Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Arten des gemeinen Wesens.
bald mehr aus dieser, bald aus jener bey-
behalten, auch mit dem guten sich etwas
aus den schlimmen vereinbahren kan: so
sind der vermischten unzehlich viel Arten.

§. 239.

Wenn wir nun untersuchenWie man
die Mög-
lichkeit
der Re-
gierungs
Form
beurthei-
let.

wollen, welche Regierungs-Formen mög-
lich sind und welche nicht möglich sind; so
hat man darauf zusehen, ob dadurch die
Absicht des gemeinen Wesens, nemlich die
gemeine Wohlfahrt und Sicherheit (§.
214), kan erreichet werden, oder nicht.
Denn da die Regierungs-Forme das
Mittel ist, wodurch man diese Absicht
zu erhalten trachtet (§. 912. Met.); so kan
man keine für ein Mittel ausgeben, als
wodurch die Absicht sich erreichen lässet,
folgends auch nicht für möglich halten (§.
12. Met.).

§. 240.

Hingegen wenn ich urtheilenWie den
Vorzug
einer für
den an-
dern.

soll, welche Regierungs-Forme besser sey
als die andere und also der andern vorzu-
ziehen (§. 10. Mor.); so kommet es dar-
auf an, daß man untersuchet, in welcher
man die Absicht des gemeinen Wesens,
nemlich die gemeine Wohlfahrt und Si-
cherheit, am leichtesten und am gewisse-
sten erreichen kan, das ist ohne Umwege
und mit der wenigsten Gefahr, daß diesel-
be werde verabsäumet und gehindert wer-
den. Alles ist daraus klar, weil die Re-
gierungs-Forme als das Mittel anzuse-

hen

Arten des gemeinen Weſens.
bald mehr aus dieſer, bald aus jener bey-
behalten, auch mit dem guten ſich etwas
aus den ſchlimmen vereinbahren kan: ſo
ſind der vermiſchten unzehlich viel Arten.

§. 239.

Wenn wir nun unterſuchenWie man
die Moͤg-
lichkeit
der Re-
gierungs
Form
beurthei-
let.

wollen, welche Regierungs-Formen moͤg-
lich ſind und welche nicht moͤglich ſind; ſo
hat man darauf zuſehen, ob dadurch die
Abſicht des gemeinen Weſens, nemlich die
gemeine Wohlfahrt und Sicherheit (§.
214), kan erreichet werden, oder nicht.
Denn da die Regierungs-Forme das
Mittel iſt, wodurch man dieſe Abſicht
zu erhalten trachtet (§. 912. Met.); ſo kan
man keine fuͤr ein Mittel ausgeben, als
wodurch die Abſicht ſich erreichen laͤſſet,
folgends auch nicht fuͤr moͤglich halten (§.
12. Met.).

§. 240.

Hingegen wenn ich urtheilenWie den
Vorzug
einer fuͤr
den an-
dern.

ſoll, welche Regierungs-Forme beſſer ſey
als die andere und alſo der andern vorzu-
ziehen (§. 10. Mor.); ſo kommet es dar-
auf an, daß man unterſuchet, in welcher
man die Abſicht des gemeinen Weſens,
nemlich die gemeine Wohlfahrt und Si-
cherheit, am leichteſten und am gewiſſe-
ſten erreichen kan, das iſt ohne Umwege
und mit der wenigſten Gefahr, daß dieſel-
be werde verabſaͤumet und gehindert wer-
den. Alles iſt daraus klar, weil die Re-
gierungs-Forme als das Mittel anzuſe-

hen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0191" n="173"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arten des gemeinen We&#x017F;ens.</hi></fw><lb/>
bald mehr aus die&#x017F;er, bald aus jener bey-<lb/>
behalten, auch mit dem guten &#x017F;ich etwas<lb/>
aus den &#x017F;chlimmen vereinbahren kan: &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ind der vermi&#x017F;chten unzehlich viel Arten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 239.</head>
              <p>Wenn wir nun unter&#x017F;uchen<note place="right">Wie man<lb/>
die Mo&#x0364;g-<lb/>
lichkeit<lb/>
der Re-<lb/>
gierungs<lb/>
Form<lb/>
beurthei-<lb/>
let.</note><lb/>
wollen, welche Regierungs-Formen mo&#x0364;g-<lb/>
lich &#x017F;ind und welche nicht mo&#x0364;glich &#x017F;ind; &#x017F;o<lb/>
hat man darauf zu&#x017F;ehen, ob dadurch die<lb/>
Ab&#x017F;icht des gemeinen We&#x017F;ens, nemlich die<lb/>
gemeine Wohlfahrt und Sicherheit (§.<lb/>
214), kan erreichet werden, oder nicht.<lb/>
Denn da die Regierungs-Forme das<lb/>
Mittel i&#x017F;t, wodurch man die&#x017F;e Ab&#x017F;icht<lb/>
zu erhalten trachtet (§. 912. <hi rendition="#aq">Met.</hi>); &#x017F;o kan<lb/>
man keine fu&#x0364;r ein Mittel ausgeben, als<lb/>
wodurch die Ab&#x017F;icht &#x017F;ich erreichen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
folgends auch nicht fu&#x0364;r mo&#x0364;glich halten (§.<lb/>
12. <hi rendition="#aq">Met.</hi>).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 240.</head>
              <p>Hingegen wenn ich urtheilen<note place="right">Wie den<lb/>
Vorzug<lb/>
einer fu&#x0364;r<lb/>
den an-<lb/>
dern.</note><lb/>
&#x017F;oll, welche Regierungs-Forme be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey<lb/>
als die andere und al&#x017F;o der andern vorzu-<lb/>
ziehen (§. 10. <hi rendition="#aq">Mor.</hi>); &#x017F;o kommet es dar-<lb/>
auf an, daß man unter&#x017F;uchet, in welcher<lb/>
man die Ab&#x017F;icht des gemeinen We&#x017F;ens,<lb/>
nemlich die gemeine Wohlfahrt und Si-<lb/>
cherheit, am leichte&#x017F;ten und am gewi&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
&#x017F;ten erreichen kan, das i&#x017F;t ohne Umwege<lb/>
und mit der wenig&#x017F;ten Gefahr, daß die&#x017F;el-<lb/>
be werde verab&#x017F;a&#x0364;umet und gehindert wer-<lb/>
den. Alles i&#x017F;t daraus klar, weil die Re-<lb/>
gierungs-Forme als das Mittel anzu&#x017F;e-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0191] Arten des gemeinen Weſens. bald mehr aus dieſer, bald aus jener bey- behalten, auch mit dem guten ſich etwas aus den ſchlimmen vereinbahren kan: ſo ſind der vermiſchten unzehlich viel Arten. §. 239.Wenn wir nun unterſuchen wollen, welche Regierungs-Formen moͤg- lich ſind und welche nicht moͤglich ſind; ſo hat man darauf zuſehen, ob dadurch die Abſicht des gemeinen Weſens, nemlich die gemeine Wohlfahrt und Sicherheit (§. 214), kan erreichet werden, oder nicht. Denn da die Regierungs-Forme das Mittel iſt, wodurch man dieſe Abſicht zu erhalten trachtet (§. 912. Met.); ſo kan man keine fuͤr ein Mittel ausgeben, als wodurch die Abſicht ſich erreichen laͤſſet, folgends auch nicht fuͤr moͤglich halten (§. 12. Met.). Wie man die Moͤg- lichkeit der Re- gierungs Form beurthei- let. §. 240.Hingegen wenn ich urtheilen ſoll, welche Regierungs-Forme beſſer ſey als die andere und alſo der andern vorzu- ziehen (§. 10. Mor.); ſo kommet es dar- auf an, daß man unterſuchet, in welcher man die Abſicht des gemeinen Weſens, nemlich die gemeine Wohlfahrt und Si- cherheit, am leichteſten und am gewiſſe- ſten erreichen kan, das iſt ohne Umwege und mit der wenigſten Gefahr, daß dieſel- be werde verabſaͤumet und gehindert wer- den. Alles iſt daraus klar, weil die Re- gierungs-Forme als das Mittel anzuſe- hen Wie den Vorzug einer fuͤr den an- dern.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/191
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/191>, abgerufen am 24.11.2024.