Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.der Zeit unter den Griechen betrachtet. wunderbare Einwickelung und Auflösung seiner Fabel, erfüllet er uns mitbeständiger Erwartung, und führet uns über unsern Wunsch hinaus. Die glückseligsten Zeiten für die Kunst in Griechenland, und sonder-A. den 1) Pausan. L. 4. p. 326. l. 9. 2) Liv. L. 34. c. 41 Winckelm. Gesch. der Kunst. T t
der Zeit unter den Griechen betrachtet. wunderbare Einwickelung und Aufloͤſung ſeiner Fabel, erfuͤllet er uns mitbeſtaͤndiger Erwartung, und fuͤhret uns uͤber unſern Wunſch hinaus. Die gluͤckſeligſten Zeiten fuͤr die Kunſt in Griechenland, und ſonder-A. den 1) Pauſan. L. 4. p. 326. l. 9. 2) Liv. L. 34. c. 41 Winckelm. Geſch. der Kunſt. T t
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der Zeit unter den Griechen betrachtet.
wunderbare Einwickelung und Aufloͤſung ſeiner Fabel, erfuͤllet er uns mit
beſtaͤndiger Erwartung, und fuͤhret uns uͤber unſern Wunſch hinaus.
Die gluͤckſeligſten Zeiten fuͤr die Kunſt in Griechenland, und ſonder-
lich in Athen, waren die vierzig Jahre, in welchen Pericles, ſo zu reden,
die Republik regierete, und waͤhrend den hartnaͤckigen Krieg, welcher vor
dem Peloponneſiſchen Kriege, der in der ſieben und achtzigſten Olympias
ſeinen Anfang nahm, vorher gieng. Dieſer Krieg iſt vielleicht der einzige,
der in der Welt gefuͤhret worden, in welchem die Kunſt, welche ſehr em-
pfindlich iſt, nicht allein nichts gelitten, ſondern ſich mehr, als jemals, her-
vor gethan hat. Jn demſelben haben ſich die Kraͤfte von Griechenland vol-
lends und gaͤnzlich ausgewickelt; und da Athen und Sparta alle erſinnli-
che Mittel ausforſcheten und ins Werk ſetzten, ein entſcheidendes Ueberge-
wicht auf eine oder die andere Seite zu lenken, ſo offenbarete ſich eines je-
den Talent, und aller Menſchen Sinne und Haͤnde waren beſchaͤftiget.
Die Kuͤnſtler hatten allezeit waͤhrend den Krieg den großen Tag vor ſich,
wo ihre Werke vor aller Griechen Augen aufgeſtellet wurden. Denn wenn
nach vier Jahren ſich die Zeit der Olympiſchen, und nach drey Jahren der
Jſthmiſchen Spiele naͤherte, ſo hoͤreten alle Feindſeligkeiten auf, und die
wider einander erbitterten Griechen kamen zur allgemeinen Freude zu Elis,
oder zu Corinth, zuſammen, und vergaßen uͤber dem Anblicke der Bluͤthe
der Nation, die ſich hervor zu thun ſuchte, auf einige Tage, was vorgegan-
gen war, und was geſchehen ſollte. Eben ſo findet ſich, daß die Lacedaͤ-
monier einen Stillſtand der Waffen von vierzig Tagen macheten, weil ein
Feſt einfiel, welches dem Hiacynthus zu Ehren gefeyert wurde 1). Die
Nemeaͤiſchen Spiele wurden in dem Kriege der Aetolier und der Achaͤer, in
welchen ſich die Roͤmer miſcheten, einige Zeit nicht gefeyert 2). Die Frey-
heit der Sitten in dieſen Spielen verhuͤllete keinen Theil des Koͤrpers an
den
A.
Vor dem Pe-
loponneſiſchen
Kriege.
1) Pauſan. L. 4. p. 326. l. 9.
2) Liv. L. 34. c. 41
Winckelm. Geſch. der Kunſt. T t
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