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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Cap. 2. Von den verschiedenen
nen, für was für Völcker sich eine jede Art
der Regierungs-Forme am besten schicket:
wovon wir auch, schon ein Exempel bey der
Politie (§. 252) angemercket. Jch bin al-
so vergnüget, daß ich diesen Winck gegeben
habe.

Möglich-
keit der
vermisch-
ten Re-
gierungs
-Formen.
§. 255.

Auf eine gleiche Weise lässet
sich von den vermischten Regierungs-For-
men urtheilen, wie weit in ihnen die gemei-
ne Wohlfahrt und Sicherheit sich beför-
dern lässet. Da aber diese Vermischung
auf gar vielerley Weife geschehen kan, nach-
dem vieles oder weniges aus dieser oder je-
ner Art der Regierungs-Forme dazu ge-
nommen wird (§. 238); so würde es für
uns zu weitläufftig fallen, wenn wir auf
besondere Arten der Vermischungen gehen
wolten. Es ist genung, wenn ich über-
haupt errinnere, daß man in der Vermi-
schung hauptsächlich darauf zu sehen habe,
daß nicht derjenige Theil, bey dem die
Macht stehet, seine Macht zum Nachtheile
der übrigen mißbrauche, wovon die Ver-
mischung der Monarchie mit der Aristocra-
tie ohn vieles Nachdencken ein Exempel ge-
ben kan (§. 247. 250).

§. 256.

Endlich erkennet man auch aus
Woher
unor-
dentliche
Regie-
rungs-
dem vorhergehenden deutlich, woher un-
ordentliche Regierungs-Formen entstehen,
nemlich aus der Vermischung der guten mit
den schlimmen. Z.E. Es kan eine Monar-

chie

Cap. 2. Von den verſchiedenen
nen, fuͤr was fuͤr Voͤlcker ſich eine jede Art
der Regierungs-Forme am beſten ſchicket:
wovon wir auch, ſchon ein Exempel bey der
Politie (§. 252) angemercket. Jch bin al-
ſo vergnuͤget, daß ich dieſen Winck gegeben
habe.

Moͤglich-
keit der
vermiſch-
ten Re-
gieꝛungs
-Formen.
§. 255.

Auf eine gleiche Weiſe laͤſſet
ſich von den vermiſchten Regierungs-For-
men urtheilen, wie weit in ihnen die gemei-
ne Wohlfahrt und Sicherheit ſich befoͤr-
dern laͤſſet. Da aber dieſe Vermiſchung
auf gar vielerley Weife geſchehen kan, nach-
dem vieles oder weniges aus dieſer oder je-
ner Art der Regierungs-Forme dazu ge-
nommen wird (§. 238); ſo wuͤrde es fuͤr
uns zu weitlaͤufftig fallen, wenn wir auf
beſondere Arten der Vermiſchungen gehen
wolten. Es iſt genung, wenn ich uͤber-
haupt errinnere, daß man in der Vermi-
ſchung hauptſaͤchlich darauf zu ſehen habe,
daß nicht derjenige Theil, bey dem die
Macht ſtehet, ſeine Macht zum Nachtheile
der uͤbrigen mißbrauche, wovon die Ver-
miſchung der Monarchie mit der Ariſtocra-
tie ohn vieles Nachdencken ein Exempel ge-
ben kan (§. 247. 250).

§. 256.

Endlich erkennet man auch aus
Woher
unor-
dentliche
Regie-
rungs-
dem vorhergehenden deutlich, woher un-
ordentliche Regierungs-Formen entſtehen,
nemlich aus der Vermiſchung der guten mit
den ſchlimmen. Z.E. Es kan eine Monar-

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[186/0204] Cap. 2. Von den verſchiedenen nen, fuͤr was fuͤr Voͤlcker ſich eine jede Art der Regierungs-Forme am beſten ſchicket: wovon wir auch, ſchon ein Exempel bey der Politie (§. 252) angemercket. Jch bin al- ſo vergnuͤget, daß ich dieſen Winck gegeben habe. §. 255.Auf eine gleiche Weiſe laͤſſet ſich von den vermiſchten Regierungs-For- men urtheilen, wie weit in ihnen die gemei- ne Wohlfahrt und Sicherheit ſich befoͤr- dern laͤſſet. Da aber dieſe Vermiſchung auf gar vielerley Weife geſchehen kan, nach- dem vieles oder weniges aus dieſer oder je- ner Art der Regierungs-Forme dazu ge- nommen wird (§. 238); ſo wuͤrde es fuͤr uns zu weitlaͤufftig fallen, wenn wir auf beſondere Arten der Vermiſchungen gehen wolten. Es iſt genung, wenn ich uͤber- haupt errinnere, daß man in der Vermi- ſchung hauptſaͤchlich darauf zu ſehen habe, daß nicht derjenige Theil, bey dem die Macht ſtehet, ſeine Macht zum Nachtheile der uͤbrigen mißbrauche, wovon die Ver- miſchung der Monarchie mit der Ariſtocra- tie ohn vieles Nachdencken ein Exempel ge- ben kan (§. 247. 250). §. 256.Endlich erkennet man auch aus dem vorhergehenden deutlich, woher un- ordentliche Regierungs-Formen entſtehen, nemlich aus der Vermiſchung der guten mit den ſchlimmen. Z.E. Es kan eine Monar- chie Woher unor- dentliche Regie- rungs-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/204>, abgerufen am 21.11.2024.