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Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

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und öfters bei ihm zu Mittag gegessen. Wie geht
es ihm denn, fragte der Sohn, wie lebt er? Hof-
fentlich doch gut?

D. Fremde. So, daß ich wünsche, alle böse
Menschen mögen ein solches Leben führen, wie Jhr
Herr Vater!

D. Sohn. Wie so? Sie erschrecken mich! Jst
denn mein Vater etwa krank?

D. Fremde. Gott bewahre! Er ist so gesund,
wie ein Fisch!

D. Sohn. Oder hat er vielleicht ein bedeutendes
Unglück gehabt?

D. Fremde. Jm Gegentheil. Er hat erst vor
ganz kurzer Zeit einen nicht unbedeutenden Gewinn
in der Lotterie gemacht.

D. Sohn. Aber, wie soll ich mir denn Jhren
sonderbaren Wunsch erklären?

D. Fremde. Jhr Herr Vater ist vom frühen
Morgen an nur darauf bedacht, wie er Gutes um
sich her verbreiten könne. Er führt ein stilles häus-
liches Leben, und findet sein höchstes Glück nur
darin, das Glück anderer Menschen zu befördern.
Sind Sie nicht auch der Meinung, daß man zu
wünschen hätte, alle böse Menschen möchten ein sol-
ches Leben führen?



und öfters bei ihm zu Mittag gegeſſen. Wie geht
es ihm denn, fragte der Sohn, wie lebt er? Hof-
fentlich doch gut?

D. Fremde. So, daß ich wünſche, alle böſe
Menſchen mögen ein ſolches Leben führen, wie Jhr
Herr Vater!

D. Sohn. Wie ſo? Sie erſchrecken mich! Jſt
denn mein Vater etwa krank?

D. Fremde. Gott bewahre! Er iſt ſo geſund,
wie ein Fiſch!

D. Sohn. Oder hat er vielleicht ein bedeutendes
Unglück gehabt?

D. Fremde. Jm Gegentheil. Er hat erſt vor
ganz kurzer Zeit einen nicht unbedeutenden Gewinn
in der Lotterie gemacht.

D. Sohn. Aber, wie ſoll ich mir denn Jhren
ſonderbaren Wunſch erklären?

D. Fremde. Jhr Herr Vater iſt vom frühen
Morgen an nur darauf bedacht, wie er Gutes um
ſich her verbreiten könne. Er führt ein ſtilles häus-
liches Leben, und findet ſein höchſtes Glück nur
darin, das Glück anderer Menſchen zu befördern.
Sind Sie nicht auch der Meinung, daß man zu
wünſchen hätte, alle böſe Menſchen möchten ein ſol-
ches Leben führen?

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[10/0026] und öfters bei ihm zu Mittag gegeſſen. Wie geht es ihm denn, fragte der Sohn, wie lebt er? Hof- fentlich doch gut? D. Fremde. So, daß ich wünſche, alle böſe Menſchen mögen ein ſolches Leben führen, wie Jhr Herr Vater! D. Sohn. Wie ſo? Sie erſchrecken mich! Jſt denn mein Vater etwa krank? D. Fremde. Gott bewahre! Er iſt ſo geſund, wie ein Fiſch! D. Sohn. Oder hat er vielleicht ein bedeutendes Unglück gehabt? D. Fremde. Jm Gegentheil. Er hat erſt vor ganz kurzer Zeit einen nicht unbedeutenden Gewinn in der Lotterie gemacht. D. Sohn. Aber, wie ſoll ich mir denn Jhren ſonderbaren Wunſch erklären? D. Fremde. Jhr Herr Vater iſt vom frühen Morgen an nur darauf bedacht, wie er Gutes um ſich her verbreiten könne. Er führt ein ſtilles häus- liches Leben, und findet ſein höchſtes Glück nur darin, das Glück anderer Menſchen zu befördern. Sind Sie nicht auch der Meinung, daß man zu wünſchen hätte, alle böſe Menſchen möchten ein ſol- ches Leben führen?

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Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/26>, abgerufen am 21.11.2024.