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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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III. 6. Das siebente pythische gedicht des Pindaros.
wäre. denn in allen städten erzählt man sich von den Athenern, die
Apollons haus in Pytho zu einem wunderwerk gemacht haben.5) und
von dir und deinem geschlechte, Megakles, weiss ich fünf isthmische,
einen olympischen, zwei pythische siege. über den neuen erfolg freue
ich mich etwas, aber das ist mir schmerzlich, dass neid die edlen taten
vergilt. indessen das sprichwort sagt, dass der segen, der dem manne
beständig blühen soll, das eine wie das andere (leid und freude) mit sich
bringt."

Das ist einfach, und wenn er einfach redet, denkt sich Pindaros
immer am meisten. die Alkmeoniden haben eine thallousa eudaimonia,
und dass sie für grosse taten neid ernten, beeinträchtigt diese nicht,
sondern macht sie nur beständig, weil tiktei koros ubrin. ihnen bringt
ihr glück ta kai ta, wie Pindar gerne sagt (Ol. 2, 53. Isthm. 5, 46),
aber auch Theognis 398. die wechselvollen geschicke des geschlechtes
seit 120 jahren, in denen es doch immer eudaimon geblieben ist, passen
wol zu dem spruche. das letzte ist der erfreuliche sieg. aber der
dichter hat keine rechte freude, khairo ti sagt er. er sieht mit be-
kümmernis phthonon ameibomenon ta kala werga. gewiss sagt er ähn-
liches oft, aber meist warnend, hier dagegen tröstet er. was den ruhm
des pythischen sieges überwiegt, muss mehr sein als übles gerede,
unpopularität: nur wegen eines wirklichen schlages tröstet man. die
scholien haben das gefühlt und darum an den tod des Hippokrates
erinnert: aber in dem ist kein phthonos. wer möchte leugnen, dass der
ostrakismos, an den ältere erklärer auch gedacht haben, auf das treff-
lichste passt, zumal er die tyrannenvertreiber als tyrannenfreunde traf,
wie wir jetzt aus der chronik wissen?

Das ist die epode. die strophen führen aus: Athens ruhm ist der
Alkmeoniden ruhm, beide fallen zusammen. zum preise des Megakles
schickt sich nichts so gut wie der ruhm der megaloptolies Athanai6);

consonantischen anlaut fordert das versmass: es sind zwei durch synaphie gebundene
glykoneen verschiedener form.
5) Apollon wird angeredet: das ist nicht die müssige apostrophe späterer rhe-
torischer poesie, sondern das siegesfest gilt dem gotte, der den sieg gegeben hat.
aber in Delphi, das daneben erwähnt wird, ist es nicht gesungen. die überlieferung
oi teon te domon ... thaeton eteuxan ist unerträglich; die partikel te muss fort. Bergks
teon temenos ist hübsch, aber methode hat es nicht gefunden, denn mit domon,
einem poetischen worte, glossirt kein Grieche. die voralexandrinischen corruptelen
nicht zu heilen müssen wir uns gerade in den gut erhaltenen dichtern leider nur
zu oft bescheiden.
6) Das bedeutet nichts als 'Athen die grosse stadt' vgl. Herakl. II 182.

III. 6. Das siebente pythische gedicht des Pindaros.
wäre. denn in allen städten erzählt man sich von den Athenern, die
Apollons haus in Pytho zu einem wunderwerk gemacht haben.5) und
von dir und deinem geschlechte, Megakles, weiſs ich fünf isthmische,
einen olympischen, zwei pythische siege. über den neuen erfolg freue
ich mich etwas, aber das ist mir schmerzlich, daſs neid die edlen taten
vergilt. indessen das sprichwort sagt, daſs der segen, der dem manne
beständig blühen soll, das eine wie das andere (leid und freude) mit sich
bringt.”

Das ist einfach, und wenn er einfach redet, denkt sich Pindaros
immer am meisten. die Alkmeoniden haben eine ϑάλλουσα εὐδαιμονία,
und daſs sie für groſse taten neid ernten, beeinträchtigt diese nicht,
sondern macht sie nur beständig, weil τίκτει κόϱος ύβϱιν. ihnen bringt
ihr glück τὰ καὶ τά, wie Pindar gerne sagt (Ol. 2, 53. Isthm. 5, 46),
aber auch Theognis 398. die wechselvollen geschicke des geschlechtes
seit 120 jahren, in denen es doch immer εὐδαίμων geblieben ist, passen
wol zu dem spruche. das letzte ist der erfreuliche sieg. aber der
dichter hat keine rechte freude, χαίϱω τι sagt er. er sieht mit be-
kümmernis φϑόνον ἀμειβόμενον τὰ καλὰ ϝέϱγα. gewiſs sagt er ähn-
liches oft, aber meist warnend, hier dagegen tröstet er. was den ruhm
des pythischen sieges überwiegt, muſs mehr sein als übles gerede,
unpopularität: nur wegen eines wirklichen schlages tröstet man. die
scholien haben das gefühlt und darum an den tod des Hippokrates
erinnert: aber in dem ist kein φϑόνος. wer möchte leugnen, daſs der
ostrakismos, an den ältere erklärer auch gedacht haben, auf das treff-
lichste paſst, zumal er die tyrannenvertreiber als tyrannenfreunde traf,
wie wir jetzt aus der chronik wissen?

Das ist die epode. die strophen führen aus: Athens ruhm ist der
Alkmeoniden ruhm, beide fallen zusammen. zum preise des Megakles
schickt sich nichts so gut wie der ruhm der μεγαλοπτόλιες Ἀϑᾶναι6);

consonantischen anlaut fordert das versmaſs: es sind zwei durch synaphie gebundene
glykoneen verschiedener form.
5) Apollon wird angeredet: das ist nicht die müssige apostrophe späterer rhe-
torischer poesie, sondern das siegesfest gilt dem gotte, der den sieg gegeben hat.
aber in Delphi, das daneben erwähnt wird, ist es nicht gesungen. die überlieferung
οἳ τεόν τε δόμον … ϑαητὸν ἔτευξαν ist unerträglich; die partikel τε muſs fort. Bergks
τεὸν τέμενος ist hübsch, aber methode hat es nicht gefunden, denn mit δόμον,
einem poetischen worte, glossirt kein Grieche. die voralexandrinischen corruptelen
nicht zu heilen müssen wir uns gerade in den gut erhaltenen dichtern leider nur
zu oft bescheiden.
6) Das bedeutet nichts als ‘Athen die groſse stadt’ vgl. Herakl. II 182.
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[326/0336] III. 6. Das siebente pythische gedicht des Pindaros. wäre. denn in allen städten erzählt man sich von den Athenern, die Apollons haus in Pytho zu einem wunderwerk gemacht haben. 5) und von dir und deinem geschlechte, Megakles, weiſs ich fünf isthmische, einen olympischen, zwei pythische siege. über den neuen erfolg freue ich mich etwas, aber das ist mir schmerzlich, daſs neid die edlen taten vergilt. indessen das sprichwort sagt, daſs der segen, der dem manne beständig blühen soll, das eine wie das andere (leid und freude) mit sich bringt.” Das ist einfach, und wenn er einfach redet, denkt sich Pindaros immer am meisten. die Alkmeoniden haben eine ϑάλλουσα εὐδαιμονία, und daſs sie für groſse taten neid ernten, beeinträchtigt diese nicht, sondern macht sie nur beständig, weil τίκτει κόϱος ύβϱιν. ihnen bringt ihr glück τὰ καὶ τά, wie Pindar gerne sagt (Ol. 2, 53. Isthm. 5, 46), aber auch Theognis 398. die wechselvollen geschicke des geschlechtes seit 120 jahren, in denen es doch immer εὐδαίμων geblieben ist, passen wol zu dem spruche. das letzte ist der erfreuliche sieg. aber der dichter hat keine rechte freude, χαίϱω τι sagt er. er sieht mit be- kümmernis φϑόνον ἀμειβόμενον τὰ καλὰ ϝέϱγα. gewiſs sagt er ähn- liches oft, aber meist warnend, hier dagegen tröstet er. was den ruhm des pythischen sieges überwiegt, muſs mehr sein als übles gerede, unpopularität: nur wegen eines wirklichen schlages tröstet man. die scholien haben das gefühlt und darum an den tod des Hippokrates erinnert: aber in dem ist kein φϑόνος. wer möchte leugnen, daſs der ostrakismos, an den ältere erklärer auch gedacht haben, auf das treff- lichste paſst, zumal er die tyrannenvertreiber als tyrannenfreunde traf, wie wir jetzt aus der chronik wissen? Das ist die epode. die strophen führen aus: Athens ruhm ist der Alkmeoniden ruhm, beide fallen zusammen. zum preise des Megakles schickt sich nichts so gut wie der ruhm der μεγαλοπτόλιες Ἀϑᾶναι 6); 4) 5) Apollon wird angeredet: das ist nicht die müssige apostrophe späterer rhe- torischer poesie, sondern das siegesfest gilt dem gotte, der den sieg gegeben hat. aber in Delphi, das daneben erwähnt wird, ist es nicht gesungen. die überlieferung οἳ τεόν τε δόμον … ϑαητὸν ἔτευξαν ist unerträglich; die partikel τε muſs fort. Bergks τεὸν τέμενος ist hübsch, aber methode hat es nicht gefunden, denn mit δόμον, einem poetischen worte, glossirt kein Grieche. die voralexandrinischen corruptelen nicht zu heilen müssen wir uns gerade in den gut erhaltenen dichtern leider nur zu oft bescheiden. 6) Das bedeutet nichts als ‘Athen die groſse stadt’ vgl. Herakl. II 182. 4) consonantischen anlaut fordert das versmaſs: es sind zwei durch synaphie gebundene glykoneen verschiedener form.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/336>, abgerufen am 24.11.2024.