bleibet einmahl wie das andere unrecht, wenn man den Beyschlaff bloß zur Lust vor- nimmet. Wir sehen auch bey dem Viehe, welches in diesem Stücke dem Triebe der Natur folget, daß sie nicht den Beyschlaff lieben als in den Fällen, wo sie junge zeugen wollen, und, so bald das Weiblein träch- tig ist, lässet sie das Männlein nicht mehr zu sich. Jch rede von den meisten Thie- ren. Denn es könnte seyn, daß einige so wohl als die Menschen in diesem Stücke wei- ter giengen, als sichs gebührte, wovon mir aber zur Zeit kein Exempel bekand ist.
§. 24.
Da nun der Beyschlaff des Men-Sodomi- terey ist unzuläs- sig. schen mit den Thieren, welchen man So- domiterey zu nennen pfleget, der blossen Lust halber geschiehet, indem dadurch die Erzeugung der Kinder nicht kan erhalten werden; so ist dieselbe auch dem Gesetze der Natur zuwieder.
§. 25.
Auf eine gleiche Weise erhellet, daßKnaben- schande- rey ist unzuläs- sig. der Beyschlaff einer Mannes-Person mit der andern, welches man Knabenschän- derey zu nennen pfleget, weil insgemein in Jtalien, wo derselbe im Schwange gehet, Knaben dazu gebraucht werden, dem Ge- setze der Natur zu wieder. Einige pflegen die Knabenschänderey mit zur Sodomiterey zurechnen, und nehmen dieses Wort in ei- nem etwas weitläufftigerem Verstande: al- lein da dieses Laster einen besondern Nah-
men
Cap. 2. Von dem Eheſtande.
bleibet einmahl wie das andere unrecht, wenn man den Beyſchlaff bloß zur Luſt vor- nimmet. Wir ſehen auch bey dem Viehe, welches in dieſem Stuͤcke dem Triebe der Natur folget, daß ſie nicht den Beyſchlaff lieben als in den Faͤllen, wo ſie junge zeugen wollen, und, ſo bald das Weiblein traͤch- tig iſt, laͤſſet ſie das Maͤnnlein nicht mehr zu ſich. Jch rede von den meiſten Thie- ren. Denn es koͤnnte ſeyn, daß einige ſo wohl als die Menſchen in dieſem Stuͤcke wei- ter giengen, als ſichs gebuͤhrte, wovon mir aber zur Zeit kein Exempel bekand iſt.
§. 24.
Da nun der Beyſchlaff des Men-Sodomi- terey iſt unzulaͤſ- ſig. ſchen mit den Thieren, welchen man So- domiterey zu nennen pfleget, der bloſſen Luſt halber geſchiehet, indem dadurch die Erzeugung der Kinder nicht kan erhalten werden; ſo iſt dieſelbe auch dem Geſetze der Natur zuwieder.
§. 25.
Auf eine gleiche Weiſe erhellet, daßKnaben- ſchande- rey iſt unzulaͤſ- ſig. der Beyſchlaff einer Mannes-Perſon mit der andern, welches man Knabenſchaͤn- derey zu nennen pfleget, weil insgemein in Jtalien, wo derſelbe im Schwange gehet, Knaben dazu gebraucht werden, dem Ge- ſetze der Natur zu wieder. Einige pflegen die Knabenſchaͤnderey mit zur Sodomiterey zurechnen, und nehmen dieſes Wort in ei- nem etwas weitlaͤufftigerem Verſtande: al- lein da dieſes Laſter einen beſondern Nah-
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Cap. 2. Von dem Eheſtande.
bleibet einmahl wie das andere unrecht,
wenn man den Beyſchlaff bloß zur Luſt vor-
nimmet. Wir ſehen auch bey dem Viehe,
welches in dieſem Stuͤcke dem Triebe der
Natur folget, daß ſie nicht den Beyſchlaff
lieben als in den Faͤllen, wo ſie junge zeugen
wollen, und, ſo bald das Weiblein traͤch-
tig iſt, laͤſſet ſie das Maͤnnlein nicht mehr
zu ſich. Jch rede von den meiſten Thie-
ren. Denn es koͤnnte ſeyn, daß einige ſo
wohl als die Menſchen in dieſem Stuͤcke wei-
ter giengen, als ſichs gebuͤhrte, wovon mir
aber zur Zeit kein Exempel bekand iſt.
§. 24.Da nun der Beyſchlaff des Men-
ſchen mit den Thieren, welchen man So-
domiterey zu nennen pfleget, der bloſſen
Luſt halber geſchiehet, indem dadurch die
Erzeugung der Kinder nicht kan erhalten
werden; ſo iſt dieſelbe auch dem Geſetze der
Natur zuwieder.
Sodomi-
terey iſt
unzulaͤſ-
ſig.
§. 25.Auf eine gleiche Weiſe erhellet, daß
der Beyſchlaff einer Mannes-Perſon mit
der andern, welches man Knabenſchaͤn-
derey zu nennen pfleget, weil insgemein in
Jtalien, wo derſelbe im Schwange gehet,
Knaben dazu gebraucht werden, dem Ge-
ſetze der Natur zu wieder. Einige pflegen
die Knabenſchaͤnderey mit zur Sodomiterey
zurechnen, und nehmen dieſes Wort in ei-
nem etwas weitlaͤufftigerem Verſtande: al-
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Knaben-
ſchande-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/33>, abgerufen am 24.11.2024.
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