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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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Verzeichniß und Erklär. der angebrachten Kupfer.
konnten gezogen werden. An dem Fersenleder der Schuhe des Castors stehen
Spitzen hervor, welches Sporne sind: denn es liebete derselbe zu reiten.
-- -- -- -- puerosque Ledae,
Hunc equis, illum superare pugnis
Nobilem. Hor. L. I. Od. 12.

Halbe Stiefeln, wie des Amycus, sind noch itzo von eben der Form bey denen,
welche um Rom auf die Jagd gehen, im Gebrauche.
*) Apollon. Argonaut. L. 2. v. 97. Valer. Flac. Argon. L. 4. Apollod. Bibl. L. I.
p. 30. b. l. 25. edit. Rom.
**) Idyl. 23.
***) Fest. v. Stroppus.
No. 21. Zu Ende des Ersten Theils, scheint auf einem Deckelgefäße die Begebenheit
vorgestellt zu seyn, welche Homerus in der Ilias B. 18. v. 369-467. erzählt.
Als die Thetis zum Vulcan ins Haus kam, ihn um Waffen für den Achill zu
bitten, eilte Charis, ihren Gemahl herbey zu holen. Vulcanus legte sogleich die
Werkzeuge weg, kleidete sich an, und gieng, von zwo goldenen Sclavinnen,
welche er belebt hatte, und die ihm in seinen Arbeiten halfen, zu beyden Seiten
geführt, zur Thetis. Dieses erklärt die drey obersten Deckelfiguren. Die drey
untersten scheinen Vulcan zu seyn, wie er, in Gegenwart seiner Gemahlinn, von
der Thetis gebeten und geliebkoset wird.
No. 22. Auf dem Titel des Zweyten Theils, ist eine Vorstellung des Jupiters auf ei-
nem vierspännigen Wagen, wie er zween Giganten, oder Riesen, mit seinem
Blitze erschlägt. Der eine liegt schon darnieder; der andere aber, mit einem
Stammholze in der Hand, will sich noch wehren. Die Giganten, welche allemal
anstatt der Schenkel und Beine mit Schlangen gebildet werden, wollten die Tita-
nen an dem Jupiter rächen. (Apollod. Bibl. L. I. c. 6. Claudian. Gigantomach.)
Sie setzten Berge auf Berge, und stürmten mit brennenden Eichen den Himmel.
(Ovid. Fast. L. 5. v. 35. Virg. Aen. L. 6. v. 380.). Dieses Werk ist in Cameo, von
dem Künstler Athenion, wie der Name unten zeigt, im Schatze der Farnesen.
No. 23. Vor dem Anfange des Zweyten Theils, steht eine erhobene Arbeit, deren Er-
klärung meistens darunter steht, und ausführlicher im Ersten Theile auf der
290. u. f. S. zu finden ist.
No. 24. Zu Ende des Zweyten Theils, wird Mercurius Criophorus vorgestellt, mit
der Chlamys über der linken Achsel, den Caduceum in der rechten, und einen
Widderkopf auf einer Schüssel in der linken Hand haltend. Pausanias in Boeot.
macht eine Beschreibung seiner Bildsäule, und sagt die Ursache von diesem Beyna-
men Chriophorus. Denn man habe auf eine Nachricht desselben von einer Pesti-
lenz, welche die Schafe betroffen, ihm einen Widder geopfert, den man zuvor in
einem Umgange um die Stadt zur Versohnung herumgetragen. Dieses Fest soll
darauf ihm zu Ehren beständig geseyert worden seyn. Ist eine Sarda, oder Car-
niol, dem Mylord Carlisle gehörig, von dem Künstler Dioskorides gearbeitet, des-
sen Name am Rande steht.



Geschichte
Verzeichniß und Erklaͤr. der angebrachten Kupfer.
konnten gezogen werden. An dem Ferſenleder der Schuhe des Caſtors ſtehen
Spitzen hervor, welches Sporne ſind: denn es liebete derſelbe zu reiten.
— — — — puerosque Ledae,
Hunc equis, illum ſuperare pugnis
Nobilem. Hor. L. I. Od. 12.

Halbe Stiefeln, wie des Amycus, ſind noch itzo von eben der Form bey denen,
welche um Rom auf die Jagd gehen, im Gebrauche.
*) Apollon. Argonaut. L. 2. v. 97. Valer. Flac. Argon. L. 4. Apollod. Bibl. L. I.
p. 30. b. l. 25. edit. Rom.
**) Idyl. 23.
***) Feſt. v. Stroppus.
No. 21. Zu Ende des Erſten Theils, ſcheint auf einem Deckelgefaͤße die Begebenheit
vorgeſtellt zu ſeyn, welche Homerus in der Ilias B. 18. v. 369-467. erzaͤhlt.
Als die Thetis zum Vulcan ins Haus kam, ihn um Waffen fuͤr den Achill zu
bitten, eilte Charis, ihren Gemahl herbey zu holen. Vulcanus legte ſogleich die
Werkzeuge weg, kleidete ſich an, und gieng, von zwo goldenen Sclavinnen,
welche er belebt hatte, und die ihm in ſeinen Arbeiten halfen, zu beyden Seiten
gefuͤhrt, zur Thetis. Dieſes erklaͤrt die drey oberſten Deckelfiguren. Die drey
unterſten ſcheinen Vulcan zu ſeyn, wie er, in Gegenwart ſeiner Gemahlinn, von
der Thetis gebeten und geliebkoſet wird.
No. 22. Auf dem Titel des Zweyten Theils, iſt eine Vorſtellung des Jupiters auf ei-
nem vierſpaͤnnigen Wagen, wie er zween Giganten, oder Rieſen, mit ſeinem
Blitze erſchlaͤgt. Der eine liegt ſchon darnieder; der andere aber, mit einem
Stammholze in der Hand, will ſich noch wehren. Die Giganten, welche allemal
anſtatt der Schenkel und Beine mit Schlangen gebildet werden, wollten die Tita-
nen an dem Jupiter raͤchen. (Apollod. Bibl. L. I. c. 6. Claudian. Gigantomach.)
Sie ſetzten Berge auf Berge, und ſtuͤrmten mit brennenden Eichen den Himmel.
(Ovid. Faſt. L. 5. v. 35. Virg. Aen. L. 6. v. 380.). Dieſes Werk iſt in Cameo, von
dem Kuͤnſtler Athenion, wie der Name unten zeigt, im Schatze der Farneſen.
No. 23. Vor dem Anfange des Zweyten Theils, ſteht eine erhobene Arbeit, deren Er-
klaͤrung meiſtens darunter ſteht, und ausfuͤhrlicher im Erſten Theile auf der
290. u. f. S. zu finden iſt.
No. 24. Zu Ende des Zweyten Theils, wird Mercurius Criophorus vorgeſtellt, mit
der Chlamys uͤber der linken Achſel, den Caduceum in der rechten, und einen
Widderkopf auf einer Schuͤſſel in der linken Hand haltend. Pauſanias in Bœot.
macht eine Beſchreibung ſeiner Bildſaͤule, und ſagt die Urſache von dieſem Beyna-
men Chriophorus. Denn man habe auf eine Nachricht deſſelben von einer Peſti-
lenz, welche die Schafe betroffen, ihm einen Widder geopfert, den man zuvor in
einem Umgange um die Stadt zur Verſohnung herumgetragen. Dieſes Feſt ſoll
darauf ihm zu Ehren beſtaͤndig geſeyert worden ſeyn. Iſt eine Sarda, oder Car-
niol, dem Mylord Carlisle gehoͤrig, von dem Kuͤnſtler Dioskorides gearbeitet, deſ-
ſen Name am Rande ſteht.



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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. LII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/50>, abgerufen am 23.11.2024.