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Willisen, Friedrich Adolf von: Humbolds Vorlesungen. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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ein Wald am Amazonen-Strome hingegen zeigt in jeder Mei-
lenentfernung andere Baumarten. Die Abwesenheit der ge-
selligen Pflanzen hat einen höchst wichtigen Einfluß auf die
Bildung der Völker gehabt. Für Europa ist es ein wesent-
licher Grund seiner alle andern Erdglieder überschreitenden Bildung
gewesen, daß es keine baumlosen Strecken in ihm giebt,
wie im östlichen Asien; in der Abwesenheit von hohen Bäumen und größeren Gruppen
beruht das Leben in beweglichen Zelten. Ein interessanter Um-
stand, besonders für den Anblick der Natur ist, daß, wo eine
ärmere Vegetation gefunden wird, wir auf hohen Bergen bei
der geringen Anzahl von Jndividuen, dennoch eine mMannig-
faltigkeit der Arten sich zeigt, so daß der hohe Norden die-
selbe Zahl von Species und Verschiedenheit der Form hat, wie
die reichsten Gegenden der Alpen.

Das Animalische.

Die Thiere sind beweglicher, als die Pflanzen. Sie haben schon
Bewegung in der Zeit, wo ihr Bau noch am zartesten ist.
Jn der Lokomotivität der Thiere, die man nicht immer zum
triftigen Unterscheidungszeichen gemacht hat, ist ein großer
Unterschied. Sie hängt nicht immer mit der größeren Aus-
bildung der Organe zusammen. Die kopflosen Molusken
z. B. und die zweischaligen Conchilien, die sich an die Fel-
sen anhängen, haben nur eine geringe Bewegung. Die See-
igel hingegen echinus, bewegen sich vollkommen durch

ein Wald am Amazonen-Strome hingegen zeigt in jeder Mei-
lenentfernung andere Baumarten. Die Abweſenheit der ge-
ſelligen Pflanzen hat einen höchſt wichtigen Einfluß auf die
Bildung der Völker gehabt. Für Europa iſt es ein weſent-
licher Grund ſeiner alle andern Erdglieder überſchreitenden Bildung
geweſen, daß es keine baumloſen Strecken in ihm giebt,
wie im öſtlichen Aſien; in der Abweſenheit von hohen Bäumen und größeren Gruppen
beruht das Leben in beweglichen Zelten. Ein intereſſanter Um-
ſtand, beſonders für den Anblick der Natur iſt, daß, wo eine
ärmere Vegetation gefunden wird, wir auf hohen Bergen bei
der geringen Anzahl von Jndividuen, dennoch eine mMannig-
faltigkeit der Arten ſich zeigt, ſo daß der hohe Norden die-
ſelbe Zahl von Species und Verſchiedenheit der Form hat, wie
die reichſten Gegenden der Alpen.

Das Animaliſche.

Die Thiere ſind beweglicher, als die Pflanzen. Sie haben ſchon
Bewegung in der Zeit, wo ihr Bau noch am zarteſten iſt.
Jn der Lokomotivität der Thiere, die man nicht immer zum
triftigen Unterscheidungszeichen gemacht hat, iſt ein großer
Unterſchied. Sie hängt nicht immer mit der größeren Aus-
bildung der Organe zusammen. Die kopfloſen Molusken
z. B. und die zweiſchaligen Conchilien, die ſich an die Fel-
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igel hingegen echinus, bewegen sich vollkommen durch

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Christian Thomas: Transkription, Annotation
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Diese Archivalie stammt aus dem Nachlass des preußischen Generals (Friedrich) Adolf von Willisen (1798–1864) aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA-PK). In einem blauen Papierumschlag, beschriftet mit dem Titel "Humbolds Vorlesungen", enthält das Konvolut Fragmente einer bzw. zweier Nachschriften der 1827/28 in Berlin gehaltenen Kosmos-Vorträge Alexander von Humboldts an der Berliner Universität.

Das Fragment besteht offensichtlich aus drei (wahrscheinlich unabhängig voneinander entstandenen) Teilen: Der erste Teil, Bl. [1r] bis Bl. [8v], setzt unter der Überschrift "Die flüſſigen Hüllen des Starren" unvermittelt gegen Ende der 3. Vorlesung ein, die Humboldt am 10. November 1827 gehalten hatte. Der Text gibt den Abschluss der 3. Vorlesung und anschließend den Inhalt der gesamten 4. Vorlesung vom 14. November 1827 wieder sowie den Beginn der 5. Vorlesung vom 17. November 1827. Der Text von Bl. [1r] bis einschließlich der ersten zwei Drittel von Bl. [6v] wurde vermutlich von F. A. Willisen selbst geschrieben. Der Text vom unteren Drittel des Bl. [6v] bis einschließlich Bl. [8v] wurde in einer zweiten, von der zuvor genannten abweichenden Handschrift verfasst, stammt offenbar also von einem anderen, namentlich nicht bekannten Schreiber. Die folgenden beiden Blätter, Bl. [9r] bis [10v], weisen ein anderes Format und anderes Papier auf. Sie sind in einer dritten, von den beiden zuvor genannten abweichenden Handschrift verfasst; der Text dieser beiden Blätter gehört inhaltlich allerdings nicht zu den Kosmos-Vorträgen. Sie sind wohl nur versehentlich in der mit "Humbolds Vorlesungen" beschrifteten Mappe abgelegt worden und werden daher hier nicht wiedergegeben.

Ab Blatt [11r] ist eine weitere, von den drei anderen abweichende Handschrift erkennbar. Dieser Teil gibt Humboldts Kosmos-Vorträge wieder, allerdings einen sehr viel späteren Teil als die übrigen dazugehörigen Blätter des Konvoluts: Der Text setzt erst mit dem Beginn der 49. Vorlesung, die Humboldt am 9. April 1828 hielt, (wieder) ein. Bis zum letzten Blatt des Konvoluts, Bl. [14v], gibt der Text den Inhalt der gesamten 49. Vorlesung wieder und bricht dann ab. Weitere, zu diesem Fragment gehörende Teile konnten im Nachlass Willisens bisher nicht ermittelt werden.




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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/willisen_humboldt_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/willisen_humboldt_1827/10
Zitationshilfe: Willisen, Friedrich Adolf von: Humbolds Vorlesungen. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [5r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/willisen_humboldt_1827/10>, abgerufen am 24.11.2024.