Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.Das leben des Euripides. sich sehr wol auch von Euripides schreiben, und zwar ist er der zweiteHellene, von dem das möglich ist. der erste ist Pindaros. doch liegt das nur an der zufälligen erhaltung zahlreicher und datirbarer werke. von Aischylos und Sophokles ist es lediglich deshalb nicht möglich. so hohe ziele werden hier nicht verfolgt: auch dies ist nur ein genos Euripidou. Ein solches wird zunächst deshalb nötig, weil der moderne forscher geburtsjahr. Aristophanes hat seine Frösche unter dem archon Kallias im gamelion 1) Das in den handschriften des dichters erhaltene genos Euripidou findet man
vor den ausgaben von Kirchhoff und Nauck; die überlieferung der handschriften vollständiger in der ausgabe der scholien von E. Schwartz, wo auch der auszug ab- gedruckt ist, welchen Gellius (XV 20) entweder selbst aus dem genos, wie es damals in den handschriften stand, genommen hat, oder von Varro überkommen, der es dann ebenso gemacht haben muss. wenigstens eine notiz ist auf diesem umwege zu Gellius gelangt (XVII 4, 3). Nauck hat in seiner praefatio die sonstigen zerstreut überlieferten notizen so gut wie vollständig gesammelt; worauf hiermit verwiesen sei. im folgenden werden nur belege angeführt, wo es aus besonderen gründen an- gezeigt erscheint. Das leben des Euripides. sich sehr wol auch von Euripides schreiben, und zwar ist er der zweiteHellene, von dem das möglich ist. der erste ist Pindaros. doch liegt das nur an der zufälligen erhaltung zahlreicher und datirbarer werke. von Aischylos und Sophokles ist es lediglich deshalb nicht möglich. so hohe ziele werden hier nicht verfolgt: auch dies ist nur ein γένος Εὐριπίδου. Ein solches wird zunächst deshalb nötig, weil der moderne forscher geburtsjahr. Aristophanes hat seine Frösche unter dem archon Kallias im gamelion 1) Das in den handschriften des dichters erhaltene γένος Εὐριπίδου findet man
vor den ausgaben von Kirchhoff und Nauck; die überlieferung der handschriften vollständiger in der ausgabe der scholien von E. Schwartz, wo auch der auszug ab- gedruckt ist, welchen Gellius (XV 20) entweder selbst aus dem γένος, wie es damals in den handschriften stand, genommen hat, oder von Varro überkommen, der es dann ebenso gemacht haben muſs. wenigstens eine notiz ist auf diesem umwege zu Gellius gelangt (XVII 4, 3). Nauck hat in seiner praefatio die sonstigen zerstreut überlieferten notizen so gut wie vollständig gesammelt; worauf hiermit verwiesen sei. im folgenden werden nur belege angeführt, wo es aus besonderen gründen an- gezeigt erscheint. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0022" n="2"/><fw place="top" type="header">Das leben des Euripides.</fw><lb/> sich sehr wol auch von Euripides schreiben, und zwar ist er der zweite<lb/> Hellene, von dem das möglich ist. der erste ist Pindaros. doch liegt das<lb/> nur an der zufälligen erhaltung zahlreicher und datirbarer werke. von<lb/> Aischylos und Sophokles ist es lediglich deshalb nicht möglich. so hohe<lb/> ziele werden hier nicht verfolgt: auch dies ist nur ein γένος Εὐριπίδου.</p><lb/> <p>Ein solches wird zunächst deshalb nötig, weil der moderne forscher<lb/> die ehrenpflicht hat, das gedächtnis der groſsen personen des altertums<lb/> von dem schmutze törichter und böswilliger erfindungen zu reinigen,<lb/> welche die antike philologie zusammenlas und weitergab, weil es ihr<lb/> zumeist an jeder historischen einsicht gebrach. für Euripides sind wir<lb/> jedoch, obwohl des schmutzes mehr als genug ist, wesentlich günstiger<lb/> gestellt. denn kein geringerer als der letzte Athener, Philochoros, hat<lb/> mit hilfe des damals noch zugänglichen urkundenmaterials und der noch<lb/> lebendigen mündlichen tradition ein leben des Euripides geschrieben,<lb/> worin eine anzahl der schon damals verbreiteten erfindungen abgetan<lb/> wurden. es genügt also oft auf Philochoros zurückzugreifen, während<lb/> andererseits angaben, die einen schlicht urkundlichen charakter tragen,<lb/> als philochoreisch und als wahr gelten dürfen. denn die historische<lb/> kritik hat wie die diplomatische weder conservativ noch destructiv zu<lb/> sein: sie hat vielmehr zu ermitteln, was wirklich überliefert ist, und dem<lb/> ist sie verpflichtet zu glauben, bis es widerlegt ist, andererseits aber un-<lb/> beglaubigter überlieferung den glauben zu versagen, so lange sie nicht<lb/> bewiesen ist.<note place="foot" n="1)">Das in den handschriften des dichters erhaltene γένος Εὐριπίδου findet man<lb/> vor den ausgaben von Kirchhoff und Nauck; die überlieferung der handschriften<lb/> vollständiger in der ausgabe der scholien von E. Schwartz, wo auch der auszug ab-<lb/> gedruckt ist, welchen Gellius (XV 20) entweder selbst aus dem γένος, wie es damals<lb/> in den handschriften stand, genommen hat, oder von Varro überkommen, der es<lb/> dann ebenso gemacht haben muſs. wenigstens eine notiz ist auf diesem umwege<lb/> zu Gellius gelangt (XVII 4, 3). Nauck hat in seiner praefatio die sonstigen zerstreut<lb/> überlieferten notizen so gut wie vollständig gesammelt; worauf hiermit verwiesen<lb/> sei. im folgenden werden nur belege angeführt, wo es aus besonderen gründen an-<lb/> gezeigt erscheint.</note></p><lb/> <note place="left">Todes- und<lb/> geburtsjahr.</note> <p>Aristophanes hat seine Frösche unter dem archon Kallias im gamelion<lb/> aufgeführt (januar 405). damals waren Euripides und Sophokles eben<lb/> gestorben; Sophokles später, wie ausdrücklich gesagt wird. man braucht<lb/> sich aber nur die ganze fabel des stückes, das auf ein duell zwischen<lb/> Aischylos und Euripides angelegt ist, zu überlegen und vollends die dürf-<lb/> tige und gezwungene weise, wie Sophokles in den Hades eingeführt,<lb/> für den gang der komödie aber bei seite gestellt wird, zu erwägen, um<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0022]
Das leben des Euripides.
sich sehr wol auch von Euripides schreiben, und zwar ist er der zweite
Hellene, von dem das möglich ist. der erste ist Pindaros. doch liegt das
nur an der zufälligen erhaltung zahlreicher und datirbarer werke. von
Aischylos und Sophokles ist es lediglich deshalb nicht möglich. so hohe
ziele werden hier nicht verfolgt: auch dies ist nur ein γένος Εὐριπίδου.
Ein solches wird zunächst deshalb nötig, weil der moderne forscher
die ehrenpflicht hat, das gedächtnis der groſsen personen des altertums
von dem schmutze törichter und böswilliger erfindungen zu reinigen,
welche die antike philologie zusammenlas und weitergab, weil es ihr
zumeist an jeder historischen einsicht gebrach. für Euripides sind wir
jedoch, obwohl des schmutzes mehr als genug ist, wesentlich günstiger
gestellt. denn kein geringerer als der letzte Athener, Philochoros, hat
mit hilfe des damals noch zugänglichen urkundenmaterials und der noch
lebendigen mündlichen tradition ein leben des Euripides geschrieben,
worin eine anzahl der schon damals verbreiteten erfindungen abgetan
wurden. es genügt also oft auf Philochoros zurückzugreifen, während
andererseits angaben, die einen schlicht urkundlichen charakter tragen,
als philochoreisch und als wahr gelten dürfen. denn die historische
kritik hat wie die diplomatische weder conservativ noch destructiv zu
sein: sie hat vielmehr zu ermitteln, was wirklich überliefert ist, und dem
ist sie verpflichtet zu glauben, bis es widerlegt ist, andererseits aber un-
beglaubigter überlieferung den glauben zu versagen, so lange sie nicht
bewiesen ist. 1)
Aristophanes hat seine Frösche unter dem archon Kallias im gamelion
aufgeführt (januar 405). damals waren Euripides und Sophokles eben
gestorben; Sophokles später, wie ausdrücklich gesagt wird. man braucht
sich aber nur die ganze fabel des stückes, das auf ein duell zwischen
Aischylos und Euripides angelegt ist, zu überlegen und vollends die dürf-
tige und gezwungene weise, wie Sophokles in den Hades eingeführt,
für den gang der komödie aber bei seite gestellt wird, zu erwägen, um
1) Das in den handschriften des dichters erhaltene γένος Εὐριπίδου findet man
vor den ausgaben von Kirchhoff und Nauck; die überlieferung der handschriften
vollständiger in der ausgabe der scholien von E. Schwartz, wo auch der auszug ab-
gedruckt ist, welchen Gellius (XV 20) entweder selbst aus dem γένος, wie es damals
in den handschriften stand, genommen hat, oder von Varro überkommen, der es
dann ebenso gemacht haben muſs. wenigstens eine notiz ist auf diesem umwege
zu Gellius gelangt (XVII 4, 3). Nauck hat in seiner praefatio die sonstigen zerstreut
überlieferten notizen so gut wie vollständig gesammelt; worauf hiermit verwiesen
sei. im folgenden werden nur belege angeführt, wo es aus besonderen gründen an-
gezeigt erscheint.
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