Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.der Segen vor dem Hause stehe, pflege der Fluch im Hause zu residiren. Und in der That bestätigte der Erfolg diese Prophezeiung: man fand bei der Abreise eine nichts weniger als gesegnete Rechnung, denn außerdem, daß alle Preise mehr als übertrie- ben hoch aufgeführt waren, fanden sich selbst Dinge, die man weder verlangt noch erhalten hatte, auf die- ser saubern Rechnung und, gleichsam als Zugabe, ein kleiner Jrrthum im Addiren, es versteht sich, zum Vortheil des Wirthes. Ob man sich gleich vor- nahm, diese Gemeinheit ungerügt durchgehen zu las- sen, so wollte man doch wenigstens zeigen, daß man des Wirthes Betriegerei eingesehen habe, und ließ ihm auf dem Tische folgende Zeilen offen zurück: "Gesegnet wirst du seyn, wenn du ankommst, Besonders bestätigt sich die Wahrheit unsers Tex- Zu einem so musterhaften Barbiren der Segen vor dem Hauſe ſtehe, pflege der Fluch im Hauſe zu reſidiren. Und in der That beſtätigte der Erfolg dieſe Prophezeiung: man fand bei der Abreiſe eine nichts weniger als geſegnete Rechnung, denn außerdem, daß alle Preiſe mehr als übertrie- ben hoch aufgeführt waren, fanden ſich ſelbſt Dinge, die man weder verlangt noch erhalten hatte, auf die- ſer ſaubern Rechnung und, gleichſam als Zugabe, ein kleiner Jrrthum im Addiren, es verſteht ſich, zum Vortheil des Wirthes. Ob man ſich gleich vor- nahm, dieſe Gemeinheit ungerügt durchgehen zu laſ- ſen, ſo wollte man doch wenigſtens zeigen, daß man des Wirthes Betriegerei eingeſehen habe, und ließ ihm auf dem Tiſche folgende Zeilen offen zurück: »Geſegnet wirſt du ſeyn, wenn du ankommſt, Beſonders beſtätigt ſich die Wahrheit unſers Tex- Zu einem ſo muſterhaften Barbiren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0057" n="41"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> der Segen <hi rendition="#g">vor</hi> dem Hauſe ſtehe, pflege der Fluch<lb/><hi rendition="#g">im</hi> Hauſe zu reſidiren. Und in der That beſtätigte<lb/> der Erfolg dieſe Prophezeiung: man fand bei der<lb/> Abreiſe eine nichts weniger als geſegnete Rechnung,<lb/> denn außerdem, daß alle Preiſe mehr als übertrie-<lb/> ben hoch aufgeführt waren, fanden ſich ſelbſt Dinge,<lb/> die man weder verlangt noch erhalten hatte, auf die-<lb/> ſer ſaubern Rechnung und, gleichſam als Zugabe,<lb/> ein kleiner Jrrthum im Addiren, es verſteht ſich,<lb/> zum Vortheil des Wirthes. Ob man ſich gleich vor-<lb/> nahm, dieſe Gemeinheit ungerügt durchgehen zu laſ-<lb/> ſen, ſo wollte man doch wenigſtens zeigen, daß man<lb/> des Wirthes Betriegerei eingeſehen habe, und ließ<lb/> ihm auf dem Tiſche folgende Zeilen offen zurück:</p><lb/> <p>»Geſegnet wirſt du ſeyn, wenn du ankommſt,<lb/> »und geprellt, wenn du ausgeheſt.«</p><lb/> <p>Beſonders beſtätigt ſich die Wahrheit unſers Tex-<lb/> tes bei dem Wein, den du getrunken und nicht ge-<lb/> trunken. Der, den du getrunken, iſt eben ſo ſchlecht,<lb/> als der Preis hoch, und das will viel ſagen; der,<lb/> den du in der Rechnung findeſt, und weder erhalten<lb/> noch getrunken haſt, kann aber wohl in der Güte<lb/> mit dem Preiſe im Verhältniß ſtehen, das iſt mög-<lb/> lich. Der Rechnungsſehler, der beim Zuſammenzäh-<lb/> len in der Summe ſich findet, iſt verzeihlich, denn:</p><lb/> <p>Zu einem ſo muſterhaften Barbiren<lb/> Gehört ein ſo vortreffliches Addiren.</p> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [41/0057]
der Segen vor dem Hauſe ſtehe, pflege der Fluch
im Hauſe zu reſidiren. Und in der That beſtätigte
der Erfolg dieſe Prophezeiung: man fand bei der
Abreiſe eine nichts weniger als geſegnete Rechnung,
denn außerdem, daß alle Preiſe mehr als übertrie-
ben hoch aufgeführt waren, fanden ſich ſelbſt Dinge,
die man weder verlangt noch erhalten hatte, auf die-
ſer ſaubern Rechnung und, gleichſam als Zugabe,
ein kleiner Jrrthum im Addiren, es verſteht ſich,
zum Vortheil des Wirthes. Ob man ſich gleich vor-
nahm, dieſe Gemeinheit ungerügt durchgehen zu laſ-
ſen, ſo wollte man doch wenigſtens zeigen, daß man
des Wirthes Betriegerei eingeſehen habe, und ließ
ihm auf dem Tiſche folgende Zeilen offen zurück:
»Geſegnet wirſt du ſeyn, wenn du ankommſt,
»und geprellt, wenn du ausgeheſt.«
Beſonders beſtätigt ſich die Wahrheit unſers Tex-
tes bei dem Wein, den du getrunken und nicht ge-
trunken. Der, den du getrunken, iſt eben ſo ſchlecht,
als der Preis hoch, und das will viel ſagen; der,
den du in der Rechnung findeſt, und weder erhalten
noch getrunken haſt, kann aber wohl in der Güte
mit dem Preiſe im Verhältniß ſtehen, das iſt mög-
lich. Der Rechnungsſehler, der beim Zuſammenzäh-
len in der Summe ſich findet, iſt verzeihlich, denn:
Zu einem ſo muſterhaften Barbiren
Gehört ein ſo vortreffliches Addiren.
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