und aller Stände unter ihnen von einer wohl eingerichteten Academie der Wissenschaften dependiret.
§. 310.
Unerachtet die Academie derNoth- wendig- keit der Acade- mie der Künste. Wissenschaften sich auch umb alle Künste bekümmert und sie in Form einer Wis- senschaft zu bringen sich bemühet, auch ihr angelegen seyn lässet, dieselbe zu ver- bessern und zu vermehren (§. 305); so sind doch deswegen ausser ihr auch die A- cademien der Künste nöthig. Denn die Academie der Wissenschaften gehet bloß auf die Wissenschafft der Künste, lehrer aber die Künste nicht selbst; hergegen die Academien der Künste lehren die Künste selbst: worunter ein grosser Unterscheid ist. Wer Wissenschaft von einer Kunst hat, der ist in dem Stande von allen Re- geln derselben richtigen Grund anzuzei- gen und ihre Wercke vernünfftig zu be- urtheilen (§. 361. Met.): Hingegen wer die Kunst selbst besitzet, der ist geschickt nach denselben Regeln die Wercke zu verfertigen, so daß Verständige, die nem- lich die Wissenschaft haben, nichts mit Grunde der Wahrheit daran auszusetzen finden (§. 366. Mor.).
§. 311.
Es haben demnach die Acade-Absicht der Aca- demien der Kün- ste. mien der Künste diese Absicht, daß Leute, die vor andern dazu geschickt sind, die Kunst gründlich erlernen und dadurch ge-
schickt
Q 4
des gemeinen Weſens.
und aller Staͤnde unter ihnen von einer wohl eingerichteten Academie der Wiſſenſchaften dependiret.
§. 310.
Unerachtet die Academie derNoth- wendig- keit der Acade- mie der Kuͤnſte. Wiſſenſchaften ſich auch umb alle Kuͤnſte bekuͤmmert und ſie in Form einer Wiſ- ſenſchaft zu bringen ſich bemuͤhet, auch ihr angelegen ſeyn laͤſſet, dieſelbe zu ver- beſſern und zu vermehren (§. 305); ſo ſind doch deswegen auſſer ihr auch die A- cademien der Kuͤnſte noͤthig. Denn die Academie der Wiſſenſchaften gehet bloß auf die Wiſſenſchafft der Kuͤnſte, lehrer aber die Kuͤnſte nicht ſelbſt; hergegen die Academien der Kuͤnſte lehren die Kuͤnſte ſelbſt: worunter ein groſſer Unterſcheid iſt. Wer Wiſſenſchaft von einer Kunſt hat, der iſt in dem Stande von allen Re- geln derſelben richtigen Grund anzuzei- gen und ihre Wercke vernuͤnfftig zu be- urtheilen (§. 361. Met.): Hingegen wer die Kunſt ſelbſt beſitzet, der iſt geſchickt nach denſelben Regeln die Wercke zu verfertigen, ſo daß Verſtaͤndige, die nem- lich die Wiſſenſchaft haben, nichts mit Grunde der Wahrheit daran auszuſetzen finden (§. 366. Mor.).
§. 311.
Es haben demnach die Acade-Abſicht der Aca- demien der Kuͤn- ſte. mien der Kuͤnſte dieſe Abſicht, daß Leute, die vor andern dazu geſchickt ſind, die Kunſt gruͤndlich erlernen und dadurch ge-
ſchickt
Q 4
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des gemeinen Weſens.
und aller Staͤnde unter ihnen von einer wohl
eingerichteten Academie der Wiſſenſchaften
dependiret.
§. 310.Unerachtet die Academie der
Wiſſenſchaften ſich auch umb alle Kuͤnſte
bekuͤmmert und ſie in Form einer Wiſ-
ſenſchaft zu bringen ſich bemuͤhet, auch
ihr angelegen ſeyn laͤſſet, dieſelbe zu ver-
beſſern und zu vermehren (§. 305); ſo
ſind doch deswegen auſſer ihr auch die A-
cademien der Kuͤnſte noͤthig. Denn die
Academie der Wiſſenſchaften gehet bloß
auf die Wiſſenſchafft der Kuͤnſte, lehrer
aber die Kuͤnſte nicht ſelbſt; hergegen die
Academien der Kuͤnſte lehren die Kuͤnſte
ſelbſt: worunter ein groſſer Unterſcheid
iſt. Wer Wiſſenſchaft von einer Kunſt
hat, der iſt in dem Stande von allen Re-
geln derſelben richtigen Grund anzuzei-
gen und ihre Wercke vernuͤnfftig zu be-
urtheilen (§. 361. Met.): Hingegen wer
die Kunſt ſelbſt beſitzet, der iſt geſchickt
nach denſelben Regeln die Wercke zu
verfertigen, ſo daß Verſtaͤndige, die nem-
lich die Wiſſenſchaft haben, nichts mit
Grunde der Wahrheit daran auszuſetzen
finden (§. 366. Mor.).
Noth-
wendig-
keit der
Acade-
mie der
Kuͤnſte.
§. 311.Es haben demnach die Acade-
mien der Kuͤnſte dieſe Abſicht, daß Leute,
die vor andern dazu geſchickt ſind, die
Kunſt gruͤndlich erlernen und dadurch ge-
ſchickt
Abſicht
der Aca-
demien
der Kuͤn-
ſte.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/265>, abgerufen am 22.11.2024.
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