an die Straffen zu gedencken, welche aufund die Leich- namme der Ubel- thäter ü- ber der Erde bleiben sollen. die Ubelthaten gesetzet werden (§. 238 Met.). Hierzu kommet ferner noch dieses, daß die Leichnamme der Ubelthäter, welche über der Erde bleiben, mit der Zeit eine sehr heßliche Gestalt gewinnen, und dadurch denen vorbeyreisenden einen entsetzlichen Anblick machen, wodurch die Furcht für dergleichen Straffe, und folgends der Haß gegen die Laster, darauf sie gesetzet sind, vergrössert wird (§. 8 Mor.). Und hieraus siehet man zugleich, daß mit gu- tem Grunde die Leichnamme der Ubelthä- ter nach der an ihnen vollstreckten Strafe auch über der Erde können gelassen werden. Denn alles, was die Absicht der Straffe befördert, ist recht und billich, weil eben aus der Absicht alles, so dabey vorkom- met, beurtheilet werden muß.
§. 353.
Wiederumb weil eine grosseBeschaf- fenheit der Ge- richts- stete. Menge die Vollziehung der Straffe anse- hen sol (§. 349); so muß der Ort, wo solches geschiehet, erhaben seyn, oder es muß wenigstens ein weiter Creiß geschlos- sen, und niemand, der nicht mit dabey zu thun hat, hineingelassen werden, damit nie- mand den Prospect benehmen kan.
§. 354.
Eben deswegen weil die Straf-Grund der Cere- monien bey der E- xecution. se, damit die Ubelthäter beleget werden, andern zum Exempel dienen sol, daß sie nemlich dadurch bewogen werden, für der-
glei-
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des gemeinen Weſens.
an die Straffen zu gedencken, welche aufund die Leich- namme der Ubel- thaͤter uͤ- ber der Erde bleiben ſollen. die Ubelthaten geſetzet werden (§. 238 Met.). Hierzu kommet ferner noch dieſes, daß die Leichnamme der Ubelthaͤter, welche uͤber der Erde bleiben, mit der Zeit eine ſehr heßliche Geſtalt gewinnen, und dadurch denen vorbeyreiſenden einen entſetzlichen Anblick machen, wodurch die Furcht fuͤr dergleichen Straffe, und folgends der Haß gegen die Laſter, darauf ſie geſetzet ſind, vergroͤſſert wird (§. 8 Mor.). Und hieraus ſiehet man zugleich, daß mit gu- tem Grunde die Leichnamme der Ubelthaͤ- ter nach der an ihnen vollſtreckten Strafe auch uͤber der Erde koͤnnen gelaſſen werden. Denn alles, was die Abſicht der Straffe befoͤrdert, iſt recht und billich, weil eben aus der Abſicht alles, ſo dabey vorkom- met, beurtheilet werden muß.
§. 353.
Wiederumb weil eine groſſeBeſchaf- fenheit der Ge- richts- ſtete. Menge die Vollziehung der Straffe anſe- hen ſol (§. 349); ſo muß der Ort, wo ſolches geſchiehet, erhaben ſeyn, oder es muß wenigſtens ein weiter Creiß geſchloſ- ſen, und niemand, der nicht mit dabey zu thun hat, hineingelaſſen werden, damit nie- mand den Proſpect benehmen kan.
§. 354.
Eben deswegen weil die Straf-Grund der Cere- monien bey deꝛ E- xecution. ſe, damit die Ubelthaͤter beleget werden, andern zum Exempel dienen ſol, daß ſie nemlich dadurch bewogen werden, fuͤr der-
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des gemeinen Weſens.
an die Straffen zu gedencken, welche auf
die Ubelthaten geſetzet werden (§. 238 Met.).
Hierzu kommet ferner noch dieſes, daß die
Leichnamme der Ubelthaͤter, welche uͤber
der Erde bleiben, mit der Zeit eine ſehr
heßliche Geſtalt gewinnen, und dadurch
denen vorbeyreiſenden einen entſetzlichen
Anblick machen, wodurch die Furcht fuͤr
dergleichen Straffe, und folgends der
Haß gegen die Laſter, darauf ſie geſetzet
ſind, vergroͤſſert wird (§. 8 Mor.). Und
hieraus ſiehet man zugleich, daß mit gu-
tem Grunde die Leichnamme der Ubelthaͤ-
ter nach der an ihnen vollſtreckten Strafe
auch uͤber der Erde koͤnnen gelaſſen werden.
Denn alles, was die Abſicht der Straffe
befoͤrdert, iſt recht und billich, weil eben
aus der Abſicht alles, ſo dabey vorkom-
met, beurtheilet werden muß.
und die
Leich-
namme
der Ubel-
thaͤter uͤ-
ber der
Erde
bleiben
ſollen.
§. 353.Wiederumb weil eine groſſe
Menge die Vollziehung der Straffe anſe-
hen ſol (§. 349); ſo muß der Ort, wo
ſolches geſchiehet, erhaben ſeyn, oder es
muß wenigſtens ein weiter Creiß geſchloſ-
ſen, und niemand, der nicht mit dabey zu
thun hat, hineingelaſſen werden, damit nie-
mand den Proſpect benehmen kan.
Beſchaf-
fenheit
der Ge-
richts-
ſtete.
§. 354.Eben deswegen weil die Straf-
ſe, damit die Ubelthaͤter beleget werden,
andern zum Exempel dienen ſol, daß ſie
nemlich dadurch bewogen werden, fuͤr der-
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der Cere-
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bey deꝛ E-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/313>, abgerufen am 22.11.2024.
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