"Ohne die künstlichen Wiesen würde der En- "glische Ackerbau niemahls zu dem Grade der "Vollkommenheit gelanget sein, auf welchem "er sich dermahlen befindet. Der Landmann "würde in Engelland in der nehmlichen "Dürftigkeit leben, die ihn fast allenthalben "drucket; wo immittelst man in solcher Jnsel "emsige Pächter findet, welche mit einem klei- "nen Capitale anfangen, und zu vier-fünf-bis "sechsmahl hundert tausend Livres reich wer- "den. Frankreich und Lothringen sind "nicht die einzigen Länder, wo die Wiesen "nicht in dem rechten Verhältnisse mit dem "Ackerlande stehen. Selbst Engelland wür- "de ohne die durch die Kunst gepflanzte Futter- "kräuter, eben so wie wir, einen Mangel an "der Futterung haben. Allein, mehr erleuch- "tet in den Vortheilen eines blühenden Acker- "baues, und da es denselben mit Recht, als "den Grundstein der Glückseeligkeit, als die "Quelle der Stärke und als den einzigen un- "erschöpflichen Schatz derer Länder betrachtet; "da Engelland sage ich, wahrgenommen hat, "daß es seine Ländereien anders nicht als mit "Hülfe des Dunges fruchtbar machen könne, "daß, um Dung zu haben, seine Felder mit "Heerden bedecket sein müssen, und daß diese "nur nach der zunehmenden Vielheit des Fut- "ters sich vermehren können: so haben sie sich
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„Ohne die kuͤnſtlichen Wieſen wuͤrde der En- „gliſche Ackerbau niemahls zu dem Grade der „Vollkommenheit gelanget ſein, auf welchem „er ſich dermahlen befindet. Der Landmann „wuͤrde in Engelland in der nehmlichen „Duͤrftigkeit leben, die ihn faſt allenthalben „drucket; wo immittelſt man in ſolcher Jnſel „emſige Paͤchter findet, welche mit einem klei- „nen Capitale anfangen, und zu vier-fuͤnf-bis „ſechsmahl hundert tauſend Livres reich wer- „den. Frankreich und Lothringen ſind „nicht die einzigen Laͤnder, wo die Wieſen „nicht in dem rechten Verhaͤltniſſe mit dem „Ackerlande ſtehen. Selbſt Engelland wuͤr- „de ohne die durch die Kunſt gepflanzte Futter- „kraͤuter, eben ſo wie wir, einen Mangel an „der Futterung haben. Allein, mehr erleuch- „tet in den Vortheilen eines bluͤhenden Acker- „baues, und da es denſelben mit Recht, als „den Grundſtein der Gluͤckſeeligkeit, als die „Quelle der Staͤrke und als den einzigen un- „erſchoͤpflichen Schatz derer Laͤnder betrachtet; „da Engelland ſage ich, wahrgenommen hat, „daß es ſeine Laͤndereien anders nicht als mit „Huͤlfe des Dunges fruchtbar machen koͤnne, „daß, um Dung zu haben, ſeine Felder mit „Heerden bedecket ſein muͤſſen, und daß dieſe „nur nach der zunehmenden Vielheit des Fut- „ters ſich vermehren koͤnnen: ſo haben ſie ſich
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„Ohne die kuͤnſtlichen Wieſen wuͤrde der En-
„gliſche Ackerbau niemahls zu dem Grade der
„Vollkommenheit gelanget ſein, auf welchem
„er ſich dermahlen befindet. Der Landmann
„wuͤrde in Engelland in der nehmlichen
„Duͤrftigkeit leben, die ihn faſt allenthalben
„drucket; wo immittelſt man in ſolcher Jnſel
„emſige Paͤchter findet, welche mit einem klei-
„nen Capitale anfangen, und zu vier-fuͤnf-bis
„ſechsmahl hundert tauſend Livres reich wer-
„den. Frankreich und Lothringen ſind
„nicht die einzigen Laͤnder, wo die Wieſen
„nicht in dem rechten Verhaͤltniſſe mit dem
„Ackerlande ſtehen. Selbſt Engelland wuͤr-
„de ohne die durch die Kunſt gepflanzte Futter-
„kraͤuter, eben ſo wie wir, einen Mangel an
„der Futterung haben. Allein, mehr erleuch-
„tet in den Vortheilen eines bluͤhenden Acker-
„baues, und da es denſelben mit Recht, als
„den Grundſtein der Gluͤckſeeligkeit, als die
„Quelle der Staͤrke und als den einzigen un-
„erſchoͤpflichen Schatz derer Laͤnder betrachtet;
„da Engelland ſage ich, wahrgenommen hat,
„daß es ſeine Laͤndereien anders nicht als mit
„Huͤlfe des Dunges fruchtbar machen koͤnne,
„daß, um Dung zu haben, ſeine Felder mit
„Heerden bedecket ſein muͤſſen, und daß dieſe
„nur nach der zunehmenden Vielheit des Fut-
„ters ſich vermehren koͤnnen: ſo haben ſie ſich
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/108>, abgerufen am 16.02.2025.
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