Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.Aristarch. upomnema zum Rhesos. viel gutes haben stiften können, und die einzige stelle, wo sein nameerscheint 69), zeigt ihn auch als den verteidiger des wahren. entsprechend steht es im Pindar; aber ebenda ermisst man leicht die schranken seines könnens. die vollkommene anistoresie, die für seine philologie charakte- ristisch ist, rächt sich empfindlich. so hat er im Aristophanes, wo seine eigentümlichen vorzüge sich noch weniger entfalten konnten, nur wenig geleistet. und auch die tragiker haben von ihm und seinen nächsten an- hängern wenigstens keine kenntliche förderung erhalten. Unsere überlieferung über die leistungen der einzelnen grammatiker 69) Zu Rhes. 540. denn Alk. 1154 ist der name aus Aristoteles verdorben, wie Harpokration s. v. tetrarkhia lehrt. 70) Zum Rhesos muss er ein upomnema verfasst haben. sonst in einem zetema Phoen. 208. über Parmeniskos Robert Eratosth. 229. 71) Zu Med. 1 Timakhidas agnoesas, 167 T. epi ta prokheira pasin enekhtheis, hier wird er mit mythographischer gelehrsamkeit bekämpft, und da Didymos den Parmeniskos in ähnlicher weise 273 zurückweist, auch den Apollodoros von Tarsos 148, 169 citirt, so werden wir ihm alle diese citate verdanken. 72) Darunter sind einige, über die man gar nichts vermuten darf oder mag.
Aischines, E. Or. 12, 1371, welch letztere stelle wenigstens den anschein hat, als suchte er den von Aristophanes gerügten widerspruch zu beseitigen. Praxiphanes, S. OK. 900, der unmöglich der bekannte schüler des Aristoteles sein kann, Hellanikos, S. Phil. 201, der allerdings höchstens ein Herodoterklärer sein könnte und von Schrader (de not. crit. 27) für den Zenodoteer gehalten wird. aber es ist wol eher irgend ein misverständnis oder autoschediasma, und der historiker gemeint. Aristarch. ὑπόμνημα zum Rhesos. viel gutes haben stiften können, und die einzige stelle, wo sein nameerscheint 69), zeigt ihn auch als den verteidiger des wahren. entsprechend steht es im Pindar; aber ebenda ermiſst man leicht die schranken seines könnens. die vollkommene anistoresie, die für seine philologie charakte- ristisch ist, rächt sich empfindlich. so hat er im Aristophanes, wo seine eigentümlichen vorzüge sich noch weniger entfalten konnten, nur wenig geleistet. und auch die tragiker haben von ihm und seinen nächsten an- hängern wenigstens keine kenntliche förderung erhalten. Unsere überlieferung über die leistungen der einzelnen grammatiker 69) Zu Rhes. 540. denn Alk. 1154 ist der name aus Ἀριστοτέλης verdorben, wie Harpokration s. v. τετραρχία lehrt. 70) Zum Rhesos muſs er ein ὑπόμνημα verfaſst haben. sonst in einem ζήτημα Phoen. 208. über Parmeniskos Robert Eratosth. 229. 71) Zu Med. 1 Τιμαχίδας ἀγνοήσας, 167 T. ἐπὶ τὰ πρόχειρα πᾶσιν ἐνεχϑείς, hier wird er mit mythographischer gelehrsamkeit bekämpft, und da Didymos den Parmeniskos in ähnlicher weise 273 zurückweist, auch den Apollodoros von Tarsos 148, 169 citirt, so werden wir ihm alle diese citate verdanken. 72) Darunter sind einige, über die man gar nichts vermuten darf oder mag.
Aischines, E. Or. 12, 1371, welch letztere stelle wenigstens den anschein hat, als suchte er den von Aristophanes gerügten widerspruch zu beseitigen. Praxiphanes, S. OK. 900, der unmöglich der bekannte schüler des Aristoteles sein kann, Hellanikos, S. Phil. 201, der allerdings höchstens ein Herodoterklärer sein könnte und von Schrader (de not. crit. 27) für den Zenodoteer gehalten wird. aber es ist wol eher irgend ein misverständnis oder autoschediasma, und der historiker gemeint. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0175" n="155"/><fw place="top" type="header">Aristarch. ὑπόμνημα zum Rhesos.</fw><lb/> viel gutes haben stiften können, und die einzige stelle, wo sein name<lb/> erscheint <note place="foot" n="69)">Zu Rhes. 540. denn Alk. 1154 ist der name aus Ἀριστοτέλης verdorben,<lb/> wie Harpokration s. v. τετραρχία lehrt.</note>, zeigt ihn auch als den verteidiger des wahren. entsprechend<lb/> steht es im Pindar; aber ebenda ermiſst man leicht die schranken seines<lb/> könnens. die vollkommene anistoresie, die für seine philologie charakte-<lb/> ristisch ist, rächt sich empfindlich. so hat er im Aristophanes, wo seine<lb/> eigentümlichen vorzüge sich noch weniger entfalten konnten, nur wenig<lb/> geleistet. und auch die tragiker haben von ihm und seinen nächsten an-<lb/> hängern wenigstens keine kenntliche förderung erhalten.</p><lb/> <p>Unsere überlieferung über die leistungen der einzelnen grammatiker<lb/> des zweiten und ersten jahrhunderts ist aber überhaupt so dürftig, daſs<lb/> wir von keinem einzigen benannten manne eine vorstellung gewinnen<lb/> können. es hilft wenig, daſs Krates ein par mal genannt wird <note place="foot" n="70)">Zum Rhesos muſs er ein ὑπόμνημα verfaſst haben. sonst in einem ζήτημα<lb/> Phoen. 208. über Parmeniskos Robert Eratosth. 229.</note>, Tima-<lb/> chidas zur Medeia einige scharfe zurechtweisungen erhält <note place="foot" n="71)">Zu Med. 1 Τιμαχίδας ἀγνοήσας, 167 <hi rendition="#i">T.</hi> ἐπὶ τὰ πρόχειρα πᾶσιν ἐνεχϑείς,<lb/> hier wird er mit mythographischer gelehrsamkeit bekämpft, und da Didymos den<lb/> Parmeniskos in ähnlicher weise 273 zurückweist, auch den Apollodoros von Tarsos<lb/> 148, 169 citirt, so werden wir ihm alle diese citate verdanken.</note>, Parmeniskos,<lb/> dieser ein Aristarcheer, in irgendwelchen büchern textkritische und exe-<lb/> getische fragen zu Rhesos, Troerinnern, Medeia behandelt, und ein und<lb/> der andere name, vorzüglich in aporieen, genannt wird <note place="foot" n="72)">Darunter sind einige, über die man gar nichts vermuten darf oder mag.<lb/> Aischines, E. Or. 12, 1371, welch letztere stelle wenigstens den anschein hat, als<lb/> suchte er den von Aristophanes gerügten widerspruch zu beseitigen. Praxiphanes,<lb/> S. OK. 900, der unmöglich der bekannte schüler des Aristoteles sein kann, Hellanikos,<lb/> S. Phil. 201, der allerdings höchstens ein Herodoterklärer sein könnte und von Schrader<lb/> (<hi rendition="#i">de not. crit</hi>. 27) für den Zenodoteer gehalten wird. aber es ist wol eher irgend ein<lb/> misverständnis oder autoschediasma, und der historiker gemeint.</note>. sehr viel deut-<lb/> licher als aus diesen zerstümmelten einzelheiten lernt man, was die antike<lb/> philologie leisten konnte, durch zwei ὑπομνήματα, die zwar anonym<lb/> bleiben, aber dafür in ihrer ganzen art kenntlich sind. das eine ist ein<lb/> commentar zum Rhesos, den citaten nach aus dem ersten jahrh. v. Chr.,<note place="right">ὑπόμνημα<lb/> zum Rhesos.</note><lb/> wol dem angehenden, welcher den nachweis liefern wollte, daſs dieses<lb/> drama unecht wäre. das verschob sich, wie es zu gehen pflegt, zu dem<lb/> versuche, das stück als an sich schlecht zu erweisen, wodurch der rich-<lb/> tigen tendenz nur abbruch getan ward. jetzt erscheinen die kritischen<lb/> bemerkungen verzettelt als erklärungen zu kritischen zeichen; aber es ist<lb/> nicht zu sagen, ob sie als solche niedergeschrieben sind, denn das ganze<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0175]
Aristarch. ὑπόμνημα zum Rhesos.
viel gutes haben stiften können, und die einzige stelle, wo sein name
erscheint 69), zeigt ihn auch als den verteidiger des wahren. entsprechend
steht es im Pindar; aber ebenda ermiſst man leicht die schranken seines
könnens. die vollkommene anistoresie, die für seine philologie charakte-
ristisch ist, rächt sich empfindlich. so hat er im Aristophanes, wo seine
eigentümlichen vorzüge sich noch weniger entfalten konnten, nur wenig
geleistet. und auch die tragiker haben von ihm und seinen nächsten an-
hängern wenigstens keine kenntliche förderung erhalten.
Unsere überlieferung über die leistungen der einzelnen grammatiker
des zweiten und ersten jahrhunderts ist aber überhaupt so dürftig, daſs
wir von keinem einzigen benannten manne eine vorstellung gewinnen
können. es hilft wenig, daſs Krates ein par mal genannt wird 70), Tima-
chidas zur Medeia einige scharfe zurechtweisungen erhält 71), Parmeniskos,
dieser ein Aristarcheer, in irgendwelchen büchern textkritische und exe-
getische fragen zu Rhesos, Troerinnern, Medeia behandelt, und ein und
der andere name, vorzüglich in aporieen, genannt wird 72). sehr viel deut-
licher als aus diesen zerstümmelten einzelheiten lernt man, was die antike
philologie leisten konnte, durch zwei ὑπομνήματα, die zwar anonym
bleiben, aber dafür in ihrer ganzen art kenntlich sind. das eine ist ein
commentar zum Rhesos, den citaten nach aus dem ersten jahrh. v. Chr.,
wol dem angehenden, welcher den nachweis liefern wollte, daſs dieses
drama unecht wäre. das verschob sich, wie es zu gehen pflegt, zu dem
versuche, das stück als an sich schlecht zu erweisen, wodurch der rich-
tigen tendenz nur abbruch getan ward. jetzt erscheinen die kritischen
bemerkungen verzettelt als erklärungen zu kritischen zeichen; aber es ist
nicht zu sagen, ob sie als solche niedergeschrieben sind, denn das ganze
ὑπόμνημα
zum Rhesos.
69) Zu Rhes. 540. denn Alk. 1154 ist der name aus Ἀριστοτέλης verdorben,
wie Harpokration s. v. τετραρχία lehrt.
70) Zum Rhesos muſs er ein ὑπόμνημα verfaſst haben. sonst in einem ζήτημα
Phoen. 208. über Parmeniskos Robert Eratosth. 229.
71) Zu Med. 1 Τιμαχίδας ἀγνοήσας, 167 T. ἐπὶ τὰ πρόχειρα πᾶσιν ἐνεχϑείς,
hier wird er mit mythographischer gelehrsamkeit bekämpft, und da Didymos den
Parmeniskos in ähnlicher weise 273 zurückweist, auch den Apollodoros von Tarsos
148, 169 citirt, so werden wir ihm alle diese citate verdanken.
72) Darunter sind einige, über die man gar nichts vermuten darf oder mag.
Aischines, E. Or. 12, 1371, welch letztere stelle wenigstens den anschein hat, als
suchte er den von Aristophanes gerügten widerspruch zu beseitigen. Praxiphanes,
S. OK. 900, der unmöglich der bekannte schüler des Aristoteles sein kann, Hellanikos,
S. Phil. 201, der allerdings höchstens ein Herodoterklärer sein könnte und von Schrader
(de not. crit. 27) für den Zenodoteer gehalten wird. aber es ist wol eher irgend ein
misverständnis oder autoschediasma, und der historiker gemeint.
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