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Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832.

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Deutschland, wo die Wissenschaft und die Kunst am tiefsten ergründet
wurden, das große Reich, wo die Treue wohnt und die Kraft, der
Fleiß, die Mäßigung und die Rechtschaffenheit, dieses unser gesegnetes
Vaterland, ist gleichwohl unbeschreiblich elend, weil ihm durch innere
Feinde die Elemente der politischen Hoheit und der Staatswohlfahrt
geraubt sind: die Freiheit und die Nationaleinheit. Herrschsüch-
tige Thoren, deren mattes Herz für das erhebende Gefühl der Vater-
landsliebe keinen Raum hat, kleine Menschen, die den armseligen Flit-
terstaat einer Krone höher schätzen, als die Majestät einer großen Na-
tion, verdorbene Gemüther endlich, welche ein eingebildetes persönliches
Glück mit ewigen Leiden einer Bevölkerung von 36 Millionen Menschen
zu erkaufen im Stande sind, haben durch grausame Unterdrückung die
Ordnung der Natur umgekehrt, die öffentliche Vernunft von der Lei-
tung der Staatsangelegenheiten verdrängt, die Nationalkraft gebrochen,
und den Ruhm, ja sogar das Dasein der deutschen Nation unbarmherzig
getödtet. Ihre Staatsweisheit brachte es dahin, daß das deutsche
Reich endlich auch nach Außen seine Selbstständigkeit verlor und unter
das Scepter eines fremden Eroberers gebeugt wurde. Nur dann, als
die stolzen Herrscher die Trübsale der Unterjochung selbst fühlen mußten,
erst dann, als man sie selbst an den Triumpfwagen eines übermüthigen
Despoten gespannt und den bittern Kelch der Sclaverei zu leeren sie ge-
zwungen hatte, erst dann wollten sie das Reich und das Volk der Deut-
schen wieder kennen, wie reuige Sünder erhoben sie ihre Arme flehend
zu dem Volke und baten um Rettung und Hülfe. Jezt auf einmal war
nicht von Preußen und Oesterreich, sondern nur von Deutschland
die Rede. Nicht Preußen und Oesterreich, sondern Deutschland
sollte befreit und wiederhergestellt werden. Großmüthig, wie immer, ver
gab unser Volk alle erlittene Drangsale, gedachte nur der Leiden und der
Demüthigung des Vaterlandes, und trat daher dem äußern National-
feind stark und kühn entgegen. Wo Deutschland in die Schranken tritt
-- kann der Sieg nicht zweifelhaft seyn -- der äußere Feind ward nieder
geworfen, das Vaterland war frei. Und erstand es nun wirklich, das

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Deutſchland, wo die Wiſſenſchaft und die Kunſt am tiefſten ergründet
wurden, das große Reich, wo die Treue wohnt und die Kraft, der
Fleiß, die Mäßigung und die Rechtſchaffenheit, dieſes unſer geſegnetes
Vaterland, iſt gleichwohl unbeſchreiblich elend, weil ihm durch innere
Feinde die Elemente der politiſchen Hoheit und der Staatswohlfahrt
geraubt ſind: die Freiheit und die Nationaleinheit. Herrſchſüch-
tige Thoren, deren mattes Herz für das erhebende Gefühl der Vater-
landsliebe keinen Raum hat, kleine Menſchen, die den armſeligen Flit-
terſtaat einer Krone höher ſchätzen, als die Majeſtät einer großen Na-
tion, verdorbene Gemüther endlich, welche ein eingebildetes perſönliches
Glück mit ewigen Leiden einer Bevölkerung von 36 Millionen Menſchen
zu erkaufen im Stande ſind, haben durch grauſame Unterdrückung die
Ordnung der Natur umgekehrt, die öffentliche Vernunft von der Lei-
tung der Staatsangelegenheiten verdrängt, die Nationalkraft gebrochen,
und den Ruhm, ja ſogar das Daſein der deutſchen Nation unbarmherzig
getödtet. Ihre Staatsweisheit brachte es dahin, daß das deutſche
Reich endlich auch nach Außen ſeine Selbſtſtändigkeit verlor und unter
das Scepter eines fremden Eroberers gebeugt wurde. Nur dann, als
die ſtolzen Herrſcher die Trübſale der Unterjochung ſelbſt fühlen mußten,
erſt dann, als man ſie ſelbſt an den Triumpfwagen eines übermüthigen
Despoten geſpannt und den bittern Kelch der Sclaverei zu leeren ſie ge-
zwungen hatte, erſt dann wollten ſie das Reich und das Volk der Deut-
ſchen wieder kennen, wie reuige Sünder erhoben ſie ihre Arme flehend
zu dem Volke und baten um Rettung und Hülfe. Jezt auf einmal war
nicht von Preußen und Oeſterreich, ſondern nur von Deutſchland
die Rede. Nicht Preußen und Oeſterreich, ſondern Deutſchland
ſollte befreit und wiederhergeſtellt werden. Großmüthig, wie immer, ver
gab unſer Volk alle erlittene Drangſale, gedachte nur der Leiden und der
Demüthigung des Vaterlandes, und trat daher dem äußern National-
feind ſtark und kühn entgegen. Wo Deutſchland in die Schranken tritt
— kann der Sieg nicht zweifelhaft ſeyn — der äußere Feind ward nieder
geworfen, das Vaterland war frei. Und erſtand es nun wirklich, das

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Zitationshilfe: Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wirth_nationalfest01_1832/9>, abgerufen am 21.11.2024.