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Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

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er im vierzigsten Jahre starb, nachdem er seit dem
dreißigsten schon alle Schwachheiten des Alters er-
duldet hatte. Er hat sich selbst folgende Grabschrift
gesetzt:

"Jch habe ohne Nachdenken gelebt, und mich dem
"guten Gesetz der Natur ohne Zwang überlassen:
"es wundert mich also gar sehr, wie der Tod an
"mich denken konnte, da ich niemals an ihn ge-
"dacht habe."



Der Mann auf seinem Posten.

Johann Rotrou, ein im siebzehnten Jahrhun-
dert bekannter und geschätzter dramatischer Dichter,
lebte zu Dreux, wo er mehrere öffentliche Ämter be-
kleidete.

Als im Jahre 1650 in seinem Wohnorte eine
ansteckende Krankheit herrschte, die täglich an 30
Menschen wegraffte, bat ihn sein Bruder, der sich
damals in Paris aufhielt, sehr dringend, er möchte,
um sein Leben zu retten, zu ihm kommen. Des-
sen ungeachtet weigerte sich Rotrou standhaft, sei-
nes Bruders Bitte zu erfüllen, weil seine Ge-
schäfte es nicht erlaubten, weil er der Einzige
wäre, der bei der Abwesenheit des Generallieu-
tenants und nach dem Tode des Bürgermeisters,
für die Bedürfnisse der Stadt sorgen, und die



er im vierzigſten Jahre ſtarb, nachdem er ſeit dem
dreißigſten ſchon alle Schwachheiten des Alters er-
duldet hatte. Er hat ſich ſelbſt folgende Grabſchrift
geſetzt:

»Jch habe ohne Nachdenken gelebt, und mich dem
»guten Geſetz der Natur ohne Zwang überlaſſen:
»es wundert mich alſo gar ſehr, wie der Tod an
»mich denken konnte, da ich niemals an ihn ge-
»dacht habe.«



Der Mann auf ſeinem Poſten.

Johann Rotrou, ein im ſiebzehnten Jahrhun-
dert bekannter und geſchätzter dramatiſcher Dichter,
lebte zu Dreux, wo er mehrere öffentliche Ämter be-
kleidete.

Als im Jahre 1650 in ſeinem Wohnorte eine
anſteckende Krankheit herrſchte, die täglich an 30
Menſchen wegraffte, bat ihn ſein Bruder, der ſich
damals in Paris aufhielt, ſehr dringend, er möchte,
um ſein Leben zu retten, zu ihm kommen. Deſ-
ſen ungeachtet weigerte ſich Rotrou ſtandhaft, ſei-
nes Bruders Bitte zu erfüllen, weil ſeine Ge-
ſchäfte es nicht erlaubten, weil er der Einzige
wäre, der bei der Abweſenheit des Generallieu-
tenants und nach dem Tode des Bürgermeiſters,
für die Bedürfniſſe der Stadt ſorgen, und die

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[102/0118] er im vierzigſten Jahre ſtarb, nachdem er ſeit dem dreißigſten ſchon alle Schwachheiten des Alters er- duldet hatte. Er hat ſich ſelbſt folgende Grabſchrift geſetzt: »Jch habe ohne Nachdenken gelebt, und mich dem »guten Geſetz der Natur ohne Zwang überlaſſen: »es wundert mich alſo gar ſehr, wie der Tod an »mich denken konnte, da ich niemals an ihn ge- »dacht habe.« Der Mann auf ſeinem Poſten. Johann Rotrou, ein im ſiebzehnten Jahrhun- dert bekannter und geſchätzter dramatiſcher Dichter, lebte zu Dreux, wo er mehrere öffentliche Ämter be- kleidete. Als im Jahre 1650 in ſeinem Wohnorte eine anſteckende Krankheit herrſchte, die täglich an 30 Menſchen wegraffte, bat ihn ſein Bruder, der ſich damals in Paris aufhielt, ſehr dringend, er möchte, um ſein Leben zu retten, zu ihm kommen. Deſ- ſen ungeachtet weigerte ſich Rotrou ſtandhaft, ſei- nes Bruders Bitte zu erfüllen, weil ſeine Ge- ſchäfte es nicht erlaubten, weil er der Einzige wäre, der bei der Abweſenheit des Generallieu- tenants und nach dem Tode des Bürgermeiſters, für die Bedürfniſſe der Stadt ſorgen, und die

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Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/118>, abgerufen am 24.11.2024.