Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.des gemeinen Wesens. chen man die Jugend darinnen unterrich-tete, was sie aus Wissenschaften bey ih- rer Kunst und Handwercke zu wissen nö- thig hätten. Z. E. Weil Müller den Mühlen-Bau lernen müssen; so ware ih- nen sehr dienlich, wenn sie aus der Arith- metick, Geometrie, Bau-Kunst, Me- chanick, Hydraulick und Hydrometrie so viel Unterricht erhielten, als zu gründli- chem Verstande ihres Mühl-Baues er- fordert wird, wenn sie nemlich von allem demjenigen, was sie nach diesem durch Ubung lernen, genungsamen Grund ver- stehen wollen. Freylich ist es nicht an dem, daß alle von diesen Leuten gründli- che Erkänntniß aus den angeführten Wis- schaften erlangen können, dergleichen ein wohlgeübter Mathematicus besitzet: al- lein es ist für sie genung, wenn ihnen die Erklärungen nebst den Lehr-Sätzen ohne subtile Beweise auf eine ihnen begreifli- che Weise beygebracht werden. Finden sich aber aufgeweckte Köpffe unter ihnen, die kan man auch weiter bringen. Es ist nichts neues, daß es ungestudirte, sonder- lich in Mathematischen Wissenschaften, öffters weiter gebracht, als andere, die unter die Gelehrten gerechnet werden. Und dieses ist auch von denen Lehren zu verstehen, die anderen aus andern Wissen- schaften beyzubringen. Es wird sich a- ber
des gemeinen Weſens. chen man die Jugend darinnen unterrich-tete, was ſie aus Wiſſenſchaften bey ih- rer Kunſt und Handwercke zu wiſſen noͤ- thig haͤtten. Z. E. Weil Muͤller den Muͤhlen-Bau lernen muͤſſen; ſo ware ih- nen ſehr dienlich, wenn ſie aus der Arith- metick, Geometrie, Bau-Kunſt, Me- chanick, Hydraulick und Hydrometrie ſo viel Unterricht erhielten, als zu gruͤndli- chem Verſtande ihres Muͤhl-Baues er- fordert wird, wenn ſie nemlich von allem demjenigen, was ſie nach dieſem durch Ubung lernen, genungſamen Grund ver- ſtehen wollen. Freylich iſt es nicht an dem, daß alle von dieſen Leuten gruͤndli- che Erkaͤnntniß aus den angefuͤhrten Wiſ- ſchaften erlangen koͤnnen, dergleichen ein wohlgeuͤbter Mathematicus beſitzet: al- lein es iſt fuͤr ſie genung, wenn ihnen die Erklaͤrungen nebſt den Lehr-Saͤtzen ohne ſubtile Beweiſe auf eine ihnen begreifli- che Weiſe beygebracht werden. Finden ſich aber aufgeweckte Koͤpffe unter ihnen, die kan man auch weiter bringen. Es iſt nichts neues, daß es ungeſtudirte, ſonder- lich in Mathematiſchen Wiſſenſchaften, oͤffters weiter gebracht, als andere, die unter die Gelehrten gerechnet werden. Und dieſes iſt auch von denen Lehren zu verſtehen, die anderen aus andern Wiſſen- ſchaften beyzubringen. Es wird ſich a- ber
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des gemeinen Weſens.
chen man die Jugend darinnen unterrich-
tete, was ſie aus Wiſſenſchaften bey ih-
rer Kunſt und Handwercke zu wiſſen noͤ-
thig haͤtten. Z. E. Weil Muͤller den
Muͤhlen-Bau lernen muͤſſen; ſo ware ih-
nen ſehr dienlich, wenn ſie aus der Arith-
metick, Geometrie, Bau-Kunſt, Me-
chanick, Hydraulick und Hydrometrie ſo
viel Unterricht erhielten, als zu gruͤndli-
chem Verſtande ihres Muͤhl-Baues er-
fordert wird, wenn ſie nemlich von allem
demjenigen, was ſie nach dieſem durch
Ubung lernen, genungſamen Grund ver-
ſtehen wollen. Freylich iſt es nicht an
dem, daß alle von dieſen Leuten gruͤndli-
che Erkaͤnntniß aus den angefuͤhrten Wiſ-
ſchaften erlangen koͤnnen, dergleichen ein
wohlgeuͤbter Mathematicus beſitzet: al-
lein es iſt fuͤr ſie genung, wenn ihnen die
Erklaͤrungen nebſt den Lehr-Saͤtzen ohne
ſubtile Beweiſe auf eine ihnen begreifli-
che Weiſe beygebracht werden. Finden
ſich aber aufgeweckte Koͤpffe unter ihnen,
die kan man auch weiter bringen. Es iſt
nichts neues, daß es ungeſtudirte, ſonder-
lich in Mathematiſchen Wiſſenſchaften,
oͤffters weiter gebracht, als andere, die
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Und dieſes iſt auch von denen Lehren zu
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