Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite



Ermahnungen folgten, sich ja keine Verzögerung zu
erlauben, damit Sr. Durchlaucht keine Ursache zu
klagen fänden, und demnächst machte ihm der Post-
meister die Hoffnung, ein reichliches Trinkgeld zu
erhalten. Niemand war froher als der Postillon.
die freudige Nachricht wirkte so stark, daß er, in
dem bezaubernden Gedanken an die bevorstehende
reiche Spende, rasch ins Wirthshaus eilte, und sich
auf Rechnung derselben trefflich bene that.

Nach Verlauf einiger Stunden kam die ersehnte
Extrapost an. Ein Postoffiziant sprengte voran,
sprang vom Pferde, und rief: Rasch, die Pferde
für den Herrn Baron von N. Der Postillon, in
der Meinung, der Fürst werde auch bald kommen,
zögerte, aber der zürnende Postmeister trieb ihn zur
Erfüllung seiner Pflicht. Murrend spannte er seine
Pferde vor, traurig setzte er sich in den Sattel und
fuhr davon. Dahin war die Freude, vernichtet die
Hoffnung auf das reichliche Trinkgeld, einem anderen
sollte nun dieses zu Theil werden. Jm Ärger über
sein Mißgeschick vergaß er seine Pferde anzutreiben,
die immer langsamer und langsamer gingen. Dem
Fürsten fiel dieß am Ende auf; er konnte sich nicht
enthalten, den Schwager darüber zu befragen. Wo-
her kommt es, rief er ihm zu, daß du so schlecht
fährst, bist du etwa krank, oder ist eines deiner
Pferde krank?



Ermahnungen folgten, ſich ja keine Verzögerung zu
erlauben, damit Sr. Durchlaucht keine Urſache zu
klagen fänden, und demnächſt machte ihm der Poſt-
meiſter die Hoffnung, ein reichliches Trinkgeld zu
erhalten. Niemand war froher als der Poſtillon.
die freudige Nachricht wirkte ſo ſtark, daß er, in
dem bezaubernden Gedanken an die bevorſtehende
reiche Spende, raſch ins Wirthshaus eilte, und ſich
auf Rechnung derſelben trefflich bene that.

Nach Verlauf einiger Stunden kam die erſehnte
Extrapoſt an. Ein Poſtoffiziant ſprengte voran,
ſprang vom Pferde, und rief: Raſch, die Pferde
für den Herrn Baron von N. Der Poſtillon, in
der Meinung, der Fürſt werde auch bald kommen,
zögerte, aber der zürnende Poſtmeiſter trieb ihn zur
Erfüllung ſeiner Pflicht. Murrend ſpannte er ſeine
Pferde vor, traurig ſetzte er ſich in den Sattel und
fuhr davon. Dahin war die Freude, vernichtet die
Hoffnung auf das reichliche Trinkgeld, einem anderen
ſollte nun dieſes zu Theil werden. Jm Ärger über
ſein Mißgeſchick vergaß er ſeine Pferde anzutreiben,
die immer langſamer und langſamer gingen. Dem
Fürſten fiel dieß am Ende auf; er konnte ſich nicht
enthalten, den Schwager darüber zu befragen. Wo-
her kommt es, rief er ihm zu, daß du ſo ſchlecht
fährſt, biſt du etwa krank, oder iſt eines deiner
Pferde krank?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0054" n="38"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Ermahnungen folgten, &#x017F;ich ja keine Verzögerung zu<lb/>
erlauben, damit Sr. Durchlaucht keine Ur&#x017F;ache zu<lb/>
klagen fänden, und demnäch&#x017F;t machte ihm der Po&#x017F;t-<lb/>
mei&#x017F;ter die Hoffnung, ein reichliches Trinkgeld zu<lb/>
erhalten. Niemand war froher als der Po&#x017F;tillon.<lb/>
die freudige Nachricht wirkte &#x017F;o &#x017F;tark, daß er, in<lb/>
dem bezaubernden Gedanken an die bevor&#x017F;tehende<lb/>
reiche Spende, ra&#x017F;ch ins Wirthshaus eilte, und &#x017F;ich<lb/>
auf Rechnung der&#x017F;elben trefflich <hi rendition="#aq">bene</hi> that.</p><lb/>
          <p>Nach Verlauf einiger Stunden kam die er&#x017F;ehnte<lb/>
Extrapo&#x017F;t an. Ein Po&#x017F;toffiziant &#x017F;prengte voran,<lb/>
&#x017F;prang vom Pferde, und rief: Ra&#x017F;ch, die Pferde<lb/>
für den Herrn Baron von N. Der Po&#x017F;tillon, in<lb/>
der Meinung, der Für&#x017F;t werde auch bald kommen,<lb/>
zögerte, aber der zürnende Po&#x017F;tmei&#x017F;ter trieb ihn zur<lb/>
Erfüllung &#x017F;einer Pflicht. Murrend &#x017F;pannte er &#x017F;eine<lb/>
Pferde vor, traurig &#x017F;etzte er &#x017F;ich in den Sattel und<lb/>
fuhr davon. Dahin war die Freude, vernichtet die<lb/>
Hoffnung auf das reichliche Trinkgeld, einem anderen<lb/>
&#x017F;ollte nun die&#x017F;es zu Theil werden. Jm Ärger über<lb/>
&#x017F;ein Mißge&#x017F;chick vergaß er &#x017F;eine Pferde anzutreiben,<lb/>
die immer lang&#x017F;amer und lang&#x017F;amer gingen. Dem<lb/>
Für&#x017F;ten fiel dieß am Ende auf; er konnte &#x017F;ich nicht<lb/>
enthalten, den Schwager darüber zu befragen. Wo-<lb/>
her kommt es, rief er ihm zu, daß du &#x017F;o &#x017F;chlecht<lb/>
fähr&#x017F;t, bi&#x017F;t du etwa krank, oder i&#x017F;t eines deiner<lb/>
Pferde krank?</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0054] Ermahnungen folgten, ſich ja keine Verzögerung zu erlauben, damit Sr. Durchlaucht keine Urſache zu klagen fänden, und demnächſt machte ihm der Poſt- meiſter die Hoffnung, ein reichliches Trinkgeld zu erhalten. Niemand war froher als der Poſtillon. die freudige Nachricht wirkte ſo ſtark, daß er, in dem bezaubernden Gedanken an die bevorſtehende reiche Spende, raſch ins Wirthshaus eilte, und ſich auf Rechnung derſelben trefflich bene that. Nach Verlauf einiger Stunden kam die erſehnte Extrapoſt an. Ein Poſtoffiziant ſprengte voran, ſprang vom Pferde, und rief: Raſch, die Pferde für den Herrn Baron von N. Der Poſtillon, in der Meinung, der Fürſt werde auch bald kommen, zögerte, aber der zürnende Poſtmeiſter trieb ihn zur Erfüllung ſeiner Pflicht. Murrend ſpannte er ſeine Pferde vor, traurig ſetzte er ſich in den Sattel und fuhr davon. Dahin war die Freude, vernichtet die Hoffnung auf das reichliche Trinkgeld, einem anderen ſollte nun dieſes zu Theil werden. Jm Ärger über ſein Mißgeſchick vergaß er ſeine Pferde anzutreiben, die immer langſamer und langſamer gingen. Dem Fürſten fiel dieß am Ende auf; er konnte ſich nicht enthalten, den Schwager darüber zu befragen. Wo- her kommt es, rief er ihm zu, daß du ſo ſchlecht fährſt, biſt du etwa krank, oder iſt eines deiner Pferde krank?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/54
Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/54>, abgerufen am 21.11.2024.