Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.Geschichte des tragikertextes. ist nicht im originale erhalten, sondern nur durch einen commentar,welcher sich die widerlegung der behauptungen des älteren, doch wol höchstens 100 jahre älteren, gelehrten zur aufgabe gestellt hatte, die er mit minderem scharfsinn, aber auch nicht ohne wertvolle, wenn auch meist aus handbüchern geborgte, gelehrsamkeit zu lösen versucht. diesen com- mentar wieder hat der redactor unserer scholien, die noch dazu sehr stark verstümmelt in einer einzigen wenig zuverlässigen handschrift (Vat. 909) erhalten sind, ausgezogen und mit seinen ungelehrten er- klärungen vermischt. trotz alledem ist dieses bild eines antiken philo- logenkampfes sehr wol kenntlich und in seiner art ziemlich so interessant wie das object selbst 73). zum Oldipus Kol. Noch wertvoller ist durch die fülle seltener gelehrsamkeit ein upo- 73) Der nähere nachweis ist in meinem programm de Rhesi scholiis (Greisswald 1877) geliefert. 74) 388, wo der verfasser ihnen gegenüber einen kritischen zweifel äussert. er hat richtig erkannt, dass Sophokles die orakelsprüche erfunden hat, welche seine handlung ermöglichen. dazu gehören 457, 1156, 1181. ferner werden die upomnema- tisamenoi 681 genannt, wo der verfasser im gegensatz zu ihnen eine andere, übrigens falsche, mythologische erklärung versucht, die eine textänderung im gefolge hat. 1375, wo er stolz ist etwas bisher ganz vernachlässigtes zu erklären; es ist mytho- graphisch; 900, wo es sich um eine antiquarische glosse handelt, und 390, wo ein altes wort (eusoia) erklärt wird. die bemerkung über die lesart der handschriften gehört nicht zu dem hypomnema, sondern hat für didymeisch zu gelten. 75) 56 wird Lysimachides citirt, der gegen Caecilius von Kalakte schrieb
(Ammon. s. v. theoros). Geschichte des tragikertextes. ist nicht im originale erhalten, sondern nur durch einen commentar,welcher sich die widerlegung der behauptungen des älteren, doch wol höchstens 100 jahre älteren, gelehrten zur aufgabe gestellt hatte, die er mit minderem scharfsinn, aber auch nicht ohne wertvolle, wenn auch meist aus handbüchern geborgte, gelehrsamkeit zu lösen versucht. diesen com- mentar wieder hat der redactor unserer scholien, die noch dazu sehr stark verstümmelt in einer einzigen wenig zuverlässigen handschrift (Vat. 909) erhalten sind, ausgezogen und mit seinen ungelehrten er- klärungen vermischt. trotz alledem ist dieses bild eines antiken philo- logenkampfes sehr wol kenntlich und in seiner art ziemlich so interessant wie das object selbst 73). zum Oldipus Kol. Noch wertvoller ist durch die fülle seltener gelehrsamkeit ein ὑπό- 73) Der nähere nachweis ist in meinem programm de Rhesi scholiis (Greiſswald 1877) geliefert. 74) 388, wo der verfasser ihnen gegenüber einen kritischen zweifel äuſsert. er hat richtig erkannt, daſs Sophokles die orakelsprüche erfunden hat, welche seine handlung ermöglichen. dazu gehören 457, 1156, 1181. ferner werden die ὑπομνημα- τισάμενοι 681 genannt, wo der verfasser im gegensatz zu ihnen eine andere, übrigens falsche, mythologische erklärung versucht, die eine textänderung im gefolge hat. 1375, wo er stolz ist etwas bisher ganz vernachlässigtes zu erklären; es ist mytho- graphisch; 900, wo es sich um eine antiquarische glosse handelt, und 390, wo ein altes wort (εὔσοια) erklärt wird. die bemerkung über die lesart der handschriften gehört nicht zu dem hypomnema, sondern hat für didymeisch zu gelten. 75) 56 wird Lysimachides citirt, der gegen Caecilius von Kalakte schrieb
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Geschichte des tragikertextes.
ist nicht im originale erhalten, sondern nur durch einen commentar,
welcher sich die widerlegung der behauptungen des älteren, doch wol
höchstens 100 jahre älteren, gelehrten zur aufgabe gestellt hatte, die er
mit minderem scharfsinn, aber auch nicht ohne wertvolle, wenn auch meist
aus handbüchern geborgte, gelehrsamkeit zu lösen versucht. diesen com-
mentar wieder hat der redactor unserer scholien, die noch dazu sehr
stark verstümmelt in einer einzigen wenig zuverlässigen handschrift
(Vat. 909) erhalten sind, ausgezogen und mit seinen ungelehrten er-
klärungen vermischt. trotz alledem ist dieses bild eines antiken philo-
logenkampfes sehr wol kenntlich und in seiner art ziemlich so interessant
wie das object selbst 73).
Noch wertvoller ist durch die fülle seltener gelehrsamkeit ein ὑπό-
μνημα zu dem Oidipus auf Kolonos, auf welches die hauptstücke der scho-
lien dieses dramas sich zurückführen lassen, die von den übrigen scholien,
nicht bloſs den sophokleischen, sondern allen tragikerscholien abstechen.
es ist das allerdings schon eine compilatorische arbeit, denn sie setzt eine
gröſsere zahl von ὑπομνηματισάμενοι voraus, die sie ursprünglich
gewiſs genauer citirt hat, als es in dem jetzigen verstümmelten auszuge ge-
schieht 74). der verfasser lebte nicht vor dem anfange der kaiserzeit 75), aber
auch schwerlich später; denn die richtung seines interesses stimmt zu
den damaligen auf das attische altertum gerichteten von dem atticismus
angeregten studien, und die art der wesentlich material häufenden gelehr-
samkeit hat an den arbeiten des Theon eine vollkommene parallele. wie
dieser den Apollonios ausschlieſslich nach der mythographischen seite er-
läutert hat, so daſs das object unter der fülle des herbeigeholten stoffes fast
verschwindet, und nur die frage nach den quellen des Apollonios die
erklärung des dichters wirklich angeht, so werden hier die attischen alter-
73) Der nähere nachweis ist in meinem programm de Rhesi scholiis (Greiſswald
1877) geliefert.
74) 388, wo der verfasser ihnen gegenüber einen kritischen zweifel äuſsert.
er hat richtig erkannt, daſs Sophokles die orakelsprüche erfunden hat, welche seine
handlung ermöglichen. dazu gehören 457, 1156, 1181. ferner werden die ὑπομνημα-
τισάμενοι 681 genannt, wo der verfasser im gegensatz zu ihnen eine andere, übrigens
falsche, mythologische erklärung versucht, die eine textänderung im gefolge hat.
1375, wo er stolz ist etwas bisher ganz vernachlässigtes zu erklären; es ist mytho-
graphisch; 900, wo es sich um eine antiquarische glosse handelt, und 390, wo ein
altes wort (εὔσοια) erklärt wird. die bemerkung über die lesart der handschriften
gehört nicht zu dem hypomnema, sondern hat für didymeisch zu gelten.
75) 56 wird Lysimachides citirt, der gegen Caecilius von Kalakte schrieb
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