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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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des gemeinen Wesens.
dencken, wie man davon in Erfahrung kom-
me, auch überhaupt dergleichen Anstalten
zu machen, daß nicht leicht einer den ihm ge-
bührenden Fleiß unterlassen kan.

§. 286.

Da Kinder u. junge Leute unterrich-Wie man
den Leb-
renden
Lust ma-
chet.

ten eine beschwerl. Arbeit ist, darüber man
leicht verdrüßlich werden kan; so hat man
darauf zu dencken, wie man den Fleiß der
Lehrenden unterhalten und ihnen zu ihrer Ar-
beit Lust machen kan. Zu dem Ende hat
man zu sorgen, daß sie dabey ihr gutes Aus-
kommen finden, wo nicht besser, doch eben
so gut als in einem andern Stande, dazu
sie eben so wohl geschickt wären. Denn
gleichwie sie mißvergnüget werden, wenn
sie bey ihrer sauren und höchstbeschwerlichen
Arbeit darben sollen, da andere ihres glei-
chen in ihren Bedienungen bey viel weniger,
oder doch bey weitem nicht so verdrüßlicher
Arbeit ein weit bessers Auskommen haben:
so sind sie hingegen mit ihrem Stande zu
frieden, wenn sie versichert sind, daß sie
sich nicht verbessern würden, ob sie gleich
eine andere Bedienung erhielten, dazu sie so
wohl, als zu der ihrigen geschickt wären.
Jngleichen hat man auch mit darauf zu se-
hen, daß sie nicht weniger geehret werden
als alle andere ihres gleichen, die zu andern
Bedienungen gezogen werden, zu denen sie
so wohl als jene geschickt wären. Denn so
werden sie keine Ursache finden, warum sie

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O 2

des gemeinen Weſens.
dencken, wie man davon in Erfahrung kom-
me, auch uͤberhaupt dergleichen Anſtalten
zu machen, daß nicht leicht einer den ihm ge-
buͤhrenden Fleiß unterlaſſen kan.

§. 286.

Da Kinder u. junge Leute unterrich-Wie man
den Leb-
renden
Luſt ma-
chet.

ten eine beſchwerl. Arbeit iſt, daruͤber man
leicht verdruͤßlich werden kan; ſo hat man
darauf zu dencken, wie man den Fleiß der
Lehꝛenden unterhalten und ihnen zu ihrer Ar-
beit Luſt machen kan. Zu dem Ende hat
man zu ſorgen, daß ſie dabey ihr gutes Aus-
kommen finden, wo nicht beſſer, doch eben
ſo gut als in einem andern Stande, dazu
ſie eben ſo wohl geſchickt waͤren. Denn
gleichwie ſie mißvergnuͤget werden, wenn
ſie bey ihrer ſauren und hoͤchſtbeſchwerlichen
Arbeit darben ſollen, da andere ihres glei-
chen in ihren Bedienungen bey viel weniger,
oder doch bey weitem nicht ſo verdruͤßlicher
Arbeit ein weit beſſers Auskommen haben:
ſo ſind ſie hingegen mit ihrem Stande zu
frieden, wenn ſie verſichert ſind, daß ſie
ſich nicht verbeſſern wuͤrden, ob ſie gleich
eine andere Bedienung erhielten, dazu ſie ſo
wohl, als zu der ihrigen geſchickt waͤren.
Jngleichen hat man auch mit darauf zu ſe-
hen, daß ſie nicht weniger geehret werden
als alle andere ihres gleichen, die zu andern
Bedienungen gezogen werden, zu denen ſie
ſo wohl als jene geſchickt waͤren. Denn ſo
werden ſie keine Urſache finden, warum ſie

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[211/0229] des gemeinen Weſens. dencken, wie man davon in Erfahrung kom- me, auch uͤberhaupt dergleichen Anſtalten zu machen, daß nicht leicht einer den ihm ge- buͤhrenden Fleiß unterlaſſen kan. §. 286.Da Kinder u. junge Leute unterrich- ten eine beſchwerl. Arbeit iſt, daruͤber man leicht verdruͤßlich werden kan; ſo hat man darauf zu dencken, wie man den Fleiß der Lehꝛenden unterhalten und ihnen zu ihrer Ar- beit Luſt machen kan. Zu dem Ende hat man zu ſorgen, daß ſie dabey ihr gutes Aus- kommen finden, wo nicht beſſer, doch eben ſo gut als in einem andern Stande, dazu ſie eben ſo wohl geſchickt waͤren. Denn gleichwie ſie mißvergnuͤget werden, wenn ſie bey ihrer ſauren und hoͤchſtbeſchwerlichen Arbeit darben ſollen, da andere ihres glei- chen in ihren Bedienungen bey viel weniger, oder doch bey weitem nicht ſo verdruͤßlicher Arbeit ein weit beſſers Auskommen haben: ſo ſind ſie hingegen mit ihrem Stande zu frieden, wenn ſie verſichert ſind, daß ſie ſich nicht verbeſſern wuͤrden, ob ſie gleich eine andere Bedienung erhielten, dazu ſie ſo wohl, als zu der ihrigen geſchickt waͤren. Jngleichen hat man auch mit darauf zu ſe- hen, daß ſie nicht weniger geehret werden als alle andere ihres gleichen, die zu andern Bedienungen gezogen werden, zu denen ſie ſo wohl als jene geſchickt waͤren. Denn ſo werden ſie keine Urſache finden, warum ſie aͤn- Wie man den Leb- renden Luſt ma- chet. O 2

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/229>, abgerufen am 24.11.2024.