Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.Von der Kunst unter den Griechen. von Ziegeln gearbeitet hatte, um Gebäude damit zu decken, bloß wegendieser Entdeckung, Statuen gesetzet 1). Vorzügliche Künstler hatten den Namen Göttliche, wie Alcimedon beym Virgilius 2). Der Gebrauch und die Anwendung der Kunst erhielt dieselbe in ihrerIV. Die Bildhauerey und Malerey sind unter den Griechen eher, als die Idea- 1) Pausan. L. 5. p. 398. l. 8. 2) Eclog. 3. v. 37. 3) Demosth. Orat. peri suntax p. 71. b. 4) Pausan. L. 7. p. 580. l. 11. 5) Plin. L. 35. c. 37. 6) Dionys. Halic. Ant. Rom. L. 4. p. 220. l. 47. 7) Pausan. L. 6. p. 465. l. 35. p. 487. l. 25. p. 488. l. 34. p. 489. l. 2. p. 493. l. 16. 8) Polyb. L. 4. p. 340. D. Winckelm. Gesch. der Kunst. S
Von der Kunſt unter den Griechen. von Ziegeln gearbeitet hatte, um Gebaͤude damit zu decken, bloß wegendieſer Entdeckung, Statuen geſetzet 1). Vorzuͤgliche Kuͤnſtler hatten den Namen Goͤttliche, wie Alcimedon beym Virgilius 2). Der Gebrauch und die Anwendung der Kunſt erhielt dieſelbe in ihrerIV. Die Bildhauerey und Malerey ſind unter den Griechen eher, als die Idea- 1) Pauſan. L. 5. p. 398. l. 8. 2) Eclog. 3. v. 37. 3) Demoſth. Orat. περὶ συντάξ p. 71. b. 4) Pauſan. L. 7. p. 580. l. 11. 5) Plin. L. 35. c. 37. 6) Dionyſ. Halic. Ant. Rom. L. 4. p. 220. l. 47. 7) Pauſan. L. 6. p. 465. l. 35. p. 487. l. 25. p. 488. l. 34. p. 489. l. 2. p. 493. l. 16. 8) Polyb. L. 4. p. 340. D. Winckelm. Geſch. der Kunſt. S
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0187" n="137"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Kunſt unter den Griechen.</hi></fw><lb/> von Ziegeln gearbeitet hatte, um Gebaͤude damit zu decken, bloß wegen<lb/> dieſer Entdeckung, Statuen geſetzet <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Pauſan. L. 5. p. 398. l.</hi> 8.</note>. Vorzuͤgliche Kuͤnſtler hatten den<lb/> Namen Goͤttliche, wie Alcimedon beym Virgilius <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Eclog. 3. v.</hi> 37.</note>.</p><lb/> <p>Der Gebrauch und die Anwendung der Kunſt erhielt dieſelbe in ihrer<note place="right"><hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> Von der<lb/> Anwendung<lb/> der Kunſt.</note><lb/> Großheit. Denn da ſie nur den Goͤttern geweihet, und fuͤr das heiligſte<lb/> und nuͤtzlichſte im Vaterlande beſtimmet war, und in den Haͤuſern der<lb/> Buͤrger Maͤßigkeit und Einfalt wohnete, ſo wurde der Kuͤnſtler nicht auf<lb/> Kleinigkeiten, oder auf Spielwerke, durch Einſchraͤnkung des Orts, oder<lb/> durch die Luͤſternheit des Eigenthuͤmers herunter geſetzet, ſondern was er<lb/> machete, war den ſtolzen Begriffen des ganzen Volks gemaͤß. Miltiades,<lb/> Themiſtocles, Ariſtides und Cimon, die Haͤupter und Erretter von Grie-<lb/> chenland, wohneten nicht beſſer, als ihr Nachbar <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Demoſth. Orat.</hi> περὶ συντάξ <hi rendition="#aq">p. 71. b.</hi></note>. Grabmale aber wur-<lb/> den als heilige Gebaͤude angeſehen; daher es nicht befremden muß, wenn<lb/> ſich Nicias, der beruͤhmte Maler, gebrauchen laſſen, ein Grabmal <note place="foot" n="4)"><hi rendition="#aq">Pauſan. L. 7. p. 580. l.</hi> 11.</note> vor<lb/> der Stadt Tritia in Achaja auszumalen. Man muß auch erwaͤgen, wie<lb/> ſehr es die Nacheiferung in der Kunſt beſoͤrdert habe, wenn ganze Staͤd-<lb/> te <note place="foot" n="5)"><hi rendition="#aq">Plin. L. 35. c.</hi> 37.</note>, eine vor der andern, eine vorzuͤgliche Statue zu haben ſuchten, und<lb/> wenn ein ganzes Volk <note place="foot" n="6)"><hi rendition="#aq">Dionyſ. Halic. Ant. Rom. L. 4. p. 220. l.</hi> 47.</note> die Koſten zu einer Statue ſo wohl von Goͤttern,<lb/> als von Siegern <note place="foot" n="7)"><hi rendition="#aq">Pauſan. L. 6. p. 465. l. 35. p. 487. l. 25. p. 488. l. 34. p. 489. l. 2. p. 493. l.</hi> 16.</note> in den oͤffentlichen Spielen, aufbrachten. Einige<lb/> Staͤdte waren, auch im Alterthume ſelbſt, bloß durch eine ſchoͤne Statue<lb/> bekannt, wie Aliphera <note place="foot" n="8)"><hi rendition="#aq">Polyb. L. 4. p. 340. D.</hi></note> wegen einer Pallas von Erzt, vom Hecatodo-<lb/> rus und Soſtratus gemacht.</p><lb/> <p>Die Bildhauerey und Malerey ſind unter den Griechen eher, als die<lb/> Baukunſt, zu einer gewiſſen Vollkommenheit gelanget: denn dieſe hat mehr<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Idea-</fw><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Winckelm. Geſch. der Kunſt.</hi> S</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [137/0187]
Von der Kunſt unter den Griechen.
von Ziegeln gearbeitet hatte, um Gebaͤude damit zu decken, bloß wegen
dieſer Entdeckung, Statuen geſetzet 1). Vorzuͤgliche Kuͤnſtler hatten den
Namen Goͤttliche, wie Alcimedon beym Virgilius 2).
Der Gebrauch und die Anwendung der Kunſt erhielt dieſelbe in ihrer
Großheit. Denn da ſie nur den Goͤttern geweihet, und fuͤr das heiligſte
und nuͤtzlichſte im Vaterlande beſtimmet war, und in den Haͤuſern der
Buͤrger Maͤßigkeit und Einfalt wohnete, ſo wurde der Kuͤnſtler nicht auf
Kleinigkeiten, oder auf Spielwerke, durch Einſchraͤnkung des Orts, oder
durch die Luͤſternheit des Eigenthuͤmers herunter geſetzet, ſondern was er
machete, war den ſtolzen Begriffen des ganzen Volks gemaͤß. Miltiades,
Themiſtocles, Ariſtides und Cimon, die Haͤupter und Erretter von Grie-
chenland, wohneten nicht beſſer, als ihr Nachbar 3). Grabmale aber wur-
den als heilige Gebaͤude angeſehen; daher es nicht befremden muß, wenn
ſich Nicias, der beruͤhmte Maler, gebrauchen laſſen, ein Grabmal 4) vor
der Stadt Tritia in Achaja auszumalen. Man muß auch erwaͤgen, wie
ſehr es die Nacheiferung in der Kunſt beſoͤrdert habe, wenn ganze Staͤd-
te 5), eine vor der andern, eine vorzuͤgliche Statue zu haben ſuchten, und
wenn ein ganzes Volk 6) die Koſten zu einer Statue ſo wohl von Goͤttern,
als von Siegern 7) in den oͤffentlichen Spielen, aufbrachten. Einige
Staͤdte waren, auch im Alterthume ſelbſt, bloß durch eine ſchoͤne Statue
bekannt, wie Aliphera 8) wegen einer Pallas von Erzt, vom Hecatodo-
rus und Soſtratus gemacht.
IV.
Von der
Anwendung
der Kunſt.
Die Bildhauerey und Malerey ſind unter den Griechen eher, als die
Baukunſt, zu einer gewiſſen Vollkommenheit gelanget: denn dieſe hat mehr
Idea-
1) Pauſan. L. 5. p. 398. l. 8.
2) Eclog. 3. v. 37.
3) Demoſth. Orat. περὶ συντάξ p. 71. b.
4) Pauſan. L. 7. p. 580. l. 11.
5) Plin. L. 35. c. 37.
6) Dionyſ. Halic. Ant. Rom. L. 4. p. 220. l. 47.
7) Pauſan. L. 6. p. 465. l. 35. p. 487. l. 25. p. 488. l. 34. p. 489. l. 2. p. 493. l. 16.
8) Polyb. L. 4. p. 340. D.
Winckelm. Geſch. der Kunſt. S
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |