Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung Leute zu Doctoribus, am allerwenigstenaber zu Professoribus machet, auch wo man befindet, daß einer, welcher seine Kunst nicht verstehet, zum Doctor gema- chet worden, solches scharff ahndet, z. E. bey doppelter Straffe dessen, was er ge- geben. Weil man über dieses gewis- se Artzeneyen nöthig hat, wo man die Kranckheiten curiren sol; so hat man auch darauf zu sehen, daß nicht allein Artze- neyen, welche man nöthig hat, zu jeder Zeit zu bekommen seyn, sondern auch eine je- de von ihnen auf gehörige Weise zuberei- tet worden. Und damit man dessen desto versicherter seyn kan, so müssen Apothe- cken aufgerichtet und zu gewissen Zeiten besichtiget werden, damit man in Erfah- rung komme, ob alle nöthige Artzneyen darinnen vorhanden, und ob sie auch gut und tüchtig sind. Weil gefährliche Kranck- heiten gemeiniglich von armen Leuten den Ursprung nehmen, welche sich in ihrer Kranckheit nicht halten können, wie sichs gebühret; so hat man nicht allein besonde- re Oerter, die man Lazarete und Kran- cken-Hospitäler zu nennen pfleget, anzu- legen, da man dergleichen arme Patien- ten hinbringen und nach Nothdurfft ver- pflegen kan; sondern auch Anstalten zu machen, daß arme Patienten an Rath, Artzeneyen und anderer nöthiger Pflege keinen
Cap. 3. Von der Einrichtung Leute zu Doctoribus, am allerwenigſtenaber zu Profeſſoribus machet, auch wo man befindet, daß einer, welcher ſeine Kunſt nicht verſtehet, zum Doctor gema- chet worden, ſolches ſcharff ahndet, z. E. bey doppelter Straffe deſſen, was er ge- geben. Weil man uͤber dieſes gewiſ- ſe Artzeneyen noͤthig hat, wo man die Kranckheiten curiren ſol; ſo hat man auch darauf zu ſehen, daß nicht allein Artze- neyen, welche man noͤthig hat, zu jeder Zeit zu bekommen ſeyn, ſondern auch eine je- de von ihnen auf gehoͤrige Weiſe zuberei- tet worden. Und damit man deſſen deſto verſicherter ſeyn kan, ſo muͤſſen Apothe- cken aufgerichtet und zu gewiſſen Zeiten beſichtiget werden, damit man in Erfah- rung komme, ob alle noͤthige Artzneyen darinnen vorhanden, und ob ſie auch gut und tuͤchtig ſind. Weil gefaͤhrliche Kranck- heiten gemeiniglich von armen Leuten den Urſprung nehmen, welche ſich in ihrer Kranckheit nicht halten koͤnnen, wie ſichs gebuͤhret; ſo hat man nicht allein beſonde- re Oerter, die man Lazarete und Kran- cken-Hoſpitaͤler zu nennen pfleget, anzu- legen, da man dergleichen arme Patien- ten hinbringen und nach Nothdurfft ver- pflegen kan; ſondern auch Anſtalten zu machen, daß arme Patienten an Rath, Artzeneyen und anderer noͤthiger Pflege keinen
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Cap. 3. Von der Einrichtung
Leute zu Doctoribus, am allerwenigſten
aber zu Profeſſoribus machet, auch wo
man befindet, daß einer, welcher ſeine
Kunſt nicht verſtehet, zum Doctor gema-
chet worden, ſolches ſcharff ahndet, z. E.
bey doppelter Straffe deſſen, was er ge-
geben. Weil man uͤber dieſes gewiſ-
ſe Artzeneyen noͤthig hat, wo man die
Kranckheiten curiren ſol; ſo hat man
auch darauf zu ſehen, daß nicht allein Artze-
neyen, welche man noͤthig hat, zu jeder Zeit
zu bekommen ſeyn, ſondern auch eine je-
de von ihnen auf gehoͤrige Weiſe zuberei-
tet worden. Und damit man deſſen deſto
verſicherter ſeyn kan, ſo muͤſſen Apothe-
cken aufgerichtet und zu gewiſſen Zeiten
beſichtiget werden, damit man in Erfah-
rung komme, ob alle noͤthige Artzneyen
darinnen vorhanden, und ob ſie auch gut
und tuͤchtig ſind. Weil gefaͤhrliche Kranck-
heiten gemeiniglich von armen Leuten den
Urſprung nehmen, welche ſich in ihrer
Kranckheit nicht halten koͤnnen, wie ſichs
gebuͤhret; ſo hat man nicht allein beſonde-
re Oerter, die man Lazarete und Kran-
cken-Hoſpitaͤler zu nennen pfleget, anzu-
legen, da man dergleichen arme Patien-
ten hinbringen und nach Nothdurfft ver-
pflegen kan; ſondern auch Anſtalten zu
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