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Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

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Die Probe.

Ein polnischer Jude ward auf der Messe von
einem deutschen Kaufmann an seinen Laden heran-
gerufen, ob ihm gleich der Pole schon vor einigen
Tagen erklärt hatte, daß er nie wieder mit ihm
handeln werde, weil er sich mit den von ihm gekauf-
ten Waaren so abscheulich betrogen gefunden habe.

Hört, sagte der deutsche Kaufmann, ihr könnt
mich diese Messe probiren, ihr sollt mit mir zufrie-
den seyn. -- Hört, erwiederte der Pole, habt ihr
schon gesehen, wie man einen Gold- oder Silber-
barren probirt? So möchte ich euch auch probiren.
-- Wer in der Ostermesse ein Betrieger war, wird
in der Michaelismesse wohl ein Schurke, aber
schwerlich ein ehrlicher Mann seyn!

Origineller Briefwechsel eines zärtlichen
Paares.

Ein polnischer Jude, der, seiner Handelsgeschäfte
wegen, von seiner Frau entfernt lebte, und der
Schmachtenden keine Hoffnung geben konnte, bald
zurück zu kommen, mußte darüber in ihren Briefen
die bittersten Vorwürfe lesen. Unter andern hieß es
in einem derseiben: Mein erster, selig verstorbener
Mann blieb, wenn er verreisen mußte, doch nur



Die Probe.

Ein polniſcher Jude ward auf der Meſſe von
einem deutſchen Kaufmann an ſeinen Laden heran-
gerufen, ob ihm gleich der Pole ſchon vor einigen
Tagen erklärt hatte, daß er nie wieder mit ihm
handeln werde, weil er ſich mit den von ihm gekauf-
ten Waaren ſo abſcheulich betrogen gefunden habe.

Hört, ſagte der deutſche Kaufmann, ihr könnt
mich dieſe Meſſe probiren, ihr ſollt mit mir zufrie-
den ſeyn. — Hört, erwiederte der Pole, habt ihr
ſchon geſehen, wie man einen Gold- oder Silber-
barren probirt? So möchte ich euch auch probiren.
— Wer in der Oſtermeſſe ein Betrieger war, wird
in der Michaelismeſſe wohl ein Schurke, aber
ſchwerlich ein ehrlicher Mann ſeyn!

Origineller Briefwechſel eines zaͤrtlichen
Paares.

Ein polniſcher Jude, der, ſeiner Handelsgeſchäfte
wegen, von ſeiner Frau entfernt lebte, und der
Schmachtenden keine Hoffnung geben konnte, bald
zurück zu kommen, mußte darüber in ihren Briefen
die bitterſten Vorwürfe leſen. Unter andern hieß es
in einem derſeiben: Mein erſter, ſelig verſtorbener
Mann blieb, wenn er verreiſen mußte, doch nur

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[18/0034] Die Probe. Ein polniſcher Jude ward auf der Meſſe von einem deutſchen Kaufmann an ſeinen Laden heran- gerufen, ob ihm gleich der Pole ſchon vor einigen Tagen erklärt hatte, daß er nie wieder mit ihm handeln werde, weil er ſich mit den von ihm gekauf- ten Waaren ſo abſcheulich betrogen gefunden habe. Hört, ſagte der deutſche Kaufmann, ihr könnt mich dieſe Meſſe probiren, ihr ſollt mit mir zufrie- den ſeyn. — Hört, erwiederte der Pole, habt ihr ſchon geſehen, wie man einen Gold- oder Silber- barren probirt? So möchte ich euch auch probiren. — Wer in der Oſtermeſſe ein Betrieger war, wird in der Michaelismeſſe wohl ein Schurke, aber ſchwerlich ein ehrlicher Mann ſeyn! Origineller Briefwechſel eines zaͤrtlichen Paares. Ein polniſcher Jude, der, ſeiner Handelsgeſchäfte wegen, von ſeiner Frau entfernt lebte, und der Schmachtenden keine Hoffnung geben konnte, bald zurück zu kommen, mußte darüber in ihren Briefen die bitterſten Vorwürfe leſen. Unter andern hieß es in einem derſeiben: Mein erſter, ſelig verſtorbener Mann blieb, wenn er verreiſen mußte, doch nur

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Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/34>, abgerufen am 24.11.2024.