Was ih- re Stelle bey Hand- wercken und ge- ringen Künsten vertreten kan.
§. 313.
Nun gehet es freylich nicht an, daß man von allen Arten der Künste A- cademien aufrichtet: Denn dieses wür- de zu kostbahr fallen, auch sich nicht wohl thun lassen, daß ein jeder dieselben besuch- te. Unterdessen könnte man doch zum Nutzen des Landes etwas ähnliches in al- en Hanthierungen haben, sie möchten im übrigen Nahmen haben, wie sie wollen. Nemlich man solte davor sorgen, daß, wo ein Ort im Lande zu einer Kunst o- der Handthierung am Besten aufgelegt wäre, man daselbst einige hätte, die dar- innen für andern vortreflich erfunden würden, damit diejenigen, welche ihre Profeßion recht zu erlernen gedächten, da- selbst ihren Fleiß und Begierde vergnü- gen könnten. Gleichwie nun aber diesel- ben nach diesem sich durch das gantze Land zerstreueten; so würde man gar bald überall geschickte Leute bekommen, und würden zugleich durch ihren Fleiß die an- dern aufgemuntert gleichfals tüchtige Ar- beit zu verfertigen.
Beschaf- fenheit der Hand- wercks- Schulen.
§. 314.
Ja weil nicht jederman die A- cademien der Künste besuchen kan; so wäre nicht undienlich, wenn man wenig- stens in grossen Städten hin und wieder Handwercks-Schulen aufrichtete, in wel-
chen
Cap. 3. Von der Einrichtung
vor ſeine Perſon der Kunſt wohl fuͤrzu- ſtehen.
Was ih- re Stelle bey Hand- wercken und ge- ringen Kuͤnſten vertreten kan.
§. 313.
Nun gehet es freylich nicht an, daß man von allen Arten der Kuͤnſte A- cademien aufrichtet: Denn dieſes wuͤr- de zu koſtbahr fallen, auch ſich nicht wohl thun laſſen, daß ein jeder dieſelben beſuch- te. Unterdeſſen koͤnnte man doch zum Nutzen des Landes etwas aͤhnliches in al- en Hanthierungen haben, ſie moͤchten im uͤbrigen Nahmen haben, wie ſie wollen. Nemlich man ſolte davor ſorgen, daß, wo ein Ort im Lande zu einer Kunſt o- der Handthierung am Beſten aufgelegt waͤre, man daſelbſt einige haͤtte, die dar- innen fuͤr andern vortreflich erfunden wuͤrden, damit diejenigen, welche ihre Profeßion recht zu erlernen gedaͤchten, da- ſelbſt ihren Fleiß und Begierde vergnuͤ- gen koͤnnten. Gleichwie nun aber dieſel- ben nach dieſem ſich durch das gantze Land zerſtreueten; ſo wuͤrde man gar bald uͤberall geſchickte Leute bekommen, und wuͤrden zugleich durch ihren Fleiß die an- dern aufgemuntert gleichfals tuͤchtige Ar- beit zu verfertigen.
Beſchaf- fenheit der Hand- wercks- Schulen.
§. 314.
Ja weil nicht jederman die A- cademien der Kuͤnſte beſuchen kan; ſo waͤre nicht undienlich, wenn man wenig- ſtens in groſſen Staͤdten hin und wieder Handwercks-Schulen aufrichtete, in wel-
chen
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Cap. 3. Von der Einrichtung
vor ſeine Perſon der Kunſt wohl fuͤrzu-
ſtehen.
§. 313.Nun gehet es freylich nicht an,
daß man von allen Arten der Kuͤnſte A-
cademien aufrichtet: Denn dieſes wuͤr-
de zu koſtbahr fallen, auch ſich nicht wohl
thun laſſen, daß ein jeder dieſelben beſuch-
te. Unterdeſſen koͤnnte man doch zum
Nutzen des Landes etwas aͤhnliches in al-
en Hanthierungen haben, ſie moͤchten im
uͤbrigen Nahmen haben, wie ſie wollen.
Nemlich man ſolte davor ſorgen, daß,
wo ein Ort im Lande zu einer Kunſt o-
der Handthierung am Beſten aufgelegt
waͤre, man daſelbſt einige haͤtte, die dar-
innen fuͤr andern vortreflich erfunden
wuͤrden, damit diejenigen, welche ihre
Profeßion recht zu erlernen gedaͤchten, da-
ſelbſt ihren Fleiß und Begierde vergnuͤ-
gen koͤnnten. Gleichwie nun aber dieſel-
ben nach dieſem ſich durch das gantze
Land zerſtreueten; ſo wuͤrde man gar bald
uͤberall geſchickte Leute bekommen, und
wuͤrden zugleich durch ihren Fleiß die an-
dern aufgemuntert gleichfals tuͤchtige Ar-
beit zu verfertigen.
§. 314.Ja weil nicht jederman die A-
cademien der Kuͤnſte beſuchen kan; ſo
waͤre nicht undienlich, wenn man wenig-
ſtens in groſſen Staͤdten hin und wieder
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/268>, abgerufen am 25.11.2024.
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