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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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Kurtzer Unterricht.
Triangel erwiesen/ daß alle drey Winckel
zusammen genommen zweyen rechten Win-
ckeln gleich seyn: so darff man nicht erst be-
sonders von einem rechtwinckelichten Trian-
gel erweisen/ daß auch seine drey Winckel zu-
sammen genommen zweyen rechten Win-
ckeln gleich sind. Hingegen die andere Art
der Zusätze hat einen Beweiß nöthig. Denn
wenn etwas aus andern Sätzen hergeleitet
wird/ so muß man zeigen/ auf was für Art ei-
nes aus dem andern geschlossen wird. Z. E.
wenn einer zu den gemeldetem Lehrsatze diesen
Zusatz setzt; Jn einem rechtwinckelichten
Triangel kan nicht mehr als ein Winckel ein
rechter Winckel seyn: so hat er nöthig zu zei-
gen/ wie dieser Zusatz aus dem Lehrsatze flies-
set. Nemlich weil die drey Winckel zusam-
men zwey rechte Winckel sind/ so bliebe von
dem dritten nichts übrig/ wenn zwey würck-
lich rechte Winckel wären.

Was An-
merckun-
gen sind.

§. 47. Endlich in den Anmerckungen/ die
so wol den Erklährungen/ als Grund- und
Lehr-Sätzen/ ingleichen den Aufgaben bey-
gefüget werden/ pfleget man das jenige/ was
noch dunckel seyn möchte/ zu erläutern/ den
Nutzen der vorgetragenen Lehren anzudeu-
ten/ die Historie der Erfindung beyzubringen
und was etwan sonst nützlich zu wissen vor-
fällt.

Die Ma-
themati-
sche Lehr-
Art ist

§. 48. Wer die bißher erläuterte Me-
thode oder Lehr-Art betrachtet/ wird ohne

Mühe

Kurtzer Unterricht.
Triangel erwieſen/ daß alle drey Winckel
zuſammen genommen zweyen rechten Win-
ckeln gleich ſeyn: ſo darff man nicht erſt be-
ſonders von einem rechtwinckelichten Trian-
gel erweiſen/ daß auch ſeine drey Winckel zu-
ſammen genommen zweyen rechten Win-
ckeln gleich ſind. Hingegen die andere Art
der Zuſaͤtze hat einen Beweiß noͤthig. Denn
wenn etwas aus andern Saͤtzen hergeleitet
wird/ ſo muß man zeigen/ auf was fuͤr Art ei-
nes aus dem andern geſchloſſen wird. Z. E.
wenn einer zu den gemeldetem Lehrſatze dieſen
Zuſatz ſetzt; Jn einem rechtwinckelichten
Triangel kan nicht mehr als ein Winckel ein
rechter Winckel ſeyn: ſo hat er noͤthig zu zei-
gen/ wie dieſer Zuſatz aus dem Lehrſatze flieſ-
ſet. Nemlich weil die drey Winckel zuſam-
men zwey rechte Winckel ſind/ ſo bliebe von
dem dritten nichts uͤbrig/ wenn zwey wuͤrck-
lich rechte Winckel waͤren.

Was An-
merckun-
gen ſind.

§. 47. Endlich in den Anmerckungen/ die
ſo wol den Erklaͤhrungen/ als Grund- und
Lehr-Saͤtzen/ ingleichen den Aufgaben bey-
gefuͤget werden/ pfleget man das jenige/ was
noch dunckel ſeyn moͤchte/ zu erlaͤutern/ den
Nutzen der vorgetragenen Lehren anzudeu-
ten/ die Hiſtorie der Erfindung beyzubringen
und was etwan ſonſt nuͤtzlich zu wiſſen vor-
faͤllt.

Die Ma-
themati-
ſche Lehr-
Art iſt

§. 48. Wer die bißher erlaͤuterte Me-
thode oder Lehr-Art betrachtet/ wird ohne

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[26/0046] Kurtzer Unterricht. Triangel erwieſen/ daß alle drey Winckel zuſammen genommen zweyen rechten Win- ckeln gleich ſeyn: ſo darff man nicht erſt be- ſonders von einem rechtwinckelichten Trian- gel erweiſen/ daß auch ſeine drey Winckel zu- ſammen genommen zweyen rechten Win- ckeln gleich ſind. Hingegen die andere Art der Zuſaͤtze hat einen Beweiß noͤthig. Denn wenn etwas aus andern Saͤtzen hergeleitet wird/ ſo muß man zeigen/ auf was fuͤr Art ei- nes aus dem andern geſchloſſen wird. Z. E. wenn einer zu den gemeldetem Lehrſatze dieſen Zuſatz ſetzt; Jn einem rechtwinckelichten Triangel kan nicht mehr als ein Winckel ein rechter Winckel ſeyn: ſo hat er noͤthig zu zei- gen/ wie dieſer Zuſatz aus dem Lehrſatze flieſ- ſet. Nemlich weil die drey Winckel zuſam- men zwey rechte Winckel ſind/ ſo bliebe von dem dritten nichts uͤbrig/ wenn zwey wuͤrck- lich rechte Winckel waͤren. §. 47. Endlich in den Anmerckungen/ die ſo wol den Erklaͤhrungen/ als Grund- und Lehr-Saͤtzen/ ingleichen den Aufgaben bey- gefuͤget werden/ pfleget man das jenige/ was noch dunckel ſeyn moͤchte/ zu erlaͤutern/ den Nutzen der vorgetragenen Lehren anzudeu- ten/ die Hiſtorie der Erfindung beyzubringen und was etwan ſonſt nuͤtzlich zu wiſſen vor- faͤllt. §. 48. Wer die bißher erlaͤuterte Me- thode oder Lehr-Art betrachtet/ wird ohne Muͤhe

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/46>, abgerufen am 03.05.2024.