die unfruchtbaren Oerter fruchtbar gema- chet, allerley Viehe in der Menge gezogen werde und was dergleichen mehr ist. Ge- wiß! auf die Besserung und richtige Ver- waltung der Land-Wirthschafft hat man ein wachsames Auge zu haben, denn da- von hat man den meisten Unterhalt zu ge- warten.
Warum Trun- ckenheit zu be- straffen-
§. 387.
Weil die Trunckenheit eines von den schädlichsten Lastern ist (§. 473 & sqq. Mor.); so solte man es auch nicht einreissen und gemein werden lassen, und solchergestalt nach Beschaffenheit der Um- stände Straffen darauf setzen (§. 343.). Die Trunckenheit machet den Menschen ungesund und zu seinen Verrichtungen un- tüchtig, bringet viele an den Bettelstab, und machet, daß andere, die Credit haben, vieles auf borgen und fremdes Gut durch- bringen. Alles dieses richtet im gemeinen Wesen viel Unheil an, wie man bey uns, da die Trunckenheit gemein ist, leyder! täglich erfähret. Und demnach ist es bil- lich, daß sie im gemeinen Wesen bestra- fet werde. Man möchte zwar einwenden, daß, wenn die Trunckenheit bestrafft wer- den solte, eigene Richter bestellet werden müsten, die nichts als dieses Laster unter- suchten und bestrafften, und dannenhero gehe es nicht an, daß man es mit einer bür- gerlichen Straffe belege. Allein es ist wohl
zu
Cap. 3. Von der Einrichtung
die unfruchtbaren Oerter fruchtbar gema- chet, allerley Viehe in der Menge gezogen werde und was dergleichen mehr iſt. Ge- wiß! auf die Beſſerung und richtige Ver- waltung der Land-Wirthſchafft hat man ein wachſames Auge zu haben, denn da- von hat man den meiſten Unterhalt zu ge- warten.
Warum Trun- ckenheit zu be- ſtraffen-
§. 387.
Weil die Trunckenheit eines von den ſchaͤdlichſten Laſtern iſt (§. 473 & ſqq. Mor.); ſo ſolte man es auch nicht einreiſſen und gemein werden laſſen, und ſolchergeſtalt nach Beſchaffenheit der Um- ſtaͤnde Straffen darauf ſetzen (§. 343.). Die Trunckenheit machet den Menſchen ungeſund und zu ſeinen Verrichtungen un- tuͤchtig, bringet viele an den Bettelſtab, und machet, daß andere, die Credit haben, vieles auf borgen und fremdes Gut durch- bringen. Alles dieſes richtet im gemeinen Weſen viel Unheil an, wie man bey uns, da die Trunckenheit gemein iſt, leyder! taͤglich erfaͤhret. Und demnach iſt es bil- lich, daß ſie im gemeinen Weſen beſtra- fet werde. Man moͤchte zwar einwenden, daß, wenn die Trunckenheit beſtrafft wer- den ſolte, eigene Richter beſtellet werden muͤſten, die nichts als dieſes Laſter unter- ſuchten und beſtrafften, und dannenhero gehe es nicht an, daß man es mit einer buͤr- gerlichen Straffe belege. Allein es iſt wohl
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Cap. 3. Von der Einrichtung
die unfruchtbaren Oerter fruchtbar gema-
chet, allerley Viehe in der Menge gezogen
werde und was dergleichen mehr iſt. Ge-
wiß! auf die Beſſerung und richtige Ver-
waltung der Land-Wirthſchafft hat man
ein wachſames Auge zu haben, denn da-
von hat man den meiſten Unterhalt zu ge-
warten.
§. 387.Weil die Trunckenheit eines
von den ſchaͤdlichſten Laſtern iſt (§. 473 &
ſqq. Mor.); ſo ſolte man es auch nicht
einreiſſen und gemein werden laſſen, und
ſolchergeſtalt nach Beſchaffenheit der Um-
ſtaͤnde Straffen darauf ſetzen (§. 343.).
Die Trunckenheit machet den Menſchen
ungeſund und zu ſeinen Verrichtungen un-
tuͤchtig, bringet viele an den Bettelſtab,
und machet, daß andere, die Credit haben,
vieles auf borgen und fremdes Gut durch-
bringen. Alles dieſes richtet im gemeinen
Weſen viel Unheil an, wie man bey uns,
da die Trunckenheit gemein iſt, leyder!
taͤglich erfaͤhret. Und demnach iſt es bil-
lich, daß ſie im gemeinen Weſen beſtra-
fet werde. Man moͤchte zwar einwenden,
daß, wenn die Trunckenheit beſtrafft wer-
den ſolte, eigene Richter beſtellet werden
muͤſten, die nichts als dieſes Laſter unter-
ſuchten und beſtrafften, und dannenhero
gehe es nicht an, daß man es mit einer buͤr-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/386>, abgerufen am 22.11.2024.
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