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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

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Anfangs-Gründe
ben von dem Ursprunge der Gestirne viele abge-
schmackte Mährlein erdichtet/ die ihr in des Hygini
Poetico Astronomico
u. Nataelis Comitis Mythologia
finden könnet. Es hat dieselben Ricciolus zugleich mit
angeführet (Almag. Nov. lib. 6. c. 3 f. 397 & seqq.)
und Weigel aus ihm sie zusammen gezogen
(Sphaer. Euclid. lib. 1. Sect. 1 c 1. p. 16 & seqq.) Jn
Ansehung dieser Fabeln haben einige aus einem
vermeinten heiligem Eifer die Nahmen der Gestirne
andern wollen. Beda hat in den Gestirnen des Thier-
Kreises davon eine Probe gegeben/ und Julius
Schiller
ein Angspurger hat nach dessen Exempel
in seinem Coelo stellato Christiano, so 1627 heraus
kommen/ den Gestirnen Nahmen aus der Bibel ge-
geben. Z. E. den Widder nennet er Petrum,
den Ochsen Andream u. s. w. Andromeda ist
das Grab des Herrn Christi/ die Leyer
seine Krippe/ Hercules sind die H. drey Kö-
nige/
der Hundsstern ist David. conf. Weigeli-
us
l. c. p. 21 & seqq.
Philipp Harsdörfer hat
in seiner Astronomischen Spiel-Charte die Bilder
der Alten behalten/ aber geistliche Auslegungen aus
der Bibel darüber gemacht. Z. E. Die Casfiopae-
am
nennet er die Bathseba; den Löwen giebt
er vor den aus/ welchen Samson todt geschlagen:
Weigel in Coelo Heraldico hat die Wappen der
Europaischen Staaten in den gestirnten Himmel
setzen wollen. Z. E. den grossen Bären verwandelt
er in den Elephanten des Königreichs Dännemarck;
aus dem Schwane machet er die Sächsische Raute
mit den Schwerdtern/ den Krebs verkehret er in eine
Krippe/ die er für das Wappen der Land-Leute aus-
giebet/ der hintere Theil des Ochsens sol das Ein-
mal Eins seyn/ welches er für das Wappen der Kauf-
leute hält. Vid. p. 23 & seqq. Allein man muß die-
sen Leuten ihre Einfalt zu gute halten/ dadurch sie

Ver-

Anfangs-Gruͤnde
ben von dem Urſprunge der Geſtirne viele abge-
ſchmackte Maͤhrlein erdichtet/ die ihr in des Hygini
Poëtico Aſtronomico
u. Natælis Comitis Mythologia
finden koͤnnet. Es hat dieſelben Ricciolus zugleich mit
angefuͤhret (Almag. Nov. lib. 6. c. 3 f. 397 & ſeqq.)
und Weigel aus ihm ſie zuſammen gezogen
(Sphær. Euclid. lib. 1. Sect. 1 c 1. p. 16 & ſeqq.) Jn
Anſehung dieſer Fabeln haben einige aus einem
vermeinten heiligem Eifer die Nahmen der Geſtirne
andern wollen. Beda hat in den Geſtirnen des Thier-
Kreiſes davon eine Probe gegeben/ und Julius
Schiller
ein Angſpurger hat nach deſſen Exempel
in ſeinem Cœlo ſtellato Chriſtiano, ſo 1627 heraus
kommen/ den Geſtirnen Nahmen aus der Bibel ge-
geben. Z. E. den Widder nennet er Petrum,
den Ochſen Andream u. ſ. w. Andromeda iſt
das Grab des Herrn Chriſti/ die Leyer
ſeine Krippe/ Hercules ſind die H. drey Koͤ-
nige/
der Hundsſtern iſt David. conf. Weigeli-
us
l. c. p. 21 & ſeqq.
Philipp Harsdoͤrfer hat
in ſeiner Aſtronomiſchen Spiel-Charte die Bilder
der Alten behalten/ aber geiſtliche Auslegungen aus
der Bibel daruͤber gemacht. Z. E. Die Casfiopæ-
am
nennet er die Bathſeba; den Loͤwen giebt
er vor den aus/ welchen Samſon todt geſchlagen:
Weigel in Cœlo Heraldico hat die Wappen der
Europaiſchen Staaten in den geſtirnten Himmel
ſetzen wollen. Z. E. den groſſen Baͤren verwandelt
er in den Elephanten des Koͤnigreichs Daͤnnemarck;
aus dem Schwane machet er die Saͤchſiſche Raute
mit den Schwerdtern/ den Krebs verkehret er in eine
Krippe/ die er fuͤr das Wappen der Land-Leute aus-
giebet/ der hintere Theil des Ochſens ſol das Ein-
mal Eins ſeyn/ welches er fuͤr das Wappen der Kauf-
leute haͤlt. Vid. p. 23 & ſeqq. Allein man muß die-
ſen Leuten ihre Einfalt zu gute halten/ dadurch ſie

Ver-
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[226/0250] Anfangs-Gruͤnde ben von dem Urſprunge der Geſtirne viele abge- ſchmackte Maͤhrlein erdichtet/ die ihr in des Hygini Poëtico Aſtronomico u. Natælis Comitis Mythologia finden koͤnnet. Es hat dieſelben Ricciolus zugleich mit angefuͤhret (Almag. Nov. lib. 6. c. 3 f. 397 & ſeqq.) und Weigel aus ihm ſie zuſammen gezogen (Sphær. Euclid. lib. 1. Sect. 1 c 1. p. 16 & ſeqq.) Jn Anſehung dieſer Fabeln haben einige aus einem vermeinten heiligem Eifer die Nahmen der Geſtirne andern wollen. Beda hat in den Geſtirnen des Thier- Kreiſes davon eine Probe gegeben/ und Julius Schiller ein Angſpurger hat nach deſſen Exempel in ſeinem Cœlo ſtellato Chriſtiano, ſo 1627 heraus kommen/ den Geſtirnen Nahmen aus der Bibel ge- geben. Z. E. den Widder nennet er Petrum, den Ochſen Andream u. ſ. w. Andromeda iſt das Grab des Herrn Chriſti/ die Leyer ſeine Krippe/ Hercules ſind die H. drey Koͤ- nige/ der Hundsſtern iſt David. conf. Weigeli- us l. c. p. 21 & ſeqq. Philipp Harsdoͤrfer hat in ſeiner Aſtronomiſchen Spiel-Charte die Bilder der Alten behalten/ aber geiſtliche Auslegungen aus der Bibel daruͤber gemacht. Z. E. Die Casfiopæ- am nennet er die Bathſeba; den Loͤwen giebt er vor den aus/ welchen Samſon todt geſchlagen: Weigel in Cœlo Heraldico hat die Wappen der Europaiſchen Staaten in den geſtirnten Himmel ſetzen wollen. Z. E. den groſſen Baͤren verwandelt er in den Elephanten des Koͤnigreichs Daͤnnemarck; aus dem Schwane machet er die Saͤchſiſche Raute mit den Schwerdtern/ den Krebs verkehret er in eine Krippe/ die er fuͤr das Wappen der Land-Leute aus- giebet/ der hintere Theil des Ochſens ſol das Ein- mal Eins ſeyn/ welches er fuͤr das Wappen der Kauf- leute haͤlt. Vid. p. 23 & ſeqq. Allein man muß die- ſen Leuten ihre Einfalt zu gute halten/ dadurch ſie Ver-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/250>, abgerufen am 22.11.2024.