Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung einmenget. Und dannenhero können sieeinen geschickt machen, sich in die Fälle des menschlichen Lebens zu schicken. Und da bey demjenigen, was auf dem Glücke be- ruhet, meistentheils nur eine Wahrschein- lichkeit sich befindet; so kan man durch die Spiele, in so weit sie von dem Glücke dependiren, auch zugleich die Wahrfchein- lichkeit beurtheilen lernen. Also haben die Spiele verschiedenen Nutzen in Anse- hung des Verstandes und einiger massen erhellet auch schon hieraus einiger Nutzen in Ansehung des Willens, in so weit man sich nemlich dadurch in die Zufälle des menschlichen Lebens schicken lernet. Un- terdessen kan man dadurch auch noch ein mehreres erhalten, wenn man sie dergestalt einrichtet, daß sie zugleich zu Tugend-Ubun- gen Anlaß geben: Dergleichen Spiele sinnreiche Köpffe (§. 366. Met.) gar wohl er- sinnen können, wenn sie dabey die Beschaffen- heit der Tugenden wohl inne haben. Spie- le, dadurch man den Leib beweget, dienen zur Gesundheit sonderlich derer, die sonst viel sitzen müssen. Was nun ferner den Misbrauch der Spiele betrifft, so gehöret für allen Dingen hieher, wenn man aus ihnen ein Handwerck machet. Denn da sie zum blossen Zeit-Vertreibe vorgenom- men werden; so muß man nicht zu der Zeit spielen, da man arbeiten sol, oder an- dere ordentliche Verrichtungen vorzuneh- men
Cap. 3. Von der Einrichtung einmenget. Und dannenhero koͤnnen ſieeinen geſchickt machen, ſich in die Faͤlle des menſchlichen Lebens zu ſchicken. Und da bey demjenigen, was auf dem Gluͤcke be- ruhet, meiſtentheils nur eine Wahrſchein- lichkeit ſich befindet; ſo kan man durch die Spiele, in ſo weit ſie von dem Gluͤcke dependiren, auch zugleich die Wahrfchein- lichkeit beurtheilen lernen. Alſo haben die Spiele verſchiedenen Nutzen in Anſe- hung des Verſtandes und einiger maſſen erhellet auch ſchon hieraus einiger Nutzen in Anſehung des Willens, in ſo weit man ſich nemlich dadurch in die Zufaͤlle des menſchlichen Lebens ſchicken lernet. Un- terdeſſen kan man dadurch auch noch ein mehreres erhalten, wenn man ſie dergeſtalt einrichtet, daß ſie zugleich zu Tugend-Ubun- gen Anlaß geben: Dergleichen Spiele ſinnreiche Koͤpffe (§. 366. Met.) gar wohl er- ſinnen koͤnnẽ, wenn ſie dabey die Beſchaffen- heit der Tugenden wohl inne haben. Spie- le, dadurch man den Leib beweget, dienen zur Geſundheit ſonderlich derer, die ſonſt viel ſitzen muͤſſen. Was nun ferner den Misbrauch der Spiele betrifft, ſo gehoͤret fuͤr allen Dingen hieher, wenn man aus ihnen ein Handwerck machet. Denn da ſie zum bloſſen Zeit-Vertreibe vorgenom- men werden; ſo muß man nicht zu der Zeit ſpielen, da man arbeiten ſol, oder an- dere ordentliche Verrichtungen vorzuneh- men
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Cap. 3. Von der Einrichtung
einmenget. Und dannenhero koͤnnen ſie
einen geſchickt machen, ſich in die Faͤlle des
menſchlichen Lebens zu ſchicken. Und da
bey demjenigen, was auf dem Gluͤcke be-
ruhet, meiſtentheils nur eine Wahrſchein-
lichkeit ſich befindet; ſo kan man durch
die Spiele, in ſo weit ſie von dem Gluͤcke
dependiren, auch zugleich die Wahrfchein-
lichkeit beurtheilen lernen. Alſo haben
die Spiele verſchiedenen Nutzen in Anſe-
hung des Verſtandes und einiger maſſen
erhellet auch ſchon hieraus einiger Nutzen
in Anſehung des Willens, in ſo weit man
ſich nemlich dadurch in die Zufaͤlle des
menſchlichen Lebens ſchicken lernet. Un-
terdeſſen kan man dadurch auch noch ein
mehreres erhalten, wenn man ſie dergeſtalt
einrichtet, daß ſie zugleich zu Tugend-Ubun-
gen Anlaß geben: Dergleichen Spiele
ſinnreiche Koͤpffe (§. 366. Met.) gar wohl er-
ſinnen koͤnnẽ, wenn ſie dabey die Beſchaffen-
heit der Tugenden wohl inne haben. Spie-
le, dadurch man den Leib beweget, dienen
zur Geſundheit ſonderlich derer, die ſonſt
viel ſitzen muͤſſen. Was nun ferner den
Misbrauch der Spiele betrifft, ſo gehoͤret
fuͤr allen Dingen hieher, wenn man aus
ihnen ein Handwerck machet. Denn da
ſie zum bloſſen Zeit-Vertreibe vorgenom-
men werden; ſo muß man nicht zu der
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