Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.des gemeinen Wesens. sen zweyerley Arten der Anstalten. Dieersten gehen da hinaus, daß man alle Ge- legenheit findet zu lernen, was einem, der die Kunst treiben wil, zu wissen nöthig ist: die anderen hingegen zeigen Gelegenheit, die angehenden Aertzte und Wund-Aertz- te geschwinde zur Erfahrung zu bringen. und zu diesen Anstalten kommen noch die dritten hinzu, wodurch man nehmlich ver- sichert wird, daß einer, der die heilsame Kunst treiben wil, dazu das nöthige Ge- schicke habe. Es ist aber hierbey sehr viel daran gelegen, daß man die heilsa- me Kunst und alle andere dazu dienliche Künste und Wissenschafften in Aufnah- me zu bringen suchet: welches abermahls eine Arbeit ist, welche der Academie der Wiffenschafften zu verrichten oblieget, wie wohl auch ein jeder, der mit der heilsa- men Kunst umgehet, das seine dazu bey- tragen kan. Da nun durch unerfahrne Aertzte viel Unheil angerichtet werden kan, indem sie die Patienten theils umb ihre Gesundheit, theils umb ihr Leben brin- gen, und also ihrer Absicht gantz zuwie- der handeln; hingegen nach unsern Sit- ten zum Curiren geschickt gehalten wird, der auf einer Universitaet Doctor wor- den; so hat man in einem wohlbestellten gemeinem Wesen Verfügung zu thun, daß man auf Universitaeten nicht untüchtige Leu-
des gemeinen Weſens. ſen zweyerley Arten der Anſtalten. Dieerſten gehen da hinaus, daß man alle Ge- legenheit findet zu lernen, was einem, der die Kunſt treiben wil, zu wiſſen noͤthig iſt: die anderen hingegen zeigen Gelegenheit, die angehenden Aertzte und Wund-Aertz- te geſchwinde zur Erfahrung zu bringen. und zu dieſen Anſtalten kommen noch die dritten hinzu, wodurch man nehmlich ver- ſichert wird, daß einer, der die heilſame Kunſt treiben wil, dazu das noͤthige Ge- ſchicke habe. Es iſt aber hierbey ſehr viel daran gelegen, daß man die heilſa- me Kunſt und alle andere dazu dienliche Kuͤnſte und Wiſſenſchafften in Aufnah- me zu bringen ſuchet: welches abermahls eine Arbeit iſt, welche der Academie der Wiffenſchafften zu verrichten oblieget, wie wohl auch ein jeder, der mit der heilſa- men Kunſt umgehet, das ſeine dazu bey- tragen kan. Da nun durch unerfahrne Aertzte viel Unheil angerichtet werden kan, indem ſie die Patienten theils umb ihre Geſundheit, theils umb ihr Leben brin- gen, und alſo ihrer Abſicht gantz zuwie- der handeln; hingegen nach unſern Sit- ten zum Curiren geſchickt gehalten wird, der auf einer Univerſitæt Doctor wor- den; ſo hat man in einem wohlbeſtellten gemeinem Weſen Verfuͤgung zu thun, daß man auf Univerſitæten nicht untuͤchtige Leu-
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des gemeinen Weſens.
ſen zweyerley Arten der Anſtalten. Die
erſten gehen da hinaus, daß man alle Ge-
legenheit findet zu lernen, was einem, der
die Kunſt treiben wil, zu wiſſen noͤthig iſt:
die anderen hingegen zeigen Gelegenheit,
die angehenden Aertzte und Wund-Aertz-
te geſchwinde zur Erfahrung zu bringen.
und zu dieſen Anſtalten kommen noch die
dritten hinzu, wodurch man nehmlich ver-
ſichert wird, daß einer, der die heilſame
Kunſt treiben wil, dazu das noͤthige Ge-
ſchicke habe. Es iſt aber hierbey ſehr
viel daran gelegen, daß man die heilſa-
me Kunſt und alle andere dazu dienliche
Kuͤnſte und Wiſſenſchafften in Aufnah-
me zu bringen ſuchet: welches abermahls
eine Arbeit iſt, welche der Academie der
Wiffenſchafften zu verrichten oblieget, wie
wohl auch ein jeder, der mit der heilſa-
men Kunſt umgehet, das ſeine dazu bey-
tragen kan. Da nun durch unerfahrne
Aertzte viel Unheil angerichtet werden kan,
indem ſie die Patienten theils umb ihre
Geſundheit, theils umb ihr Leben brin-
gen, und alſo ihrer Abſicht gantz zuwie-
der handeln; hingegen nach unſern Sit-
ten zum Curiren geſchickt gehalten wird,
der auf einer Univerſitæt Doctor wor-
den; ſo hat man in einem wohlbeſtellten
gemeinem Weſen Verfuͤgung zu thun, daß
man auf Univerſitæten nicht untuͤchtige
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