Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung bekommet zu lernen, was einem noch feh-let; so ist dasselbe eine Ergötzlichkeit, die sich für studirende schicket, und solte man daher auf Academien bedacht seyn, wie man zu angenehmen Spatziergängen Ge- legenheit verschaffte. Auf eine gleiche Weise lässet sich erweisen, daß die Caffee- Häuser bey der Einrichtung, die man in Engelland hat, eine den Gelehrten gezie- mende Ergötzlichkeit geben und zwar mit besondern Vortheilen, die auf eine andere Weise vielleicht nicht so leicht zu erhalten stehen. Denn 1. bekommet man allerhand Leute zu sprechen, zu denen man sonst nicht gelangen würde, ja mit denen man auf eine andere Weise umzugehen öffters Be- dencken tragen müste, und gewinnet da- durch Anlaß zu allerhand nützlichen Ge- dancken, auf die man sonst nicht kommen würde. Man gewöhnet sich auch auf sol- che Weise mit allerhand Leuten umzuge- hen und sich in jedermann zu schicken: Wovon im menschlichen Leben nach dem verschiedenen Stande, darinnen einer le- bet, wiederumb gar viel herrühret. 2. Man verschwendet nicht unnöthiger Wei- se das Geld; 3. noch verderbet durch unmäßiges Fressen und Sauffen seine Gesundheit, wie bey denen sonst gewöhn- lichen Schmausereyen und Besuchungen zu geschehen pfleget. 4. Man hat Gele- genheit
Cap. 3. Von der Einrichtung bekommet zu lernen, was einem noch feh-let; ſo iſt daſſelbe eine Ergoͤtzlichkeit, die ſich fuͤr ſtudirende ſchicket, und ſolte man daher auf Academien bedacht ſeyn, wie man zu angenehmen Spatziergaͤngen Ge- legenheit verſchaffte. Auf eine gleiche Weiſe laͤſſet ſich erweiſen, daß die Caffée- Haͤuſer bey der Einrichtung, die man in Engelland hat, eine den Gelehrten gezie- mende Ergoͤtzlichkeit geben und zwar mit beſondern Vortheilen, die auf eine andere Weiſe vielleicht nicht ſo leicht zu erhalten ſtehen. Denn 1. bekommet man allerhand Leute zu ſprechen, zu denen man ſonſt nicht gelangen wuͤrde, ja mit denen man auf eine andere Weiſe umzugehen oͤffters Be- dencken tragen muͤſte, und gewinnet da- durch Anlaß zu allerhand nuͤtzlichen Ge- dancken, auf die man ſonſt nicht kommen wuͤrde. Man gewoͤhnet ſich auch auf ſol- che Weiſe mit allerhand Leuten umzuge- hen und ſich in jedermann zu ſchicken: Wovon im menſchlichen Leben nach dem verſchiedenen Stande, darinnen einer le- bet, wiederumb gar viel herruͤhret. 2. Man verſchwendet nicht unnoͤthiger Wei- ſe das Geld; 3. noch verderbet durch unmaͤßiges Freſſen und Sauffen ſeine Geſundheit, wie bey denen ſonſt gewoͤhn- lichen Schmauſereyen und Beſuchungen zu geſchehen pfleget. 4. Man hat Gele- genheit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0250" n="232"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 3. Von der Einrichtung</hi></fw><lb/> bekommet zu lernen, was einem noch feh-<lb/> let; ſo iſt daſſelbe eine Ergoͤtzlichkeit, die<lb/> ſich fuͤr ſtudirende ſchicket, und ſolte man<lb/> daher auf Academien bedacht ſeyn, wie<lb/> man zu angenehmen Spatziergaͤngen Ge-<lb/> legenheit verſchaffte. Auf eine gleiche<lb/> Weiſe laͤſſet ſich erweiſen, daß die <hi rendition="#aq">Caffée-</hi><lb/> Haͤuſer bey der Einrichtung, die man in<lb/> Engelland hat, eine den Gelehrten gezie-<lb/> mende Ergoͤtzlichkeit geben und zwar mit<lb/> beſondern Vortheilen, die auf eine andere<lb/> Weiſe vielleicht nicht ſo leicht zu erhalten<lb/> ſtehen. Denn 1. bekommet man allerhand<lb/> Leute zu ſprechen, zu denen man ſonſt nicht<lb/> gelangen wuͤrde, ja mit denen man auf<lb/> eine andere Weiſe umzugehen oͤffters Be-<lb/> dencken tragen muͤſte, und gewinnet da-<lb/> durch Anlaß zu allerhand nuͤtzlichen Ge-<lb/> dancken, auf die man ſonſt nicht kommen<lb/> wuͤrde. Man gewoͤhnet ſich auch auf ſol-<lb/> che Weiſe mit allerhand Leuten umzuge-<lb/> hen und ſich in jedermann zu ſchicken:<lb/> Wovon im menſchlichen Leben nach dem<lb/> verſchiedenen Stande, darinnen einer le-<lb/> bet, wiederumb gar viel herruͤhret. 2.<lb/> Man verſchwendet nicht unnoͤthiger Wei-<lb/> ſe das Geld; 3. noch verderbet durch<lb/> unmaͤßiges Freſſen und Sauffen ſeine<lb/> Geſundheit, wie bey denen ſonſt gewoͤhn-<lb/> lichen Schmauſereyen und Beſuchungen<lb/> zu geſchehen pfleget. 4. Man hat Gele-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">genheit</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0250]
Cap. 3. Von der Einrichtung
bekommet zu lernen, was einem noch feh-
let; ſo iſt daſſelbe eine Ergoͤtzlichkeit, die
ſich fuͤr ſtudirende ſchicket, und ſolte man
daher auf Academien bedacht ſeyn, wie
man zu angenehmen Spatziergaͤngen Ge-
legenheit verſchaffte. Auf eine gleiche
Weiſe laͤſſet ſich erweiſen, daß die Caffée-
Haͤuſer bey der Einrichtung, die man in
Engelland hat, eine den Gelehrten gezie-
mende Ergoͤtzlichkeit geben und zwar mit
beſondern Vortheilen, die auf eine andere
Weiſe vielleicht nicht ſo leicht zu erhalten
ſtehen. Denn 1. bekommet man allerhand
Leute zu ſprechen, zu denen man ſonſt nicht
gelangen wuͤrde, ja mit denen man auf
eine andere Weiſe umzugehen oͤffters Be-
dencken tragen muͤſte, und gewinnet da-
durch Anlaß zu allerhand nuͤtzlichen Ge-
dancken, auf die man ſonſt nicht kommen
wuͤrde. Man gewoͤhnet ſich auch auf ſol-
che Weiſe mit allerhand Leuten umzuge-
hen und ſich in jedermann zu ſchicken:
Wovon im menſchlichen Leben nach dem
verſchiedenen Stande, darinnen einer le-
bet, wiederumb gar viel herruͤhret. 2.
Man verſchwendet nicht unnoͤthiger Wei-
ſe das Geld; 3. noch verderbet durch
unmaͤßiges Freſſen und Sauffen ſeine
Geſundheit, wie bey denen ſonſt gewoͤhn-
lichen Schmauſereyen und Beſuchungen
zu geſchehen pfleget. 4. Man hat Gele-
genheit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |