Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung nungen bey Seite setzet, und keine Wahr-heit annimmet, als die sie durch richtige Beweise ausgemacht und durch untrügli- Proben bestetiget (§. 303); so würden die Jrrthümer und Träume derer, die nicht gründlich gelehrt sind, und insgemein viel Schaden und Verwirrung anrichten, mit der Zeit endlich gar ausgerottet. Solcher gestalt hat man Hoffnung, daß mit der Zeit gründlich gelehrte Leute erzogen wer- den, die man mit grossem Vortheile in al- len Ständen zum Besten des gemeinen We- sens gebrauchen kan. Da sie alle Wahr- heiten untersuchet; so hat man auch Hoff- nung, daß die Artzney-Kunst zu Beförderung und Wiederbringung der Gesundheit des Menschen, die zur Zeit noch so grossen Män- geln unterworffen ist, in einen bessern Stand gesetzet wird: woran sonderlich denen Ho- hen in der Welt viel gelegen. Und da sie sich auch um die Wahrheiten bekümmert, die zur Einrichtung und Erhaltung eines Staates gehören (§. 306); so hat auch das gemeine Wesen viele Vortheile von ihr zu erwarten. Mit einem Worte, da al- les sich auf richtige Erkänntniß der Wahr- heit gründet, was der Mensch vornehmen kan; so liesse sich gar leicht erweisen, wenn wir hier alles aus seinen ersten Gründen auszuführen die Erlaubniß hätten, wie die Glückseligkeit des menschlichen Geschlechts und
Cap. 3. Von der Einrichtung nungen bey Seite ſetzet, und keine Wahr-heit annimmet, als die ſie durch richtige Beweiſe ausgemacht und durch untruͤgli- Proben beſtetiget (§. 303); ſo wuͤrden die Jrrthuͤmer und Traͤume derer, die nicht gruͤndlich gelehrt ſind, und insgemein viel Schaden und Verwirrung anrichten, mit der Zeit endlich gar ausgerottet. Solcher geſtalt hat man Hoffnung, daß mit der Zeit gruͤndlich gelehrte Leute erzogen wer- den, die man mit groſſem Vortheile in al- len Staͤnden zum Beſten des gemeinen We- ſens gebrauchen kan. Da ſie alle Wahr- heiten unterſuchet; ſo hat man auch Hoff- nung, daß die Artzney-Kunſt zu Befoͤrderung und Wiederbringung der Geſundheit des Menſchen, die zur Zeit noch ſo groſſen Maͤn- geln unterworffen iſt, in einen beſſern Stand geſetzet wird: woran ſonderlich denen Ho- hen in der Welt viel gelegen. Und da ſie ſich auch um die Wahrheiten bekuͤmmert, die zur Einrichtung und Erhaltung eines Staates gehoͤren (§. 306); ſo hat auch das gemeine Weſen viele Vortheile von ihr zu erwarten. Mit einem Worte, da al- les ſich auf richtige Erkaͤnntniß der Wahr- heit gruͤndet, was der Menſch vornehmen kan; ſo lieſſe ſich gar leicht erweiſen, wenn wir hier alles aus ſeinen erſten Gruͤnden auszufuͤhren die Erlaubniß haͤtten, wie die Gluͤckſeligkeit des menſchlichen Geſchlechts und
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Cap. 3. Von der Einrichtung
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Beweiſe ausgemacht und durch untruͤgli-
Proben beſtetiget (§. 303); ſo wuͤrden die
Jrrthuͤmer und Traͤume derer, die nicht
gruͤndlich gelehrt ſind, und insgemein viel
Schaden und Verwirrung anrichten, mit
der Zeit endlich gar ausgerottet. Solcher
geſtalt hat man Hoffnung, daß mit der
Zeit gruͤndlich gelehrte Leute erzogen wer-
den, die man mit groſſem Vortheile in al-
len Staͤnden zum Beſten des gemeinen We-
ſens gebrauchen kan. Da ſie alle Wahr-
heiten unterſuchet; ſo hat man auch Hoff-
nung, daß die Artzney-Kunſt zu Befoͤrderung
und Wiederbringung der Geſundheit des
Menſchen, die zur Zeit noch ſo groſſen Maͤn-
geln unterworffen iſt, in einen beſſern Stand
geſetzet wird: woran ſonderlich denen Ho-
hen in der Welt viel gelegen. Und da ſie
ſich auch um die Wahrheiten bekuͤmmert,
die zur Einrichtung und Erhaltung eines
Staates gehoͤren (§. 306); ſo hat auch
das gemeine Weſen viele Vortheile von ihr
zu erwarten. Mit einem Worte, da al-
les ſich auf richtige Erkaͤnntniß der Wahr-
heit gruͤndet, was der Menſch vornehmen
kan; ſo lieſſe ſich gar leicht erweiſen, wenn
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