Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Vonder Einrichtung z. E. in theurer Zeit, oder auch aus Un-wissenheit und Wollust, als z. E. wenn sie übermäßig Obst essen, geniessen. Dem- nach hat man davor zu sorgen, daß an nöthigen Nahrungs-Mitteln kein Mangel sey, sondern ein jeder vor einen billichen Preiß bekommen kan, was er zur Leibes- Nahrung und Nothdurfft nöthig hat. Ab- sonderlich solte man auch auf Vorrath bedacht seyn, davon man in theuren Zei- ten denen, die nicht reich sind, umb einen mäßigen Preiß überlassen könte, was sie brauchen; wovon nach diesem ausführli- cher sol geredet werden, Auch hat man fleißige Aufsicht nöthig, daß keine unge- sunde Speisen auf den Marckt gebracht, in Wirthshäusern und Gahrküchen Spei- se recht zubereitet, die Bierbrauer und Schencken für einen guten Tranck sorgen, absonderlich aber die Weinschencken den Wein nicht verfälschen und verderben. Und da inson derheit übermäßiges Fressen und Sauffen der Gesundheit schadet; so hat man auch dagegen, absonderlich wie- der die Trunckenheit, Anstalten zu ma- chen; und haben zugleich die öffentlichen Lehrer die Schändlichkeit dieses Lasters mit Nachdruck vorzustellen (§. 318). Un- einer Lufft ist der Gesundheit gleich falls zuwieder. So hat Gauger in seiner Me- chanick des Feuers oder dem Tractat von Er-
Cap. 3. Vonder Einrichtung z. E. in theurer Zeit, oder auch aus Un-wiſſenheit und Wolluſt, als z. E. wenn ſie uͤbermaͤßig Obſt eſſen, genieſſen. Dem- nach hat man davor zu ſorgen, daß an noͤthigen Nahrungs-Mitteln kein Mangel ſey, ſondern ein jeder vor einen billichen Preiß bekommen kan, was er zur Leibes- Nahrung und Nothdurfft noͤthig hat. Ab- ſonderlich ſolte man auch auf Vorrath bedacht ſeyn, davon man in theuren Zei- ten denen, die nicht reich ſind, umb einen maͤßigen Preiß uͤberlaſſen koͤnte, was ſie brauchen; wovon nach dieſem ausfuͤhrli- cher ſol geredet werden, Auch hat man fleißige Aufſicht noͤthig, daß keine unge- ſunde Speiſen auf den Marckt gebracht, in Wirthshaͤuſern und Gahrkuͤchen Spei- ſe recht zubereitet, die Bierbrauer und Schencken fuͤr einen guten Tranck ſorgen, abſonderlich aber die Weinſchencken den Wein nicht verfaͤlſchen und verderben. Und da inſon derheit uͤbermaͤßiges Freſſen und Sauffen der Geſundheit ſchadet; ſo hat man auch dagegen, abſonderlich wie- der die Trunckenheit, Anſtalten zu ma- chen; und haben zugleich die oͤffentlichen Lehrer die Schaͤndlichkeit dieſes Laſters mit Nachdruck vorzuſtellen (§. 318). Un- einer Lufft iſt der Geſundheit gleich falls zuwieder. So hat Gauger in ſeiner Me- chanick des Feuers oder dem Tractat von Er-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0360" n="342"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 3. Vonder Einrichtung</hi></fw><lb/> z. E. in theurer Zeit, oder auch aus Un-<lb/> wiſſenheit und Wolluſt, als z. E. wenn ſie<lb/> uͤbermaͤßig Obſt eſſen, genieſſen. Dem-<lb/> nach hat man davor zu ſorgen, daß an<lb/> noͤthigen Nahrungs-Mitteln kein Mangel<lb/> ſey, ſondern ein jeder vor einen billichen<lb/> Preiß bekommen kan, was er zur Leibes-<lb/> Nahrung und Nothdurfft noͤthig hat. Ab-<lb/> ſonderlich ſolte man auch auf Vorrath<lb/> bedacht ſeyn, davon man in theuren Zei-<lb/> ten denen, die nicht reich ſind, umb einen<lb/> maͤßigen Preiß uͤberlaſſen koͤnte, was ſie<lb/> brauchen; wovon nach dieſem ausfuͤhrli-<lb/> cher ſol geredet werden, Auch hat man<lb/> fleißige Aufſicht noͤthig, daß keine unge-<lb/> ſunde Speiſen auf den Marckt gebracht,<lb/> in Wirthshaͤuſern und Gahrkuͤchen Spei-<lb/> ſe recht zubereitet, die Bierbrauer und<lb/> Schencken fuͤr einen guten Tranck ſorgen,<lb/> abſonderlich aber die Weinſchencken den<lb/> Wein nicht verfaͤlſchen und verderben.<lb/> Und da inſon derheit uͤbermaͤßiges Freſſen<lb/> und Sauffen der Geſundheit ſchadet; ſo<lb/> hat man auch dagegen, abſonderlich wie-<lb/> der die Trunckenheit, Anſtalten zu ma-<lb/> chen; und haben zugleich die oͤffentlichen<lb/> Lehrer die Schaͤndlichkeit dieſes Laſters<lb/> mit Nachdruck vorzuſtellen (§. 318). Un-<lb/> einer Lufft iſt der Geſundheit gleich falls<lb/> zuwieder. So hat <hi rendition="#aq">Gauger</hi> in ſeiner Me-<lb/> chanick des Feuers oder dem Tractat von<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Er-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [342/0360]
Cap. 3. Vonder Einrichtung
z. E. in theurer Zeit, oder auch aus Un-
wiſſenheit und Wolluſt, als z. E. wenn ſie
uͤbermaͤßig Obſt eſſen, genieſſen. Dem-
nach hat man davor zu ſorgen, daß an
noͤthigen Nahrungs-Mitteln kein Mangel
ſey, ſondern ein jeder vor einen billichen
Preiß bekommen kan, was er zur Leibes-
Nahrung und Nothdurfft noͤthig hat. Ab-
ſonderlich ſolte man auch auf Vorrath
bedacht ſeyn, davon man in theuren Zei-
ten denen, die nicht reich ſind, umb einen
maͤßigen Preiß uͤberlaſſen koͤnte, was ſie
brauchen; wovon nach dieſem ausfuͤhrli-
cher ſol geredet werden, Auch hat man
fleißige Aufſicht noͤthig, daß keine unge-
ſunde Speiſen auf den Marckt gebracht,
in Wirthshaͤuſern und Gahrkuͤchen Spei-
ſe recht zubereitet, die Bierbrauer und
Schencken fuͤr einen guten Tranck ſorgen,
abſonderlich aber die Weinſchencken den
Wein nicht verfaͤlſchen und verderben.
Und da inſon derheit uͤbermaͤßiges Freſſen
und Sauffen der Geſundheit ſchadet; ſo
hat man auch dagegen, abſonderlich wie-
der die Trunckenheit, Anſtalten zu ma-
chen; und haben zugleich die oͤffentlichen
Lehrer die Schaͤndlichkeit dieſes Laſters
mit Nachdruck vorzuſtellen (§. 318). Un-
einer Lufft iſt der Geſundheit gleich falls
zuwieder. So hat Gauger in ſeiner Me-
chanick des Feuers oder dem Tractat von
Er-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |