallenen
alle schon 459 anfang october zum totenfeste heimgeführt gewesen
wären, ist wirklich nicht zu verlangen. der krieg dauerte sechs jahre,
das sind nach Thukydides sechs sommer; da der erste 459 fest steht,
so ist der letzte 454. der bericht über die letzten ereignisse auf dem
aegyptischen kriegsschauplatze steht zwischen dem zuge des Tolmides
um den Peloponnes, unter Kallias 456/5 fixirt, und dem zuge der Athener
nach Thessalien12) unter hilfleistung der Amphiktionen; eine folge davon,
ein bündnis mit den Phokern, ist urkundlich (IV p. 8) für das jahr des
Ariston 454/3 gesichert. es bleibt einiger spielraum noch, aber da die
neuordnung der mittelgriechischen verhältnisse nach Oinophyta, das in
den spätsommer 457 fällt, ein jahr reichlich ausfüllen dürfte, so scheint
es geratener den zug des Tolmides in die erste hälfte 455 zu rücken.
im nächsten frühjahr, 454, gieng dann die entsatzflotte nach Memphis,
die zu spät kam und in den untergang hineingezogen ward. gleichzeitig
ward zu lande der zug nach Thessalien unternommen. 454 folgen passend
die züge des Perikles gegen Sikyon und Akarnanien und dann, in dem
nächsten attischen jahre, nach der Chersones. daſs die jahre 452. 451.
450 die drei von Thukydides als ereignislos bezeichneten sind, ist sicher,
wenn das letzte von ihm vorher erwähnte ereignis 453 fiel, das ist der

12) Myronides wird als feldherr von Diodor XI 83 genannt, wol glaublich.
XI 85 unter Sosistratos, also in dem jahre, wo der zug wirklich stattfand, com-
mandirt Tolmides in Boeotien. allein das hängt wol damit zusammen, daſs dieser
nachher in Euboia auftritt und landlose verteilt, 88. allerdings ist mittlerweile der
archon Lysikrates geworden, 453/2, aber Diodor hat hier den zug des Perikles, zu
dem der des Tolmides eine parallele action ist, auf drei seiner jahre verteilt. im ein-
zelnen ist also sehr wenig verlaſs auf diese daten. übrigens scheint es fast, als
hätte Perikles erst durch das scheitern der aegyptischen expedition die zügel wieder
fest in die hände bekommen.
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[297/0307] Die jahre 466—55. gerade da tritt als urkundliche bestätigung die verlustliste der Erechtheis I 433 ein. diese vier schlachten sind tatsächlich in demselben kriegsjahr, 458 bis zum Pyanopsion, unter Philokles und in den ersten drei monaten des Habron geschlagen. Derselbe stein führt eine anzahl krieger auf, die in Kypros und Aegypten gefallen sind. das harmonirt mit Thukydides, der den beginn der aegyptischen expedition zwischen den anschluſs von Megara und die schlacht bei Halieis stellt, ohne eine nähere zeitliche relation zu geben. da jedoch die attische flotte schon auf Kypros war, als Athen sich für das bündnis mit Inaros entschied, so wird man den anfang der expedition noch in das jahr 459 rücken. das gestattet der stein sehr gut: denn daſs die gebeine der auf Kypros im sommer 459 gefallenen alle schon 459 anfang october zum totenfeste heimgeführt gewesen wären, ist wirklich nicht zu verlangen. der krieg dauerte sechs jahre, das sind nach Thukydides sechs sommer; da der erste 459 fest steht, so ist der letzte 454. der bericht über die letzten ereignisse auf dem aegyptischen kriegsschauplatze steht zwischen dem zuge des Tolmides um den Peloponnes, unter Kallias 456/5 fixirt, und dem zuge der Athener nach Thessalien 12) unter hilfleistung der Amphiktionen; eine folge davon, ein bündnis mit den Phokern, ist urkundlich (IV p. 8) für das jahr des Ariston 454/3 gesichert. es bleibt einiger spielraum noch, aber da die neuordnung der mittelgriechischen verhältnisse nach Oinophyta, das in den spätsommer 457 fällt, ein jahr reichlich ausfüllen dürfte, so scheint es geratener den zug des Tolmides in die erste hälfte 455 zu rücken. im nächsten frühjahr, 454, gieng dann die entsatzflotte nach Memphis, die zu spät kam und in den untergang hineingezogen ward. gleichzeitig ward zu lande der zug nach Thessalien unternommen. 454 folgen passend die züge des Perikles gegen Sikyon und Akarnanien und dann, in dem nächsten attischen jahre, nach der Chersones. daſs die jahre 452. 451. 450 die drei von Thukydides als ereignislos bezeichneten sind, ist sicher, wenn das letzte von ihm vorher erwähnte ereignis 453 fiel, das ist der 12) Myronides wird als feldherr von Diodor XI 83 genannt, wol glaublich. XI 85 unter Sosistratos, also in dem jahre, wo der zug wirklich stattfand, com- mandirt Tolmides in Boeotien. allein das hängt wol damit zusammen, daſs dieser nachher in Euboia auftritt und landlose verteilt, 88. allerdings ist mittlerweile der archon Lysikrates geworden, 453/2, aber Diodor hat hier den zug des Perikles, zu dem der des Tolmides eine parallele action ist, auf drei seiner jahre verteilt. im ein- zelnen ist also sehr wenig verlaſs auf diese daten. übrigens scheint es fast, als hätte Perikles erst durch das scheitern der aegyptischen expedition die zügel wieder fest in die hände bekommen.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/307>, abgerufen am 24.11.2024.