Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.I Theil. Viertes Capitel. Anzahl 1) der Siege, Statuen gesetzet, sondern auch zugleich in ihremVaterlande 2), und diese Ehre wiederfuhr auch andern verdienten Bür- gern. Dionysius 3) redet von den Statuen der Bürger zu Cuma in Italien, welche Aristodemus, der Tyrann dieser Stadt, in der zwey und siebenzigsten Olympias, aus dem Tempel, wo sie standen, wegnehmen und an unsaubere Orte werfen ließ. Einigen Siegern der Olympischen Spiele aus den ersten Zeiten, da die Künste noch nicht blüheten, wurden lange nach ihrem Tode, ihr Andenken zu erhalten, Statuen aufgerichtet, wie einem Oibotas 4), aus der Sechsten Olympias, diese Ehre allererst in der Achtzigsten wiederfuhr. Es ist besonders, daß sich jemand seine Sta- tue machen lassen, ehe er den Sieg erhielt 5); so gewiß war derselbe. Ja zu Aegium, in Achaja, war einem Sieger 6) eine besondere Halle, oder verdeckter Gang, von seiner Stadt gebauet, um sich daselbst im Rin- gen zu üben. Die aus der Freyheit ge- bildete Den- kungsart. Durch die Freyheit erhob sich, wie ein edler Zweig aus einem ge- können. 1) Pausan. L. 6. p. 459. l. 12 2) Plutarch. Apophth. p. 314. ed. H. Steph. Pausan. L. 7. p. 595. l. 27. 3) Ant. Rom. L. 7. p. 408. l. 24. 4) Id. L. 6. p. 458. l. 5. 5) Ibid. p. 471. l. 29. 6) Pausan. L. 7. p. 582. l. 25. 7) L. 5. p. 199. l. 13.
I Theil. Viertes Capitel. Anzahl 1) der Siege, Statuen geſetzet, ſondern auch zugleich in ihremVaterlande 2), und dieſe Ehre wiederfuhr auch andern verdienten Buͤr- gern. Dionyſius 3) redet von den Statuen der Buͤrger zu Cuma in Italien, welche Ariſtodemus, der Tyrann dieſer Stadt, in der zwey und ſiebenzigſten Olympias, aus dem Tempel, wo ſie ſtanden, wegnehmen und an unſaubere Orte werfen ließ. Einigen Siegern der Olympiſchen Spiele aus den erſten Zeiten, da die Kuͤnſte noch nicht bluͤheten, wurden lange nach ihrem Tode, ihr Andenken zu erhalten, Statuen aufgerichtet, wie einem Oibotas 4), aus der Sechſten Olympias, dieſe Ehre allererſt in der Achtzigſten wiederfuhr. Es iſt beſonders, daß ſich jemand ſeine Sta- tue machen laſſen, ehe er den Sieg erhielt 5); ſo gewiß war derſelbe. Ja zu Aegium, in Achaja, war einem Sieger 6) eine beſondere Halle, oder verdeckter Gang, von ſeiner Stadt gebauet, um ſich daſelbſt im Rin- gen zu uͤben. Die aus der Freyheit ge- bildete Den- kungsart. Durch die Freyheit erhob ſich, wie ein edler Zweig aus einem ge- koͤnnen. 1) Pauſan. L. 6. p. 459. l. 12 2) Plutarch. Apophth. p. 314. ed. H. Steph. Pauſan. L. 7. p. 595. l. 27. 3) Ant. Rom. L. 7. p. 408. l. 24. 4) Id. L. 6. p. 458. l. 5. 5) Ibid. p. 471. l. 29. 6) Pauſan. L. 7. p. 582. l. 25. 7) L. 5. p. 199. l. 13.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0182" n="132"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I</hi> Theil. Viertes Capitel.</hi></fw><lb/> Anzahl <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Pauſan. L. 6. p. 459. l.</hi> 12</note> der Siege, Statuen geſetzet, ſondern auch zugleich in ihrem<lb/> Vaterlande <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Plutarch. Apophth. p. 314. ed. H. Steph. Pauſan. L. 7. p. 595. l.</hi> 27.</note>, und dieſe Ehre wiederfuhr auch andern verdienten Buͤr-<lb/> gern. Dionyſius <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Ant. Rom. L. 7. p. 408. l.</hi> 24.</note> redet von den Statuen der Buͤrger zu Cuma in<lb/> Italien, welche Ariſtodemus, der Tyrann dieſer Stadt, in der zwey und<lb/> ſiebenzigſten Olympias, aus dem Tempel, wo ſie ſtanden, wegnehmen und<lb/> an unſaubere Orte werfen ließ. Einigen Siegern der Olympiſchen Spiele<lb/> aus den erſten Zeiten, da die Kuͤnſte noch nicht bluͤheten, wurden lange<lb/> nach ihrem Tode, ihr Andenken zu erhalten, Statuen aufgerichtet, wie<lb/> einem Oibotas <note place="foot" n="4)"><hi rendition="#aq">Id. L. 6. p. 458. l.</hi> 5.</note>, aus der Sechſten Olympias, dieſe Ehre allererſt in<lb/> der Achtzigſten wiederfuhr. Es iſt beſonders, daß ſich jemand ſeine Sta-<lb/> tue machen laſſen, ehe er den Sieg erhielt <note place="foot" n="5)"><hi rendition="#aq">Ibid. p. 471. l.</hi> 29.</note>; ſo gewiß war derſelbe.<lb/> Ja zu Aegium, in Achaja, war einem Sieger <note place="foot" n="6)"><hi rendition="#aq">Pauſan. L. 7. p. 582. l.</hi> 25.</note> eine beſondere Halle,<lb/> oder verdeckter Gang, von ſeiner Stadt gebauet, um ſich daſelbſt im Rin-<lb/> gen zu uͤben.</p><lb/> <note place="left"><hi rendition="#aq">C.</hi><lb/> Die aus der<lb/> Freyheit ge-<lb/> bildete Den-<lb/> kungsart.</note> <p>Durch die Freyheit erhob ſich, wie ein edler Zweig aus einem ge-<lb/> ſunden Stamme, das Denken des ganzen Volks. Denn wie der Geiſt<lb/> eines zum Denken gewoͤhnten Menſchen ſich hoͤher zu erheben pflegt im<lb/> weiten Felde, oder auf einem offenen Gange, auf der Hoͤhe eines Ge-<lb/> baͤudes, als in einer niedrigen Kammer, und in jedem eingeſchraͤnkten Orte,<lb/> ſo muß auch die Art zu denken unter den freyen Griechen gegen die Begrif-<lb/> fe beherrſchter Voͤlker ſehr verſchieden geweſen ſeyn. Herodotus zeiget <note place="foot" n="7)"><hi rendition="#aq">L. 5. p. 199. l.</hi> 13.</note>,<lb/> daß die Freyheit allein der Grund geweſen von der Macht und Hoheit,<lb/> zu welcher Athen gelanget iſt, da dieſe Stadt vorher, wenn ſie einen<lb/> Herrn uͤber ſich erkennen muͤſſen, ihren Nachbarn nicht gewachſen ſeyn<lb/> <fw place="bottom" type="catch">koͤnnen.</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132/0182]
I Theil. Viertes Capitel.
Anzahl 1) der Siege, Statuen geſetzet, ſondern auch zugleich in ihrem
Vaterlande 2), und dieſe Ehre wiederfuhr auch andern verdienten Buͤr-
gern. Dionyſius 3) redet von den Statuen der Buͤrger zu Cuma in
Italien, welche Ariſtodemus, der Tyrann dieſer Stadt, in der zwey und
ſiebenzigſten Olympias, aus dem Tempel, wo ſie ſtanden, wegnehmen und
an unſaubere Orte werfen ließ. Einigen Siegern der Olympiſchen Spiele
aus den erſten Zeiten, da die Kuͤnſte noch nicht bluͤheten, wurden lange
nach ihrem Tode, ihr Andenken zu erhalten, Statuen aufgerichtet, wie
einem Oibotas 4), aus der Sechſten Olympias, dieſe Ehre allererſt in
der Achtzigſten wiederfuhr. Es iſt beſonders, daß ſich jemand ſeine Sta-
tue machen laſſen, ehe er den Sieg erhielt 5); ſo gewiß war derſelbe.
Ja zu Aegium, in Achaja, war einem Sieger 6) eine beſondere Halle,
oder verdeckter Gang, von ſeiner Stadt gebauet, um ſich daſelbſt im Rin-
gen zu uͤben.
Durch die Freyheit erhob ſich, wie ein edler Zweig aus einem ge-
ſunden Stamme, das Denken des ganzen Volks. Denn wie der Geiſt
eines zum Denken gewoͤhnten Menſchen ſich hoͤher zu erheben pflegt im
weiten Felde, oder auf einem offenen Gange, auf der Hoͤhe eines Ge-
baͤudes, als in einer niedrigen Kammer, und in jedem eingeſchraͤnkten Orte,
ſo muß auch die Art zu denken unter den freyen Griechen gegen die Begrif-
fe beherrſchter Voͤlker ſehr verſchieden geweſen ſeyn. Herodotus zeiget 7),
daß die Freyheit allein der Grund geweſen von der Macht und Hoheit,
zu welcher Athen gelanget iſt, da dieſe Stadt vorher, wenn ſie einen
Herrn uͤber ſich erkennen muͤſſen, ihren Nachbarn nicht gewachſen ſeyn
koͤnnen.
1) Pauſan. L. 6. p. 459. l. 12
2) Plutarch. Apophth. p. 314. ed. H. Steph. Pauſan. L. 7. p. 595. l. 27.
3) Ant. Rom. L. 7. p. 408. l. 24.
4) Id. L. 6. p. 458. l. 5.
5) Ibid. p. 471. l. 29.
6) Pauſan. L. 7. p. 582. l. 25.
7) L. 5. p. 199. l. 13.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |