in dem Stande mehr auszurichten als vie- le andere, die unter so vielen Verrichtun- gen des menschlichen Lebens nur dann und wann Gelegenheit bekommen an etwas zu gedencken: welches ich umständlicher aus- zuführen vor unnöthig erachte.
Beschaf- fenheit des Prä- stdenten der Aca- demie der Wis- senschaf- ten.
§. 308.
Ob nun aber gleich nicht ein je- des Mittglied der Academie der Wissen- schafften in allen Arten der Wahrheit darf geübet seyn, sondern es viel rathsamer ist, daß ein jedes sich hauptsächlich auf eine ge- wisse Art der Wahrheiten lege, damit man es darinnnn weiter bringe, als sich sonst thun lässet: so ist doch dienlich, daß diejenige Person, welche über die Acade- mie der Wissenschafften Aufsicht hat, und der Präsident genennet wird, in allen Ar- ten der Wissenschafft wohl geübet ist, da- mit sie nicht allein alles wohl anordnen kan, was von einem jeden vorzunehmen, son- dern auch dasjenige, was von den Mitt- gliedern eingebracht wird, gründlich zu un- tersuchen geschickt ist, wo einige Schwie- rigkeiten sich noch finden, dieselbe anzei- gen, und sie zu heben geschickte Anschlä- ge geben kan. Uber dieses da alle Wahr- heiten mit einander verknüpffet sind (§. 143 Met.); so muß derjenige in allen Arten derselben geübet seyn, der sie mit einander verbinden und in eine gründliche Ordnung bringen wil. Und dieses könnte demnach
dem
Cap. 3. Von der Einrichtung
in dem Stande mehr auszurichten als vie- le andere, die unter ſo vielen Verrichtun- gen des menſchlichen Lebens nur dann und wann Gelegenheit bekommen an etwas zu gedencken: welches ich umſtaͤndlicher aus- zufuͤhren vor unnoͤthig erachte.
Beſchaf- fenheit des Praͤ- ſtdenten der Aca- demie der Wiſ- ſenſchaf- ten.
§. 308.
Ob nun aber gleich nicht ein je- des Mittglied der Academie der Wiſſen- ſchafften in allen Arten der Wahrheit darf geuͤbet ſeyn, ſondern es viel rathſamer iſt, daß ein jedes ſich hauptſaͤchlich auf eine ge- wiſſe Art der Wahrheiten lege, damit man es darinnnn weiter bringe, als ſich ſonſt thun laͤſſet: ſo iſt doch dienlich, daß diejenige Perſon, welche uͤber die Acade- mie der Wiſſenſchafften Aufſicht hat, und der Praͤſident genennet wird, in allen Ar- ten der Wiſſenſchafft wohl geuͤbet iſt, da- mit ſie nicht allein alles wohl anordnen kan, was von einem jeden vorzunehmen, ſon- dern auch dasjenige, was von den Mitt- gliedern eingebracht wird, gruͤndlich zu un- terſuchen geſchickt iſt, wo einige Schwie- rigkeiten ſich noch finden, dieſelbe anzei- gen, und ſie zu heben geſchickte Anſchlaͤ- ge geben kan. Uber dieſes da alle Wahr- heiten mit einander verknuͤpffet ſind (§. 143 Met.); ſo muß derjenige in allen Arten derſelben geuͤbet ſeyn, der ſie mit einander verbinden und in eine gruͤndliche Ordnung bringen wil. Und dieſes koͤnnte demnach
dem
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Cap. 3. Von der Einrichtung
in dem Stande mehr auszurichten als vie-
le andere, die unter ſo vielen Verrichtun-
gen des menſchlichen Lebens nur dann und
wann Gelegenheit bekommen an etwas zu
gedencken: welches ich umſtaͤndlicher aus-
zufuͤhren vor unnoͤthig erachte.
§. 308.Ob nun aber gleich nicht ein je-
des Mittglied der Academie der Wiſſen-
ſchafften in allen Arten der Wahrheit darf
geuͤbet ſeyn, ſondern es viel rathſamer iſt,
daß ein jedes ſich hauptſaͤchlich auf eine ge-
wiſſe Art der Wahrheiten lege, damit
man es darinnnn weiter bringe, als ſich
ſonſt thun laͤſſet: ſo iſt doch dienlich, daß
diejenige Perſon, welche uͤber die Acade-
mie der Wiſſenſchafften Aufſicht hat, und
der Praͤſident genennet wird, in allen Ar-
ten der Wiſſenſchafft wohl geuͤbet iſt, da-
mit ſie nicht allein alles wohl anordnen kan,
was von einem jeden vorzunehmen, ſon-
dern auch dasjenige, was von den Mitt-
gliedern eingebracht wird, gruͤndlich zu un-
terſuchen geſchickt iſt, wo einige Schwie-
rigkeiten ſich noch finden, dieſelbe anzei-
gen, und ſie zu heben geſchickte Anſchlaͤ-
ge geben kan. Uber dieſes da alle Wahr-
heiten mit einander verknuͤpffet ſind (§. 143
Met.); ſo muß derjenige in allen Arten
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bringen wil. Und dieſes koͤnnte demnach
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/262>, abgerufen am 22.11.2024.
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