390). Wer verstehet, wie im Wandel des Menschen alles mit einander zusammen stimmen sol (§. 142. 144 Mor.), und was man bey Ceremonien in acht zu nehmen hat (§. 177. 178 Mor.), der wird nach Er- forderung der Umstände leicht urtheilen, wie man diese und alle übrige Arten der Lustbarkeiten nach Zeit und Ort recht ver- theilen sol. An einer geschickten Abwechs- lung ist hier viel gelegen: welches die Er- fahrung längst bestätiget, wie das bekan- te Sprüchwort versichert: Abwechslung giebet Vergnügen.
Ergötz- lichkeiten des Ge- ruchs.
§. 392.
Was den Geruch betrifft; so hat man für allen Dingen darauf zu se- hen, daß aller Gestanck in Häusern und auf den Strassen verhindert werde: denn dadurch erwächset Verdruß, und wo man verdrüßlich ist, findet Lust und Vergnü- gen nicht stat (§. 404. 417 Met. Allein da der Gestanck auch der Gesundheit Ein- trag thut; so ist schon oben (§. 379) hier- von gehandelt worden. Absonderlich aber hat man darauf zu sehen, daß aller Unflat, wodurch ein übeler Geruch entstehen kan, weggeschaffet und nicht geduldet werde an solchen Oertern, wo man durch Spatzier- gänge eine Ergötzlichkeit suchet. Auch hat man die Handwercker, welche ein Gestän- cke machen, an solche Oerter der Stadt und Vorstädte zu verweisen, wo wenige
Leute
Cap. 3. Von der Einrichtung
390). Wer verſtehet, wie im Wandel des Menſchen alles mit einander zuſammen ſtimmen ſol (§. 142. 144 Mor.), und was man bey Ceremonien in acht zu nehmen hat (§. 177. 178 Mor.), der wird nach Er- forderung der Umſtaͤnde leicht urtheilen, wie man dieſe und alle uͤbrige Arten der Luſtbarkeiten nach Zeit und Ort recht ver- theilen ſol. An einer geſchickten Abwechs- lung iſt hier viel gelegen: welches die Er- fahrung laͤngſt beſtaͤtiget, wie das bekan- te Spruͤchwort verſichert: Abwechslung giebet Vergnuͤgen.
Ergoͤtz- lichkeiten des Ge- ruchs.
§. 392.
Was den Geruch betrifft; ſo hat man fuͤr allen Dingen darauf zu ⃒ſe- hen, daß aller Geſtanck in Haͤuſern und auf den Straſſen verhindert werde: denn dadurch erwaͤchſet Verdruß, und wo man verdruͤßlich iſt, findet Luſt und Vergnuͤ- gen nicht ſtat (§. 404. 417 Met. Allein da der Geſtanck auch der Geſundheit Ein- trag thut; ſo iſt ſchon oben (§. 379) hier- von gehandelt worden. Abſonderlich aber hat man darauf zu ſehen, daß aller Unflat, wodurch ein uͤbeler Geruch entſtehen kan, weggeſchaffet und nicht geduldet werde an ſolchen Oertern, wo man durch Spatzier- gaͤnge eine Ergoͤtzlichkeit ſuchet. Auch hat man die Handwercker, welche ein Geſtaͤn- cke machen, an ſolche Oerter der Stadt und Vorſtaͤdte zu verweiſen, wo wenige
Leute
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Cap. 3. Von der Einrichtung
390). Wer verſtehet, wie im Wandel
des Menſchen alles mit einander zuſammen
ſtimmen ſol (§. 142. 144 Mor.), und was
man bey Ceremonien in acht zu nehmen
hat (§. 177. 178 Mor.), der wird nach Er-
forderung der Umſtaͤnde leicht urtheilen,
wie man dieſe und alle uͤbrige Arten der
Luſtbarkeiten nach Zeit und Ort recht ver-
theilen ſol. An einer geſchickten Abwechs-
lung iſt hier viel gelegen: welches die Er-
fahrung laͤngſt beſtaͤtiget, wie das bekan-
te Spruͤchwort verſichert: Abwechslung
giebet Vergnuͤgen.
§. 392.Was den Geruch betrifft; ſo
hat man fuͤr allen Dingen darauf zu ⃒ſe-
hen, daß aller Geſtanck in Haͤuſern und
auf den Straſſen verhindert werde: denn
dadurch erwaͤchſet Verdruß, und wo man
verdruͤßlich iſt, findet Luſt und Vergnuͤ-
gen nicht ſtat (§. 404. 417 Met. Allein da
der Geſtanck auch der Geſundheit Ein-
trag thut; ſo iſt ſchon oben (§. 379) hier-
von gehandelt worden. Abſonderlich aber
hat man darauf zu ſehen, daß aller Unflat,
wodurch ein uͤbeler Geruch entſtehen kan,
weggeſchaffet und nicht geduldet werde an
ſolchen Oertern, wo man durch Spatzier-
gaͤnge eine Ergoͤtzlichkeit ſuchet. Auch hat
man die Handwercker, welche ein Geſtaͤn-
cke machen, an ſolche Oerter der Stadt
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/400>, abgerufen am 22.11.2024.
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