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Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 2. Neustadt, 1832.

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Einst in solchen Maientagen
Ward ein Kleinod uns geschenket,
Muß das Herz nicht feurig schlagen
Wenn es jener Zeit gedenket?
Gott verleih! Gott verleih!
Daß erblüh' ein solcher Mai.
Ach es haben Feindes Mächte
Dieses Kleinod uns geraubt,
Von dem theuersten der Rechte
Kaum zu sprechen uns erlaubt.
Trüber Mai, trüber Mai! --
Wenn ein Volk nicht froh, nicht frei.
Von dem Joche des Tyrannen
Suchten wir uns zu befreien,
Manche Schlachten wir gewannen
Glaubten schon daß frei wir seyen.
Sangen frei, komm herbei
Du ersehnter Freiheits-Mai.
Doch! wir mußten unterliegen
Feindes-Uebermacht und Ränken,
Möge Gott, der uns zu siegen
Nicht vergönnt, den Tod uns schenken.
Trüber Mai, trüber Mai! --
Wenn ein Volk in Sclaverei! --
Eine Hoffnung knüpft ans Leben
Uns verbannte Polen wieder,
Unsre Freiheit zu erstreben
Werden helfen deutsche Brüder!
Gott verleih, daß es sey!
Dankfest dann dem neuen Mai!

2.
Deutsches Mailied.

Als Erwiederung auf das polnische Mailied.
(Mel.: Wo Kraft und Muth etc.)

Hört deutsche Brüder Polens Klage
Sie dringt an jedes Mannes fühlend Herz;
Wem nicht der Polen trauervolle Lage
Erpresset ein Gefühl von Schaam und Schmerz,
Den mag ich nimmer Bruder nennen,
Er kann für Edles nie entbrennen; --
Er machet Schand der deutschen Nation,
Ihm zeige jeder Biedre Spott und Hohn!
Der Polen Hoffnung ist auf euch gerichtet,
Sie fleh'n zu euch um Hülf' in ihrer Noth;
Das Reich der Polen hat der Czar vernichtet,
Und Tyrannei treibt mit den Edeln Spott.
Einſt in ſolchen Maientagen
Ward ein Kleinod uns geſchenket,
Muß das Herz nicht feurig ſchlagen
Wenn es jener Zeit gedenket?
Gott verleih! Gott verleih!
Daß erbluͤh’ ein ſolcher Mai.
Ach es haben Feindes Maͤchte
Dieſes Kleinod uns geraubt,
Von dem theuerſten der Rechte
Kaum zu ſprechen uns erlaubt.
Truͤber Mai, truͤber Mai! —
Wenn ein Volk nicht froh, nicht frei.
Von dem Joche des Tyrannen
Suchten wir uns zu befreien,
Manche Schlachten wir gewannen
Glaubten ſchon daß frei wir ſeyen.
Sangen frei, komm herbei
Du erſehnter Freiheits-Mai.
Doch! wir mußten unterliegen
Feindes-Uebermacht und Raͤnken,
Moͤge Gott, der uns zu ſiegen
Nicht vergoͤnnt, den Tod uns ſchenken.
Truͤber Mai, truͤber Mai! —
Wenn ein Volk in Sclaverei! —
Eine Hoffnung knuͤpft ans Leben
Uns verbannte Polen wieder,
Unſre Freiheit zu erſtreben
Werden helfen deutſche Bruͤder!
Gott verleih, daß es ſey!
Dankfeſt dann dem neuen Mai!

2.
Deutſches Mailied.

Als Erwiederung auf das polniſche Mailied.
(Mel.: Wo Kraft und Muth ꝛc.)

Hoͤrt deutſche Bruͤder Polens Klage
Sie dringt an jedes Mannes fuͤhlend Herz;
Wem nicht der Polen trauervolle Lage
Erpreſſet ein Gefuͤhl von Schaam und Schmerz,
Den mag ich nimmer Bruder nennen,
Er kann fuͤr Edles nie entbrennen; —
Er machet Schand der deutſchen Nation,
Ihm zeige jeder Biedre Spott und Hohn!
Der Polen Hoffnung iſt auf euch gerichtet,
Sie fleh’n zu euch um Huͤlf’ in ihrer Noth;
Das Reich der Polen hat der Czar vernichtet,
Und Tyrannei treibt mit den Edeln Spott.
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[73/0015] Einſt in ſolchen Maientagen Ward ein Kleinod uns geſchenket, Muß das Herz nicht feurig ſchlagen Wenn es jener Zeit gedenket? Gott verleih! Gott verleih! Daß erbluͤh’ ein ſolcher Mai. Ach es haben Feindes Maͤchte Dieſes Kleinod uns geraubt, Von dem theuerſten der Rechte Kaum zu ſprechen uns erlaubt. Truͤber Mai, truͤber Mai! — Wenn ein Volk nicht froh, nicht frei. Von dem Joche des Tyrannen Suchten wir uns zu befreien, Manche Schlachten wir gewannen Glaubten ſchon daß frei wir ſeyen. Sangen frei, komm herbei Du erſehnter Freiheits-Mai. Doch! wir mußten unterliegen Feindes-Uebermacht und Raͤnken, Moͤge Gott, der uns zu ſiegen Nicht vergoͤnnt, den Tod uns ſchenken. Truͤber Mai, truͤber Mai! — Wenn ein Volk in Sclaverei! — Eine Hoffnung knuͤpft ans Leben Uns verbannte Polen wieder, Unſre Freiheit zu erſtreben Werden helfen deutſche Bruͤder! Gott verleih, daß es ſey! Dankfeſt dann dem neuen Mai! 2. Deutſches Mailied. Als Erwiederung auf das polniſche Mailied. (Mel.: Wo Kraft und Muth ꝛc.) Hoͤrt deutſche Bruͤder Polens Klage Sie dringt an jedes Mannes fuͤhlend Herz; Wem nicht der Polen trauervolle Lage Erpreſſet ein Gefuͤhl von Schaam und Schmerz, Den mag ich nimmer Bruder nennen, Er kann fuͤr Edles nie entbrennen; — Er machet Schand der deutſchen Nation, Ihm zeige jeder Biedre Spott und Hohn! Der Polen Hoffnung iſt auf euch gerichtet, Sie fleh’n zu euch um Huͤlf’ in ihrer Noth; Das Reich der Polen hat der Czar vernichtet, Und Tyrannei treibt mit den Edeln Spott.

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Zitationshilfe: Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 2. Neustadt, 1832, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wirth_nationalfest02_1832/15>, abgerufen am 29.04.2024.