Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.Von dem Ursprunge und Anfange der Kunst. Statuen hat sich niemals, in so vielen Entdeckungen, die geringste Spurgefunden, einige ganz kleine Figuren ausgenommen, weil Elfenbein sich in der Erde calciniret, wie Zähne von andern Thieren, nur die Wolfszähne nicht 1). Zu Tyrinthus in Arcadien war eine Cybele von Gold, das Ge- sicht aber war aus Zähnen 2) vom Hippopotamus zusammen gesetzet. Der erste Stein, aus welchem man Statuen machete, scheinet ebenV. Aus Marmor machete man anfänglich zu erst Kopf, Hände und FüßeVI. Plinius 1) Es hat jemand in Rom einen Wolfszahn, auf welchem die zwölf Götter gearbeitet sind. 2) Pausan. L. 8. p. 694. l. 32. 3) Id. L. 5. p. 397. lin. ult. 4) Vit. Rhet. Andocid. p. 1535. l. 14. 5) Pausan. L. 7. p. 582. l. 33. 6) Id. L 8. p. 665. l. 16. 7) Pausan. L. 8. p. 665. l. 16. 8) Vitruv. L. 2. c. 8. p. 59. l. 19. 9) Not. ad Script. Hist. Aug. p. 322. E. 10) Triller. Observ. Crit. L. 4. c. 6. Paciaud. Monum. Pelop. Vol. 2. p. 44.
Von dem Urſprunge und Anfange der Kunſt. Statuen hat ſich niemals, in ſo vielen Entdeckungen, die geringſte Spurgefunden, einige ganz kleine Figuren ausgenommen, weil Elfenbein ſich in der Erde calciniret, wie Zaͤhne von andern Thieren, nur die Wolfszaͤhne nicht 1). Zu Tyrinthus in Arcadien war eine Cybele von Gold, das Ge- ſicht aber war aus Zaͤhnen 2) vom Hippopotamus zuſammen geſetzet. Der erſte Stein, aus welchem man Statuen machete, ſcheinet ebenV. Aus Marmor machete man anfaͤnglich zu erſt Kopf, Haͤnde und FuͤßeVI. Plinius 1) Es hat jemand in Rom einen Wolfszahn, auf welchem die zwoͤlf Goͤtter gearbeitet ſind. 2) Pauſan. L. 8. p. 694. l. 32. 3) Id. L. 5. p. 397. lin. ult. 4) Vit. Rhet. Andocid. p. 1535. l. 14. 5) Pauſan. L. 7. p. 582. l. 33. 6) Id. L 8. p. 665. l. 16. 7) Pauſan. L. 8. p. 665. l. 16. 8) Vitruv. L. 2. c. 8. p. 59. l. 19. 9) Not. ad Script. Hiſt. Aug. p. 322. E. 10) Triller. Obſerv. Crit. L. 4. c. 6. Paciaud. Monum. Pelop. Vol. 2. p. 44.
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Von dem Urſprunge und Anfange der Kunſt.
Statuen hat ſich niemals, in ſo vielen Entdeckungen, die geringſte Spur
gefunden, einige ganz kleine Figuren ausgenommen, weil Elfenbein ſich in
der Erde calciniret, wie Zaͤhne von andern Thieren, nur die Wolfszaͤhne
nicht 1). Zu Tyrinthus in Arcadien war eine Cybele von Gold, das Ge-
ſicht aber war aus Zaͤhnen 2) vom Hippopotamus zuſammen geſetzet.
Der erſte Stein, aus welchem man Statuen machete, ſcheinet eben
derjenige geweſen zu ſeyn, wovon man die aͤlteſten Gebaͤude in Griechen-
land, wie 3) der Tempel des Jupiters zu Elis war, auffuͤhrete, nemlich
eine Art Toff-Stein, welcher weißlicht war. Plutarchus gedenket 4) eines
Silenus in dieſem Steine. Zu Rom gebrauchete man auch den Travertin
hierzu, und es findet ſich eine Conſulariſche Statue in der Villa des Hrn.
Cardiuals Alex. Albani, eine andere in dem Pallaſte Altieri, in Campi-
telli, welche ſitzet, und auf dem Knie eine Tafel haͤlt, und eine weibliche
Figur, ſo wie jene in Lebensgroͤße, mit einem Ringe am Zeigefinger, in der
Villa des Marcheſe Belloni. Dieſes ſind die drey Figuren aus dieſem
Steine in Rom. Figuren von ſolchen geringen Steinen pflegten um die
Graͤber zu ſtehen.
V.
Hierauf in
Stein, und
erſtlich in dem
jedem Lande
eigenen.
Aus Marmor machete man anfaͤnglich zu erſt Kopf, Haͤnde und Fuͤße
an Figuren von Holz, wie 5) eine Juno, und 6) Venus von Damophon,
einem der aͤlteſten beruͤhmten Kuͤnſtler, waren; und dieſe Art war noch zu
des Phidias Zeiten in Gebrauch: denn 7) ſeine Pallas zu Plateaͤa war
alſo gearbeitet. Solche Statuen, an welchen nur die aͤuſſerſten Theile von
Stein waren, wurden 8) Acrolithi genennet: dieſes iſt die Bedeutung
dieſes Worts, welche 9) Salmaſius und 10) andere nicht gefunden haben.
Plinius
VI.
In Marmor,
und anfaͤng-
lich die aͤußern
Theile der Fi-
gur. Von
uͤbermalten
Statuen.
1) Es hat jemand in Rom einen Wolfszahn, auf welchem die zwoͤlf Goͤtter gearbeitet ſind.
2) Pauſan. L. 8. p. 694. l. 32.
3) Id. L. 5. p. 397. lin. ult.
4) Vit. Rhet. Andocid. p. 1535. l. 14.
5) Pauſan. L. 7. p. 582. l. 33.
6) Id. L 8. p. 665. l. 16.
7) Pauſan. L. 8. p. 665. l. 16.
8) Vitruv. L. 2. c. 8. p. 59. l. 19.
9) Not. ad Script. Hiſt. Aug. p. 322. E.
10) Triller. Obſerv. Crit. L. 4. c. 6. Paciaud. Monum. Pelop. Vol. 2. p. 44.
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