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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Cap. 1. Von der Gesellschaft
Wenn
man von
der Ge-
sellschaft
sich nicht
loß sagen
darf.
§. 9.

Da niemand den andern in Scha-
den bringen darf (§. 824. Mor.); so können
wir auch nicht uns aus einer Gesell-
schaft degeben, oder davon loß sagen, das
ist, es stehet uns nicht frey uns zu erklä-
ren, daß wir länger darinnen nicht verhar-
ren wollen, wen dadurch der andere in
Schaden gesetzet wird: woferne wir aber
solches gleichwohl thun, so sind wir ge-
halten den Schaden zu ersetzen (§. 825 Mor.)
Jm Gegentheile erhellet, daß wir uns loß
sagen können, wenn dadurch dem andern
kein Schaden erwächset, und zwar umb so
viel mehr, wenn wir Schaden haben wür-
den, woferne wir darinnen verbleiben, der
andere aber durch unsern Schaden nichts
gewinnen würde (§. 832 Mor.).

Was in
einer Ge-
sellschaft
nicht zu
erdulden.
§. 10.

Weil alle, die in einer Gesellschaft
neben einander und mit einander leben, alle
ihre Kräffte anwenden sollen, daß sie die-
jenige Absicht erreichen, umb derer Wil-
len sie sich in die Gesellschaft begeben (§. 2.
4); so kan man nicht zugeben, daß einer
oder der andere etwas vornehme, was der-
selben zuwieder ist. Woferne nun aber
dergleichen geschehen sollte, so muß der da-
durch verursachte Schade von dem schul-
digen Theile ersetzet werden (§. 825 Mor.),
auch haben die übrigen Recht, alle Mittel
anzuwenden, wie sie ihn zu Beobachtung
seiner Pflicht bringen (§. 832 Mor.).

§. 11.
Cap. 1. Von der Geſellſchaft
Wenn
man von
der Ge-
ſellſchaft
ſich nicht
loß ſagen
darf.
§. 9.

Da niemand den andern in Scha-
den bringen darf (§. 824. Mor.); ſo koͤnnen
wir auch nicht uns aus einer Geſell-
ſchaft degeben, oder davon loß ſagen, das
iſt, es ſtehet uns nicht frey uns zu erklaͤ-
ren, daß wir laͤnger darinnen nicht verhar-
ren wollen, wen dadurch der andere in
Schaden geſetzet wird: woferne wir aber
ſolches gleichwohl thun, ſo ſind wir ge-
halten den Schaden zu erſetzen (§. 825 Mor.)
Jm Gegentheile erhellet, daß wir uns loß
ſagen koͤnnen, wenn dadurch dem andern
kein Schaden erwaͤchſet, und zwar umb ſo
viel mehr, wenn wir Schaden haben wuͤr-
den, woferne wir darinnen verbleiben, der
andere aber durch unſern Schaden nichts
gewinnen wuͤrde (§. 832 Mor.).

Was in
einer Ge-
ſellſchaft
nicht zu
eꝛdulden.
§. 10.

Weil alle, die in einer Geſellſchaft
neben einander und mit einander leben, alle
ihre Kraͤffte anwenden ſollen, daß ſie die-
jenige Abſicht erreichen, umb derer Wil-
len ſie ſich in die Geſellſchaft begeben (§. 2.
4); ſo kan man nicht zugeben, daß einer
oder der andere etwas vornehme, was der-
ſelben zuwieder iſt. Woferne nun aber
dergleichen geſchehen ſollte, ſo muß der da-
durch verurſachte Schade von dem ſchul-
digen Theile erſetzet werden (§. 825 Mor.),
auch haben die uͤbrigen Recht, alle Mittel
anzuwenden, wie ſie ihn zu Beobachtung
ſeiner Pflicht bringen (§. 832 Mor.).

§. 11.
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[6/0024] Cap. 1. Von der Geſellſchaft §. 9.Da niemand den andern in Scha- den bringen darf (§. 824. Mor.); ſo koͤnnen wir auch nicht uns aus einer Geſell- ſchaft degeben, oder davon loß ſagen, das iſt, es ſtehet uns nicht frey uns zu erklaͤ- ren, daß wir laͤnger darinnen nicht verhar- ren wollen, wen dadurch der andere in Schaden geſetzet wird: woferne wir aber ſolches gleichwohl thun, ſo ſind wir ge- halten den Schaden zu erſetzen (§. 825 Mor.) Jm Gegentheile erhellet, daß wir uns loß ſagen koͤnnen, wenn dadurch dem andern kein Schaden erwaͤchſet, und zwar umb ſo viel mehr, wenn wir Schaden haben wuͤr- den, woferne wir darinnen verbleiben, der andere aber durch unſern Schaden nichts gewinnen wuͤrde (§. 832 Mor.). §. 10.Weil alle, die in einer Geſellſchaft neben einander und mit einander leben, alle ihre Kraͤffte anwenden ſollen, daß ſie die- jenige Abſicht erreichen, umb derer Wil- len ſie ſich in die Geſellſchaft begeben (§. 2. 4); ſo kan man nicht zugeben, daß einer oder der andere etwas vornehme, was der- ſelben zuwieder iſt. Woferne nun aber dergleichen geſchehen ſollte, ſo muß der da- durch verurſachte Schade von dem ſchul- digen Theile erſetzet werden (§. 825 Mor.), auch haben die uͤbrigen Recht, alle Mittel anzuwenden, wie ſie ihn zu Beobachtung ſeiner Pflicht bringen (§. 832 Mor.). §. 11.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/24>, abgerufen am 21.11.2024.