Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Vorrede. und muß ohne seine Schuld sein Ge-müthe in Unruhe setzen lassen. Die Sineser haben von alten Zeiten her auf die Kunst zu regieren vielen Fleiß ge- wendet: was ich aber in ihren Schriff- ten hin und wieder zur Probe zu un- tersuchen mich befliessen, das finde ich meinen Lehren gemäß. Derowegen da dieses Volck in der Kunst zu regieren alle übertrifft und für allen den Ruhm er- halten; so ist mir lieb, daß ich ihre Ma- ximen aus meinen Gründen erweisen kan. Vielleicht finde ich einmahl Ge- legenheit die Sitten- und Staats-Leh- re der Sineser in Form einer Wissen- schafft zu bringen, da sich die Harmo- nie mit meinen Lehren deutlich zeigen wird. Allein diese Arbeit muß deswe- gen noch weit hinaus gesetzt verbleiben, weil ich noch genung zu thun habe, ehe ich meine Lehren der Welt-Weißheit in ihrer völligen Ausführung dargestellet, wie
Vorrede. und muß ohne ſeine Schuld ſein Ge-muͤthe in Unruhe ſetzen laſſen. Die Sineſer haben von alten Zeiten her auf die Kunſt zu regieren vielen Fleiß ge- wendet: was ich aber in ihren Schriff- ten hin und wieder zur Probe zu un- terſuchen mich beflieſſen, das finde ich meinen Lehren gemaͤß. Derowegen da dieſes Volck in der Kunſt zu regieren alle uͤbertrifft und fuͤr allen den Ruhm er- halten; ſo iſt mir lieb, daß ich ihre Ma- ximen aus meinen Gruͤnden erweiſen kan. Vielleicht finde ich einmahl Ge- legenheit die Sitten- und Staats-Leh- re der Sineſer in Form einer Wiſſen- ſchafft zu bringen, da ſich die Harmo- nie mit meinen Lehren deutlich zeigen wird. Allein dieſe Arbeit muß deswe- gen noch weit hinaus geſetzt verbleiben, weil ich noch genung zu thun habe, ehe ich meine Lehren der Welt-Weißheit in ihrer voͤlligen Ausfuͤhrung dargeſtellet, wie
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Vorrede.
und muß ohne ſeine Schuld ſein Ge-
muͤthe in Unruhe ſetzen laſſen. Die
Sineſer haben von alten Zeiten her auf
die Kunſt zu regieren vielen Fleiß ge-
wendet: was ich aber in ihren Schriff-
ten hin und wieder zur Probe zu un-
terſuchen mich beflieſſen, das finde ich
meinen Lehren gemaͤß. Derowegen da
dieſes Volck in der Kunſt zu regieren alle
uͤbertrifft und fuͤr allen den Ruhm er-
halten; ſo iſt mir lieb, daß ich ihre Ma-
ximen aus meinen Gruͤnden erweiſen
kan. Vielleicht finde ich einmahl Ge-
legenheit die Sitten- und Staats-Leh-
re der Sineſer in Form einer Wiſſen-
ſchafft zu bringen, da ſich die Harmo-
nie mit meinen Lehren deutlich zeigen
wird. Allein dieſe Arbeit muß deswe-
gen noch weit hinaus geſetzt verbleiben,
weil ich noch genung zu thun habe, ehe
ich meine Lehren der Welt-Weißheit in
ihrer voͤlligen Ausfuͤhrung dargeſtellet,
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