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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Arten des gemeinen Wesens.
chie mit der Tyranney viel oder wenig ver-Förmen
entste-
hen.

mischet werden, eine Aristocratie mit der
Oligarchie, eine Politie mit der Democra-
tie, eine Monarchie mit der Oligarchie, u.
s. w. Uberhaupt aber ist die Quelle deser
Vermischungen, daraus die unordentli-
chen Regierungs-Formen kommen, Man-
gel des Verstandes und der Tugend, ab-
sonderlich der Liebe gegen die Unterthanen,
ingleichen Jrrthum und Laster, wie aus al-
lem dem erhellet, was oben (§. 241. 242)
ausgeführet worden.

§. 257.

Von einer Monarchie hat manVorthei-
le der
Monar-
chie in
Beschleu-
nigung
der Rath-
schlüsse
und ih-
rer Ge-
heimhal-
tung.

den Vortheil, daß man geschwinde zu ei-
nem Schlusse kommen, und die Sachen
geheim halten kan. Denn weil in einer
Monarchie eine Person allein herrschet
und ohne der übrigen Bewilligung einen
Schluß fassen und bewerckstelligen kan
(§. 234), so ist nicht nöthig, daß man die
jenigen, welche rathschlagen sollen, erst aus
verschiedenen Orten zusammen beruffet,
welches ohne vielen Zeit- Verlust nicht
geschehen kan; vielmehr da der Monarche
seine Räthe bey sich hat, so kan er alle
Augenblicke, wenn etwas wichtiges zu
überlegen vorfället, sie bey einander haben,
ihren Rath vernehmen, und daraus ohne
allen Verzug einen Schluß fassen, der-
gestalt, daß in einer Monarchie sich öffters
ein Rathschluß eher ausführen, als in an-

deren

Arten des gemeinen Weſens.
chie mit der Tyranney viel oder wenig ver-Foͤrmen
entſte-
hen.

miſchet werden, eine Ariſtocratie mit der
Oligarchie, eine Politie mit der Democra-
tie, eine Monarchie mit der Oligarchie, u.
ſ. w. Uberhaupt aber iſt die Quelle deſer
Vermiſchungen, daraus die unordentli-
chen Regierungs-Formen kommen, Man-
gel des Verſtandes und der Tugend, ab-
ſonderlich der Liebe gegen die Unterthanen,
ingleichen Jrrthum und Laſter, wie aus al-
lem dem erhellet, was oben (§. 241. 242)
ausgefuͤhret worden.

§. 257.

Von einer Monarchie hat manVorthei-
le der
Monar-
chie in
Beſchleu-
nigung
der Rath-
ſchluͤſſe
und ih-
rer Ge-
heimhal-
tung.

den Vortheil, daß man geſchwinde zu ei-
nem Schluſſe kommen, und die Sachen
geheim halten kan. Denn weil in einer
Monarchie eine Perſon allein herrſchet
und ohne der uͤbrigen Bewilligung einen
Schluß faſſen und bewerckſtelligen kan
(§. 234), ſo iſt nicht noͤthig, daß man die
jenigen, welche rathſchlagen ſollen, erſt aus
verſchiedenen Orten zuſammen beruffet,
welches ohne vielen Zeit- Verluſt nicht
geſchehen kan; vielmehr da der Monarche
ſeine Raͤthe bey ſich hat, ſo kan er alle
Augenblicke, wenn etwas wichtiges zu
uͤberlegen vorfaͤllet, ſie bey einander haben,
ihren Rath vernehmen, und daraus ohne
allen Verzug einen Schluß faſſen, der-
geſtalt, daß in einer Monarchie ſich oͤffters
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[187/0205] Arten des gemeinen Weſens. chie mit der Tyranney viel oder wenig ver- miſchet werden, eine Ariſtocratie mit der Oligarchie, eine Politie mit der Democra- tie, eine Monarchie mit der Oligarchie, u. ſ. w. Uberhaupt aber iſt die Quelle deſer Vermiſchungen, daraus die unordentli- chen Regierungs-Formen kommen, Man- gel des Verſtandes und der Tugend, ab- ſonderlich der Liebe gegen die Unterthanen, ingleichen Jrrthum und Laſter, wie aus al- lem dem erhellet, was oben (§. 241. 242) ausgefuͤhret worden. Foͤrmen entſte- hen. §. 257.Von einer Monarchie hat man den Vortheil, daß man geſchwinde zu ei- nem Schluſſe kommen, und die Sachen geheim halten kan. Denn weil in einer Monarchie eine Perſon allein herrſchet und ohne der uͤbrigen Bewilligung einen Schluß faſſen und bewerckſtelligen kan (§. 234), ſo iſt nicht noͤthig, daß man die jenigen, welche rathſchlagen ſollen, erſt aus verſchiedenen Orten zuſammen beruffet, welches ohne vielen Zeit- Verluſt nicht geſchehen kan; vielmehr da der Monarche ſeine Raͤthe bey ſich hat, ſo kan er alle Augenblicke, wenn etwas wichtiges zu uͤberlegen vorfaͤllet, ſie bey einander haben, ihren Rath vernehmen, und daraus ohne allen Verzug einen Schluß faſſen, der- geſtalt, daß in einer Monarchie ſich oͤffters ein Rathſchluß eher ausfuͤhren, als in an- deren Vorthei- le der Monar- chie in Beſchleu- nigung der Rath- ſchluͤſſe und ih- rer Ge- heimhal- tung.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/205>, abgerufen am 24.11.2024.