che deswegen zusammen kömmet, damit man den Unterricht von GOtt und einem tugendhafften Wandel, das ist, die Pre- digten daselbst anhöre (§. 320.); so müs- sen sie auch dergestalt erbauet werden, daß darinnen eine grosse Menge zugleich den Prediger vernehmen kan. Gleichergestalt weil in einem Orte, wo kein freyer Zufluß der Lufft ist, die Lufft von dem Athem der Menschen mit Dünsten erfüllet, auch sonst von dem Schweise und der ausdunstenden Wärme verändert wird; so müssen die Kirchen hoch und weit erbauet werden, da- mit sich alle diese Arten der Ausdünstun- gen frey zertheilen können, und die Lufft dadurch zum Athem holen nicht unbequem, noch auch durch übelen Geruch ein Eckel erreget wird. Die Erfahrung bezeiget, was für Ungemach, sonderlich in warmen Tagen, daraus erfolget, wenn eine gros- se Menge in einem Gemache bey einander sind, wo nicht Lufft genung ist, daß die Ausdünstungen sich recht zertheilen können.
§. 322.
Da der Unterricht von GOttGründe der Re- geln des Kirchen- baues. und einem tugendhafften Wandel zu dem äusserlichen Gottesdienste gehöret (§. 761. Mor.), dazu aber noch mehrere Hand- lungen erfordert werden (§. 762. 764 & sq. Mor.); so hat man in Erbauung der Kir- chen nicht allein auf das Predigen (§. 321), sondern auch auf die übrigen zum Gottes-
dien-
des gemeinen Weſens.
che deswegen zuſammen koͤmmet, damit man den Unterricht von GOtt und einem tugendhafften Wandel, das iſt, die Pre- digten daſelbſt anhoͤre (§. 320.); ſo muͤſ- ſen ſie auch dergeſtalt erbauet werden, daß darinnen eine groſſe Menge zugleich den Prediger vernehmen kan. Gleichergeſtalt weil in einem Orte, wo kein freyer Zufluß der Lufft iſt, die Lufft von dem Athem der Menſchen mit Duͤnſten erfuͤllet, auch ſonſt von dem Schweiſe und der ausdunſtenden Waͤrme veraͤndert wird; ſo muͤſſen die Kirchen hoch und weit erbauet werden, da- mit ſich alle dieſe Arten der Ausduͤnſtun- gen frey zertheilen koͤnnen, und die Lufft dadurch zum Athem holen nicht unbequem, noch auch durch uͤbelen Geruch ein Eckel erreget wird. Die Erfahrung bezeiget, was fuͤr Ungemach, ſonderlich in warmen Tagen, daraus erfolget, wenn eine groſ- ſe Menge in einem Gemache bey einander ſind, wo nicht Lufft genung iſt, daß die Ausduͤnſtungen ſich recht zertheilen koͤnnen.
§. 322.
Da der Unterricht von GOttGruͤnde der Re- geln des Kirchen- baues. und einem tugendhafften Wandel zu dem aͤuſſerlichen Gottesdienſte gehoͤret (§. 761. Mor.), dazu aber noch mehrere Hand- lungen erfordert werden (§. 762. 764 & ſq. Mor.); ſo hat man in Erbauung der Kir- chen nicht allein auf das Predigen (§. 321), ſondern auch auf die uͤbrigen zum Gottes-
dien-
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des gemeinen Weſens.
che deswegen zuſammen koͤmmet, damit
man den Unterricht von GOtt und einem
tugendhafften Wandel, das iſt, die Pre-
digten daſelbſt anhoͤre (§. 320.); ſo muͤſ-
ſen ſie auch dergeſtalt erbauet werden, daß
darinnen eine groſſe Menge zugleich den
Prediger vernehmen kan. Gleichergeſtalt
weil in einem Orte, wo kein freyer Zufluß
der Lufft iſt, die Lufft von dem Athem der
Menſchen mit Duͤnſten erfuͤllet, auch ſonſt
von dem Schweiſe und der ausdunſtenden
Waͤrme veraͤndert wird; ſo muͤſſen die
Kirchen hoch und weit erbauet werden, da-
mit ſich alle dieſe Arten der Ausduͤnſtun-
gen frey zertheilen koͤnnen, und die Lufft
dadurch zum Athem holen nicht unbequem,
noch auch durch uͤbelen Geruch ein Eckel
erreget wird. Die Erfahrung bezeiget,
was fuͤr Ungemach, ſonderlich in warmen
Tagen, daraus erfolget, wenn eine groſ-
ſe Menge in einem Gemache bey einander
ſind, wo nicht Lufft genung iſt, daß die
Ausduͤnſtungen ſich recht zertheilen koͤnnen.
§. 322.Da der Unterricht von GOtt
und einem tugendhafften Wandel zu dem
aͤuſſerlichen Gottesdienſte gehoͤret (§. 761.
Mor.), dazu aber noch mehrere Hand-
lungen erfordert werden (§. 762. 764 & ſq.
Mor.); ſo hat man in Erbauung der Kir-
chen nicht allein auf das Predigen (§. 321),
ſondern auch auf die uͤbrigen zum Gottes-
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Gruͤnde
der Re-
geln des
Kirchen-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/279>, abgerufen am 22.11.2024.
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