Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung absonderlich wo die Gebäude hoch und dieHöffe dabey enge sind, daß keine frische Lufft durchstreichen kan, nicht verstatten, daß man Kühe, Schweine und Schaafe halten darf. Woferne aber der Ort sei- ne Nahrung zum Theil von dem Acker- baue und der Viehzucht nehmen muß; so hat man nicht allein die Ställe fleißig aus- zumiesten und den Hoff rein zu halten, son- dern auch nicht zu verstatten, daß der Mist lange liegen bleibe und nicht bald fortge- schafft werde: wovon zum Theil auch schon oben (§. 379) nöthige Erinnerung geschehen. Es gehöret hieher zugleich die Einrichtung mit den heimlichen Gemächern, daß sie nicht stincken, und die Anstalten den Unflath, den man wegen der mensch- lichen Nothdurfft nicht vermeiden kan, theils zu verbergen, theils aus den Häusern und der Stadt bequem hinauszubringen. Alles, was bisher gesaget worden, gehet dahin, daß wir nicht mit Gestancke be- schweeret werden. Allein dieses ist nicht genung: man muß auch suchen durch an- genehmen Geruch dem Menschen Vergnü- gen zu machen, und unterweilen den Ge- stanck durch dergleichen vertreiben. Umb des letzteren willen muß man darauf be- dacht seyn, daß man bey Materialisten und in Apothecken allerhand Räuchwerck, als Weyrauch, Räucher-Kertzen, Ofen- Lack,
Cap. 3. Von der Einrichtung abſonderlich wo die Gebaͤude hoch und dieHoͤffe dabey enge ſind, daß keine friſche Lufft durchſtreichen kan, nicht verſtatten, daß man Kuͤhe, Schweine und Schaafe halten darf. Woferne aber der Ort ſei- ne Nahrung zum Theil von dem Acker- baue und der Viehzucht nehmen muß; ſo hat man nicht allein die Staͤlle fleißig aus- zumieſten und den Hoff rein zu halten, ſon- dern auch nicht zu verſtatten, daß der Miſt lange liegen bleibe und nicht bald fortge- ſchafft werde: wovon zum Theil auch ſchon oben (§. 379) noͤthige Erinnerung geſchehen. Es gehoͤret hieher zugleich die Einrichtung mit den heimlichen Gemaͤchern, daß ſie nicht ſtincken, und die Anſtalten den Unflath, den man ⃒wegen der menſch- lichen Nothdurfft nicht vermeiden kan, theils zu verbergen, theils aus den Haͤuſern und der Stadt bequem hinauszubringen. Alles, was bisher geſaget worden, gehet dahin, daß wir nicht mit Geſtancke be- ſchweeret werden. Allein dieſes iſt nicht genung: man muß auch ſuchen durch an- genehmen Geruch dem Menſchen Vergnuͤ- gen zu machen, und unterweilen den Ge- ſtanck durch dergleichen vertreiben. Umb des letzteren willen muß man darauf be- dacht ſeyn, daß man bey Materialiſten und in Apothecken allerhand Raͤuchwerck, als Weyrauch, Raͤucher-Kertzen, Ofen- Lack,
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Cap. 3. Von der Einrichtung
abſonderlich wo die Gebaͤude hoch und die
Hoͤffe dabey enge ſind, daß keine friſche
Lufft durchſtreichen kan, nicht verſtatten,
daß man Kuͤhe, Schweine und Schaafe
halten darf. Woferne aber der Ort ſei-
ne Nahrung zum Theil von dem Acker-
baue und der Viehzucht nehmen muß; ſo
hat man nicht allein die Staͤlle fleißig aus-
zumieſten und den Hoff rein zu halten, ſon-
dern auch nicht zu verſtatten, daß der Miſt
lange liegen bleibe und nicht bald fortge-
ſchafft werde: wovon zum Theil auch
ſchon oben (§. 379) noͤthige Erinnerung
geſchehen. Es gehoͤret hieher zugleich die
Einrichtung mit den heimlichen Gemaͤchern,
daß ſie nicht ſtincken, und die Anſtalten
den Unflath, den man ⃒wegen der menſch-
lichen Nothdurfft nicht vermeiden kan,
theils zu verbergen, theils aus den Haͤuſern
und der Stadt bequem hinauszubringen.
Alles, was bisher geſaget worden, gehet
dahin, daß wir nicht mit Geſtancke be-
ſchweeret werden. Allein dieſes iſt nicht
genung: man muß auch ſuchen durch an-
genehmen Geruch dem Menſchen Vergnuͤ-
gen zu machen, und unterweilen den Ge-
ſtanck durch dergleichen vertreiben. Umb
des letzteren willen muß man darauf be-
dacht ſeyn, daß man bey Materialiſten
und in Apothecken allerhand Raͤuchwerck,
als Weyrauch, Raͤucher-Kertzen, Ofen-
Lack,
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