Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung kommen haben, wo nicht in den Bettelstab,doch gantz herunter und in grosse Armuth bringen. Derowegen hat man nicht allein in den Bau-Ordnungen hauptsächlich zu- zusehen, wie die Gebäude wieder das Feuer gnungsam verwahret werden; sondern auch über dieses gute Anstalten zu erden- cken, wie die entstehende Feuers-Brunst bald möge wieder gelöschet werden, ehe sie weit um sich greiffet: wohin die Feuer- Ordnungen gehören. Und weil öffters durch Unachtsamkeit Feuer heraus köm- met, auch dadurch überhand nimmet, wenn man es verheelet und selbst löschen will; so soll nicht allein die Verwahrlosung, sondern noch mehr die Verheelung des Feuers bestraffet werden (§. 357. 358). Vielleicht werden einige meinen, mit der Schönheit der Gebäude habe es eben nicht viel zusagen. Man könnte in einem schlechten Gebäude so glückseelig leben, als in einem schönen, wenn man nur sonst sein gutes Auskommen hat, und von Sor- gen und Kummer frey ist. Ja man wird sich auf die Erfahrung beruffen: der gröste Theil der Menschen wohnet in schlechten Gebäuden, und doch sind diejenigen, wel- che in schlechten wohnen, öffters vergnügter, als die schöne und prächtige Häuser und Pal- läste zu ihren Wohnungen haben. Allein hierauf lässet sich leichte antworten. Erst- lich
Cap. 3. Von der Einrichtung kommen haben, wo nicht in den Bettelſtab,doch gantz herunter und in groſſe Armuth bringen. Derowegen hat man nicht allein in den Bau-Ordnungen hauptſaͤchlich zu- zuſehen, wie die Gebaͤude wieder das Feuer gnungſam verwahret werden; ſondern auch uͤber dieſes gute Anſtalten zu erden- cken, wie die entſtehende Feuers-Brunſt bald moͤge wieder geloͤſchet werden, ehe ſie weit um ſich greiffet: wohin die Feuer- Ordnungen gehoͤren. Und weil oͤffters durch Unachtſamkeit Feuer heraus koͤm- met, auch dadurch uͤberhand nimmet, wenn man es verheelet und ſelbſt loͤſchen will; ſo ſoll nicht allein die Verwahrloſung, ſondern noch mehr die Verheelung des Feuers beſtraffet werden (§. 357. 358). Vielleicht werden einige meinen, mit der Schoͤnheit der Gebaͤude habe es eben nicht viel zuſagen. Man koͤnnte in einem ſchlechten Gebaͤude ſo gluͤckſeelig leben, als in einem ſchoͤnen, wenn man nur ſonſt ſein gutes Auskommen hat, und von Sor- gen und Kummer frey iſt. Ja man wird ſich auf die Erfahrung beruffen: der groͤſte Theil der Menſchen wohnet in ſchlechten Gebaͤuden, und doch ſind diejenigen, wel- che in ſchlechten wohnen, oͤffters vergnuͤgter, als die ſchoͤne und praͤchtige Haͤuſer und Pal- laͤſte zu ihren Wohnungen haben. Allein hierauf laͤſſet ſich leichte antworten. Erſt- lich
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Cap. 3. Von der Einrichtung
kommen haben, wo nicht in den Bettelſtab,
doch gantz herunter und in groſſe Armuth
bringen. Derowegen hat man nicht allein
in den Bau-Ordnungen hauptſaͤchlich zu-
zuſehen, wie die Gebaͤude wieder das Feuer
gnungſam verwahret werden; ſondern
auch uͤber dieſes gute Anſtalten zu erden-
cken, wie die entſtehende Feuers-Brunſt
bald moͤge wieder geloͤſchet werden, ehe
ſie weit um ſich greiffet: wohin die Feuer-
Ordnungen gehoͤren. Und weil oͤffters
durch Unachtſamkeit Feuer heraus koͤm-
met, auch dadurch uͤberhand nimmet, wenn
man es verheelet und ſelbſt loͤſchen will;
ſo ſoll nicht allein die Verwahrloſung,
ſondern noch mehr die Verheelung des
Feuers beſtraffet werden (§. 357. 358).
Vielleicht werden einige meinen, mit der
Schoͤnheit der Gebaͤude habe es eben
nicht viel zuſagen. Man koͤnnte in einem
ſchlechten Gebaͤude ſo gluͤckſeelig leben, als
in einem ſchoͤnen, wenn man nur ſonſt
ſein gutes Auskommen hat, und von Sor-
gen und Kummer frey iſt. Ja man wird
ſich auf die Erfahrung beruffen: der groͤſte
Theil der Menſchen wohnet in ſchlechten
Gebaͤuden, und doch ſind diejenigen, wel-
che in ſchlechten wohnen, oͤffters vergnuͤgter,
als die ſchoͤne und praͤchtige Haͤuſer und Pal-
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