Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung ner und der andern Lust sich einschleicht,und warumb man sie in so weit vermei- den sol. Es sind auch ausser dem an- geführten allgemeinen Grunde noch ande- re viele besondere Gründe theils oben an- geführet, theils werden sie nach diesem an gehörigem Orte folgen, woraus man den Mißbrauch gar leicht erkennen kan. Z. E. Seil-Täntzer, Taschen-Spieler, Comö- dianten, Operisten &c. verleiten viele zu schädlichem Zeit-Vertreib und zum Müs- siggange. Da nun oben ausgeführet wor- den, daß man im gemeinen Wesen die Ge- legenheit zum Müßiggange benehmen sol (§. 283); so siehet man vor sich, daß kei- nes weges muß erlaubet werden diesen Leu- ten zu spielen, wo und wenn dergleichen zu besorgen: als auf Academien, wo jun- ge Leute Studirens wegen sich aufhalten, wäre es unrecht, wenn man diesen Leuten ohne Unterscheid Freyheit zu spielen verstat- ten, und dadurch Anlaß geben wolte, daß sie nicht allein ihre Collegia versäumeten, sondern auch den Kopff mit unnützen Ge- dancken anfülleten, die sie im Studiren hinderten (§. 238 Met.), und das Geld, was sie zum Studiren anwenden sollten, dorthin trügen. Bey allen Einrichtun- gen muß man alles prüffen, und was gut ist, behalten. lichkeiten der Oh- ren. §. 391. Zur Ergötzlichkeit der Ohren ge- als
Cap. 3. Von der Einrichtung ner und der andern Luſt ſich einſchleicht,und warumb man ſie in ſo weit vermei- den ſol. Es ſind auch auſſer dem an- gefuͤhrten allgemeinen Grunde noch ande- re viele beſondere Gruͤnde theils oben an- gefuͤhret, theils werden ſie nach dieſem an gehoͤrigem Orte folgen, woraus man den Mißbrauch gar leicht erkennen kan. Z. E. Seil-Taͤntzer, Taſchen-Spieler, Comoͤ- dianten, Operiſten &c. verleiten viele zu ſchaͤdlichem Zeit-Vertreib und zum Muͤſ- ſiggange. Da nun oben ausgefuͤhret wor- den, daß man im gemeinen Weſen die Ge- legenheit zum Muͤßiggange benehmen ſol (§. 283); ſo ſiehet man vor ſich, daß kei- nes weges muß erlaubet werden dieſen Leu- ten zu ſpielen, wo und wenn dergleichen zu beſorgen: als auf Academien, wo jun- ge Leute Studirens wegen ſich aufhalten, waͤre es unrecht, wenn man dieſen Leuten ohne Unterſcheid Freyheit zu ſpielen verſtat- ten, und dadurch Anlaß geben wolte, daß ſie nicht allein ihre Collegia verſaͤumeten, ſondern auch den Kopff mit unnuͤtzen Ge- dancken anfuͤlleten, die ſie im Studiren hinderten (§. 238 Met.), und das Geld, was ſie zum Studiren anwenden ſollten, dorthin truͤgen. Bey allen Einrichtun- gen muß man alles pruͤffen, und was gut iſt, behalten. lichkeiten der Oh- ren. §. 391. Zur Ergoͤtzlichkeit der Ohren ge- als
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Cap. 3. Von der Einrichtung
ner und der andern Luſt ſich einſchleicht,
und warumb man ſie in ſo weit vermei-
den ſol. Es ſind auch auſſer dem an-
gefuͤhrten allgemeinen Grunde noch ande-
re viele beſondere Gruͤnde theils oben an-
gefuͤhret, theils werden ſie nach dieſem an
gehoͤrigem Orte folgen, woraus man den
Mißbrauch gar leicht erkennen kan. Z. E.
Seil-Taͤntzer, Taſchen-Spieler, Comoͤ-
dianten, Operiſten &c. verleiten viele zu
ſchaͤdlichem Zeit-Vertreib und zum Muͤſ-
ſiggange. Da nun oben ausgefuͤhret wor-
den, daß man im gemeinen Weſen die Ge-
legenheit zum Muͤßiggange benehmen ſol
(§. 283); ſo ſiehet man vor ſich, daß kei-
nes weges muß erlaubet werden dieſen Leu-
ten zu ſpielen, wo und wenn dergleichen
zu beſorgen: als auf Academien, wo jun-
ge Leute Studirens wegen ſich aufhalten,
waͤre es unrecht, wenn man dieſen Leuten
ohne Unterſcheid Freyheit zu ſpielen verſtat-
ten, und dadurch Anlaß geben wolte, daß
ſie nicht allein ihre Collegia verſaͤumeten,
ſondern auch den Kopff mit unnuͤtzen Ge-
dancken anfuͤlleten, die ſie im Studiren
hinderten (§. 238 Met.), und das Geld,
was ſie zum Studiren anwenden ſollten,
dorthin truͤgen. Bey allen Einrichtun-
gen muß man alles pruͤffen, und was gut
iſt, behalten.
§. 391.Zur Ergoͤtzlichkeit der Ohren ge-
hoͤret die Muſic, ſo wohl die Jnſtrumental-
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