Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.Die Spieldose auf einer Wasserparthie. N. besuchte auf einer Reise mit einem Freunde Die Spieldoſe auf einer Waſſerparthie. N. beſuchte auf einer Reiſe mit einem Freunde <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0036" n="20"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head>Die Spieldoſe auf einer Waſſerparthie.</head><lb/> <p>N. beſuchte auf einer Reiſe mit einem Freunde<lb/> den berühmten Garten zu Wörlitz. Dort wurde<lb/> unter andern eine Waſſerparthie gemacht. Unſer<lb/> Reiſender war ein zu würdiger und allgemein aner-<lb/> kannt biederer Mann, als daß man ihm die kleine<lb/> Schwäche, im Aeußern gern glänzen zu wollen,<lb/> und z. B. deswegen ſehr theure Ringe und andere<lb/> Koſtbarkeiten zu tragen, nicht zu gut halten und ſie<lb/> verzeihlich finden ſollte. Er ließ eine Doſe mit<lb/> einem Spielwerk in der Taſche oder aus der Taſche<lb/> ſpielen. Da er wohl vermuthen konnte, daß die<lb/> Schiffer noch nie dergleichen gehört oder geſehen<lb/> hätten, und durch die ungekannten Töne vielleicht<lb/> gar, wie die Mohren in der Zauberflöte, verwun-<lb/> derungsvoll zum Tanzen gereizt werden könnten;<lb/> wenn der kleine Schiffsraum es nur geſtattete, ſo<lb/> hoffte er, ſich an ihrer Ueberraſchung zu weiden.<lb/> Er ſtellte ſich daher ganz unwiſſend, und fragte,<lb/> was denn das für Muſik ſey? Wir ſind, erwiederte<lb/> einer der Neptunsgeſellen, hier nicht weit von einem<lb/> Dorfe, und das, was wir hören, kommt vom Amts-<lb/> vieh her! —</p> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [20/0036]
Die Spieldoſe auf einer Waſſerparthie.
N. beſuchte auf einer Reiſe mit einem Freunde
den berühmten Garten zu Wörlitz. Dort wurde
unter andern eine Waſſerparthie gemacht. Unſer
Reiſender war ein zu würdiger und allgemein aner-
kannt biederer Mann, als daß man ihm die kleine
Schwäche, im Aeußern gern glänzen zu wollen,
und z. B. deswegen ſehr theure Ringe und andere
Koſtbarkeiten zu tragen, nicht zu gut halten und ſie
verzeihlich finden ſollte. Er ließ eine Doſe mit
einem Spielwerk in der Taſche oder aus der Taſche
ſpielen. Da er wohl vermuthen konnte, daß die
Schiffer noch nie dergleichen gehört oder geſehen
hätten, und durch die ungekannten Töne vielleicht
gar, wie die Mohren in der Zauberflöte, verwun-
derungsvoll zum Tanzen gereizt werden könnten;
wenn der kleine Schiffsraum es nur geſtattete, ſo
hoffte er, ſich an ihrer Ueberraſchung zu weiden.
Er ſtellte ſich daher ganz unwiſſend, und fragte,
was denn das für Muſik ſey? Wir ſind, erwiederte
einer der Neptunsgeſellen, hier nicht weit von einem
Dorfe, und das, was wir hören, kommt vom Amts-
vieh her! —
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