vor sich wissen, was man thun und lassen soll. Ein anders ist wissen, was gut und böse ist; ein anders hingegen öffters dar- an gedencken. Uber dieses können auch hierzu die Bücher von allen drey Arten, davon erst jetzt Meldung geschehen, gebrau- chet werden: welche demnach dergestalt einzurichten, daß ein jeder sie mit Lust lie- set. Denn was man mit Lust lieset, das lieset man fleißig und ofte.
§. 318.
Weil man alle Laster sorgfäl-Mittel wider die Laster. tig vermeiden muß, wenn man nach der Tugend strebet (§. 436. Mor.); so muß man im gemeinen Wesen, wo man für die Aufnahme der Tugend zusorgen hat, auch nicht weniger Sorgfalt anwenden alle Laster, so viel nur immer möglich ist, zu hintertreiben. Hierzu nun werden vielerley Mittel dienlich befunden. Einmahl ge- schiehet es durch Unterricht, da man davor zusorgen hat, daß nach vorhin gegebener Anweisung (§. 316) Eltern und Lehrer in Schulen und auf Academien Kinder und junge Leute, Lehrer und Prediger aber er- wachsene und alte von den Lastern abmah- nen, ihnen den Schaden, der daraus erfol- get, durch Gründe und Exempel vorstel- len, auch einen Abscheu für ihnen erwecken. Darnach hilfft es viel, wenn diejenigen Personen, die andern vorgesetzet sind, als Obrigkeiten und Lehrer, denen übrigen mit
gutem
(Politick) R
des gemeinen Weſens.
vor ſich wiſſen, was man thun und laſſen ſoll. Ein anders iſt wiſſen, was gut und boͤſe iſt; ein anders hingegen oͤffters dar- an gedencken. Uber dieſes koͤnnen auch hierzu die Buͤcher von allen drey Arten, davon erſt jetzt Meldung geſchehen, gebrau- chet werden: welche demnach dergeſtalt einzurichten, daß ein jeder ſie mit Luſt lie- ſet. Denn was man mit Luſt lieſet, das lieſet man fleißig und ofte.
§. 318.
Weil man alle Laſter ſorgfaͤl-Mittel wider die Laſter. tig vermeiden muß, wenn man nach der Tugend ſtrebet (§. 436. Mor.); ſo muß man im gemeinen Weſen, wo man fuͤr die Aufnahme der Tugend zuſorgen hat, auch nicht weniger Sorgfalt anwenden alle Laſter, ſo viel nur immer moͤglich iſt, zu hintertreiben. Hierzu nun werden vielerley Mittel dienlich befunden. Einmahl ge- ſchiehet es durch Unterricht, da man davor zuſorgen hat, daß nach vorhin gegebener Anweiſung (§. 316) Eltern und Lehrer in Schulen und auf Academien Kinder und junge Leute, Lehrer und Prediger aber er- wachſene und alte von den Laſtern abmah- nen, ihnen den Schaden, der daraus erfol- get, durch Gruͤnde und Exempel vorſtel- len, auch einen Abſcheu fuͤr ihnen erwecken. Darnach hilfft es viel, wenn diejenigen Perſonen, die andern vorgeſetzet ſind, als Obrigkeiten und Lehrer, denen uͤbrigen mit
gutem
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des gemeinen Weſens.
vor ſich wiſſen, was man thun und laſſen
ſoll. Ein anders iſt wiſſen, was gut und
boͤſe iſt; ein anders hingegen oͤffters dar-
an gedencken. Uber dieſes koͤnnen auch
hierzu die Buͤcher von allen drey Arten,
davon erſt jetzt Meldung geſchehen, gebrau-
chet werden: welche demnach dergeſtalt
einzurichten, daß ein jeder ſie mit Luſt lie-
ſet. Denn was man mit Luſt lieſet, das
lieſet man fleißig und ofte.
§. 318.Weil man alle Laſter ſorgfaͤl-
tig vermeiden muß, wenn man nach der
Tugend ſtrebet (§. 436. Mor.); ſo muß
man im gemeinen Weſen, wo man fuͤr die
Aufnahme der Tugend zuſorgen hat, auch
nicht weniger Sorgfalt anwenden alle
Laſter, ſo viel nur immer moͤglich iſt, zu
hintertreiben. Hierzu nun werden vielerley
Mittel dienlich befunden. Einmahl ge-
ſchiehet es durch Unterricht, da man davor
zuſorgen hat, daß nach vorhin gegebener
Anweiſung (§. 316) Eltern und Lehrer in
Schulen und auf Academien Kinder und
junge Leute, Lehrer und Prediger aber er-
wachſene und alte von den Laſtern abmah-
nen, ihnen den Schaden, der daraus erfol-
get, durch Gruͤnde und Exempel vorſtel-
len, auch einen Abſcheu fuͤr ihnen erwecken.
Darnach hilfft es viel, wenn diejenigen
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wider die
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/275>, abgerufen am 22.11.2024.
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