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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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III. 6. Das siebente pythische gedicht des Pindaros.
niden, und schön ist es auch. das habe ich immer mit herzensfreude
gelesen, da ich gern wie Herodotos und Pindaros empfinde. aber es
hat doch einen ganz anderen klang, wenn Megakles so sich loben lässt,
eben als er von dem phthoneros demos schlecht behandelt ist. right or
wrong, my country
, ist nicht vielen Hellenen aufgegangen: der enkel
des Megakles wird in Sparta ganz anders reden. es liegt hier auch
der ganze adelsstolz darin, dass Athen mindestens eben so viel von dem
ruhme der Alkmeoniden hat als umgekehrt. und Megakles, obwol er,
wie sich gehörte, 480 unter die verteidiger seiner heimat getreten ist,
war ein politisch wenig bedeutender herr; seine schwester Agariste hat
mehr von dem ächten Alkmeonidensinne geerbt oder doch vererbt als
er. aber der dichter, der hier zu uns spricht, allerdings in einem werke
seiner unreifen jugend (erst die schweren seelenkämpfe von 481--79
haben ihn zum manne und zum dichter gereift), war ein mann mit den
vorurteilen des adels, aber auch mit seinen vorzügen, jeder zoll ein
ehrenmann und ein edelmann, der, so schwer es ihm gefallen ist, right
or wrong my country
seinem Theben gegenüber hoch gehalten hat, und
über dem herben stolze auf die suggenes phua das noblesse oblige nie
vergessen. er fand in sich die stimmung, wie ein patriot und ein wahr-
haft vornehmer mann, stolz aber ohne groll, den ostrakismos ertragen
soll. erst seit zeit und veranlassung des gedichtes feststeht, kommt dem
leser voll zu bewusstsein, was es will und was es taugt.

Aber Pindaros geht uns hier nichts an: nur das historische document
wollten wir einreihen, und wir brauchten das datum. mögen die an-
hänger der Pausaniaschronologie der Pythiaden sehen, wie sie diese
neue instanz beseitigen.



III. 6. Das siebente pythische gedicht des Pindaros.
niden, und schön ist es auch. das habe ich immer mit herzensfreude
gelesen, da ich gern wie Herodotos und Pindaros empfinde. aber es
hat doch einen ganz anderen klang, wenn Megakles so sich loben läſst,
eben als er von dem φϑονεϱὸς δῆμος schlecht behandelt ist. right or
wrong, my country
, ist nicht vielen Hellenen aufgegangen: der enkel
des Megakles wird in Sparta ganz anders reden. es liegt hier auch
der ganze adelsstolz darin, daſs Athen mindestens eben so viel von dem
ruhme der Alkmeoniden hat als umgekehrt. und Megakles, obwol er,
wie sich gehörte, 480 unter die verteidiger seiner heimat getreten ist,
war ein politisch wenig bedeutender herr; seine schwester Agariste hat
mehr von dem ächten Alkmeonidensinne geerbt oder doch vererbt als
er. aber der dichter, der hier zu uns spricht, allerdings in einem werke
seiner unreifen jugend (erst die schweren seelenkämpfe von 481—79
haben ihn zum manne und zum dichter gereift), war ein mann mit den
vorurteilen des adels, aber auch mit seinen vorzügen, jeder zoll ein
ehrenmann und ein edelmann, der, so schwer es ihm gefallen ist, right
or wrong my country
seinem Theben gegenüber hoch gehalten hat, und
über dem herben stolze auf die συγγενὴς φυά das noblesse oblige nie
vergessen. er fand in sich die stimmung, wie ein patriot und ein wahr-
haft vornehmer mann, stolz aber ohne groll, den ostrakismos ertragen
soll. erst seit zeit und veranlassung des gedichtes feststeht, kommt dem
leser voll zu bewuſstsein, was es will und was es taugt.

Aber Pindaros geht uns hier nichts an: nur das historische document
wollten wir einreihen, und wir brauchten das datum. mögen die an-
hänger der Pausaniaschronologie der Pythiaden sehen, wie sie diese
neue instanz beseitigen.



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[328/0338] III. 6. Das siebente pythische gedicht des Pindaros. niden, und schön ist es auch. das habe ich immer mit herzensfreude gelesen, da ich gern wie Herodotos und Pindaros empfinde. aber es hat doch einen ganz anderen klang, wenn Megakles so sich loben läſst, eben als er von dem φϑονεϱὸς δῆμος schlecht behandelt ist. right or wrong, my country, ist nicht vielen Hellenen aufgegangen: der enkel des Megakles wird in Sparta ganz anders reden. es liegt hier auch der ganze adelsstolz darin, daſs Athen mindestens eben so viel von dem ruhme der Alkmeoniden hat als umgekehrt. und Megakles, obwol er, wie sich gehörte, 480 unter die verteidiger seiner heimat getreten ist, war ein politisch wenig bedeutender herr; seine schwester Agariste hat mehr von dem ächten Alkmeonidensinne geerbt oder doch vererbt als er. aber der dichter, der hier zu uns spricht, allerdings in einem werke seiner unreifen jugend (erst die schweren seelenkämpfe von 481—79 haben ihn zum manne und zum dichter gereift), war ein mann mit den vorurteilen des adels, aber auch mit seinen vorzügen, jeder zoll ein ehrenmann und ein edelmann, der, so schwer es ihm gefallen ist, right or wrong my country seinem Theben gegenüber hoch gehalten hat, und über dem herben stolze auf die συγγενὴς φυά das noblesse oblige nie vergessen. er fand in sich die stimmung, wie ein patriot und ein wahr- haft vornehmer mann, stolz aber ohne groll, den ostrakismos ertragen soll. erst seit zeit und veranlassung des gedichtes feststeht, kommt dem leser voll zu bewuſstsein, was es will und was es taugt. Aber Pindaros geht uns hier nichts an: nur das historische document wollten wir einreihen, und wir brauchten das datum. mögen die an- hänger der Pausaniaschronologie der Pythiaden sehen, wie sie diese neue instanz beseitigen.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/338>, abgerufen am 24.11.2024.