Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.Von der Kunst der Samniter, Volsker und Campaner. wo ich jene Figur zur Erklärung angeführet habe. Dieser Soldat hält mitder linken Hand einen runden Schild vor dem Leib, aber etwas entfernt, und unter demselben drey Pfeile, deren Fittige über den Schild hervorgehen; in der linken Hand hält er den Bogen. Die Brust ist mit einem kurzen Panzer verwahret, wie auch die Achseln mit Kappen, welche Achselrü- stung man auch auf einem Gefäße der Mastrillischen Sammlung zu Nola sieht, und diese Kappen sind wie die an der Montur unserer Trommelschlä- ger gestaltet. Der Kopf ist mit einer platten Mütze bedeckt, an welcher von den Seiten zwey lange Hörner, wie Zähne, vorwerts und aufwerts stehen. Auf dem Kopfe liegt ein Korb mit zwo Trage-Stangen, wel- cher auf den Hörnern ruhet, und abgenommen werden kann. Auf dem Rü- cken trägt er ein Gestelle eines Wagens mit zwey kleinen Rädern, dessen Deichsel in einen Ring auf dem Rücken gesteckt ist, so daß die Räder über den Kopf reichen. Dieses lehret uns einen unbekannten Gebrauch der alten Völker im Zum Beschlusse dieses Capitels gebe ich dem Leser, welcher in manchenBeschluß die- gelan- Q 3
Von der Kunſt der Samniter, Volsker und Campaner. wo ich jene Figur zur Erklaͤrung angefuͤhret habe. Dieſer Soldat haͤlt mitder linken Hand einen runden Schild vor dem Leib, aber etwas entfernt, und unter demſelben drey Pfeile, deren Fittige uͤber den Schild hervorgehen; in der linken Hand haͤlt er den Bogen. Die Bruſt iſt mit einem kurzen Panzer verwahret, wie auch die Achſeln mit Kappen, welche Achſelruͤ- ſtung man auch auf einem Gefaͤße der Maſtrilliſchen Sammlung zu Nola ſieht, und dieſe Kappen ſind wie die an der Montur unſerer Trommelſchlaͤ- ger geſtaltet. Der Kopf iſt mit einer platten Muͤtze bedeckt, an welcher von den Seiten zwey lange Hoͤrner, wie Zaͤhne, vorwerts und aufwerts ſtehen. Auf dem Kopfe liegt ein Korb mit zwo Trage-Stangen, wel- cher auf den Hoͤrnern ruhet, und abgenommen werden kann. Auf dem Ruͤ- cken traͤgt er ein Geſtelle eines Wagens mit zwey kleinen Raͤdern, deſſen Deichſel in einen Ring auf dem Ruͤcken geſteckt iſt, ſo daß die Raͤder uͤber den Kopf reichen. Dieſes lehret uns einen unbekannten Gebrauch der alten Voͤlker im Zum Beſchluſſe dieſes Capitels gebe ich dem Leſer, welcher in manchenBeſchluß die- gelan- Q 3
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Von der Kunſt der Samniter, Volsker und Campaner.
wo ich jene Figur zur Erklaͤrung angefuͤhret habe. Dieſer Soldat haͤlt mit
der linken Hand einen runden Schild vor dem Leib, aber etwas entfernt, und
unter demſelben drey Pfeile, deren Fittige uͤber den Schild hervorgehen;
in der linken Hand haͤlt er den Bogen. Die Bruſt iſt mit einem kurzen
Panzer verwahret, wie auch die Achſeln mit Kappen, welche Achſelruͤ-
ſtung man auch auf einem Gefaͤße der Maſtrilliſchen Sammlung zu Nola
ſieht, und dieſe Kappen ſind wie die an der Montur unſerer Trommelſchlaͤ-
ger geſtaltet. Der Kopf iſt mit einer platten Muͤtze bedeckt, an welcher von
den Seiten zwey lange Hoͤrner, wie Zaͤhne, vorwerts und aufwerts
ſtehen. Auf dem Kopfe liegt ein Korb mit zwo Trage-Stangen, wel-
cher auf den Hoͤrnern ruhet, und abgenommen werden kann. Auf dem Ruͤ-
cken traͤgt er ein Geſtelle eines Wagens mit zwey kleinen Raͤdern, deſſen
Deichſel in einen Ring auf dem Ruͤcken geſteckt iſt, ſo daß die Raͤder uͤber
den Kopf reichen.
Dieſes lehret uns einen unbekannten Gebrauch der alten Voͤlker im
Kriege. Der Soldat in Sardinien mußte ſeine Mund-Proviſion ſelbſt mit
ſich fuͤhren; er trug dieſelbe aber nicht auf der Schulter, wie die Roͤmiſchen
Soldaten, ſondern er zog ſie hinter ſich auf einem Geſtelle, worauf der Korb
ſtand. Nach vollendetem Zuge, wo dieſes nicht mehr noͤthig war, ſteckte der
Soldat ſein leichtes Geſtelle in den Ring, welcher auf dem Ruͤcken befeſtiget
war, und legte ſeinen Korb auf den Kopf uͤber die zwey Hoͤrner. Vemuthlich
gieng man mit allen dieſem Geraͤthe, wie man ſieht, auch in die Schlacht,
und der Soldat war beſtaͤndig mit allem Zubehoͤr verſehen.
Zum Beſchluſſe dieſes Capitels gebe ich dem Leſer, welcher in manchen
Stuͤcken mehr Licht verlangen moͤchte, zu bedenken, daß es uns in der Verglei-
chung dieſer alten Voͤlker in Italien mit den Aegyptern gehet, wie einigen
Perſonen, welche in ihrer Mutterſprache weniger, als in einer auswaͤrtigen
Sprache, gelehrt ſind. Von der Kunſt der Aegypter koͤnnen wir mit mehr
Gewißheit reden, die uns von jenen Voͤlkern, deren Laͤnder wir bereiſen und
umgraben, fehlet. Wir haben eine Menge kleiner Hetruriſcher Figuren,
aber nicht Statuen genug, zu einem voͤllig richtigen Syſtema ihrer Kunſt zu
gelan-
Beſchluß die-
ſes Capitels.
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